Mit dem #Salzkammergut bin ich lebenslang verbunden, denn hier bauten meine Großeltern 1947 ihr Haus in der Nähe des Attersee, das für mich bisher immer Heimat und der Ort von Familie war. Hier habe ich als kleines Kind Oma und den Rest der Familie besucht, Ribiseln gebrockt, mich gewundert, was ein Bunkl ist, mit meiner Tante geratscht und gehört, was sich so verändert hat. Ich habe noch nie im Attersee gebadet, denn die Ager war viel näher. Das Schloss Kammer kennen viele von einem berühmten Klimt-Bild, ich, weil es Ziel von Spaziergängen im Urlaub war. Gustav Klimt war hier über viele Jahre in der Sommerfrische und hat hier wie so wie andere Künstler*innen Urlaub gemacht. Mittlerweile ist Klimt für den Tourismus allgegenwärtig und wird vielseitig vermarktet.

In meiner Kindheit war eine Runde Minigolf am See ein echtes Highlight und alle zehn Jahre bin ich auch mal mlt dem Schiff rund um den See gefahren. Ich kenne noch den alten Endpunkt des Kammerer Hansl direkt am Wasser, der mittlerweile durch einen modernen Mobilitätshub etwas näher an der Brücke ersetzt ist, an dem das Umsteigen vom Bus in die Regionalbahn sehr bequem ist. Obwohl der Takt sich eher im Stundenbereich als in metropolengewohnten 10-Minuten-Takt bewegt. Mittlerweile ist ein Grab der Ort, um meinen Vater, seine Schwester, meine Tante, und meinen Onkel zu besuchen. Ich muss mich also neu aufstellen und neue Orte finden, um hier unterzukommen und die hier lebenden Menschen zu treffen, aber auch wie bisher die Seele baumeln zu lassen.

Meine Unterkunft ist dieses Mal der Gasthof #Häupl, das beste Haus am Platz, an dem ich bisher immer nur vorbei gegangen bin. Attraktive Lage: Zimmer mit Seeblick. Etwas old fashioned eingerichtet. Minibar aber kein Wasserkocher auf dem Zimmer genauso wenig wie ein Zimmersafe. Restaurant mit Terrasse zum See heraus. Und für Hausgäste findet sich im Restaurant immer noch ein Plätzchen zum Essen nach der Anreise. Das Frühstücksbuffet ist traditionell und halbwegs gut „bestückt“, allerdings gibt es statt reschen Semmeln vom Bäcker des Vertrauens nur krümmelnde Aufbackbrötchen. Aber man kann ein gekochtes Ei nach persönlichem Gusto beauftragen statt warmgehaltene gekochte Eier mit hartem Eigelb vom Buffet nehmen zu müssen. Und bei schönem Wetter kann man draußen auf der Terrasse mit Seeblick frühstücken. Allerdings stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis im Haus nicht wirklich. Abgesehen von einem durchaus hohen 75% Einzelzimmerzuschlag (das habe ich eher zufällig gelernt, weil man mir beim Auschecken ein Doppelzimmer berechnen wollte), fehlte mir einiges, das ich für ein Hotelzimmer dieser Preiskategorie erwarte. Es sind Kleinigkeiten: Wenn man den Fernseher anmacht, dann gibt es ziemlich viele Programme, nur fehlt irgendwo eine Liste, wo welcher Sender liegt. Wenn man also wie ich gerne am Montag Abend mal ganz traditionell „Liebesgschichten und Heiratssachen“ in ORF 2 auf dem großen Fernseher sehen will, muss man sich durch ziemlich viele andere Programme schalten, bis man beim richtigen ist. Wenn man beim Frühstück sitzt und man den letzten freien Tisch erwischt, für spätere Gäste ein „Stell den Männern noch die Blumen hin“ hört, dabei merkt, dass bei mir als einzigem Tisch keine stehen und das ausser mir niemandem auffällt. Das Haus ist alt, es gibt zwar einen Fahrstuhl zu den Zimmern, aber im Eingangsbereich sind mehrere Stufen zu überwinden und niemand hilft mit dem Koffer, muss man ihn heben und kann nicht rollen. Wenn man beim Auschecken eine vorbereitete Rechnung bekommt, dabei den falschen Preis reklamiert, weil das Zimmer für 2 Personen abgerechnet wurde und man mit der eigenen Bestätigungsmail sicherstellt, das die neue Rechnung stimmt, zeigt das, dass man immer alle Buchungen einer Reise verfügbar haben sollte, als Ausdruck oder zumindest als Mail. Und die Entschuldigung für diesen Fehler des Hotels war mehr als dezent, genauso wie die Frage, wie es gefallen habe und die Reaktion auf einen Hinweis von mir zu einem defekten Gerät auf dem Zimmer.

Fazit: Das Hotel ist für ein paar Nächte ok, aber sicher kein Grund, extra dafür nach Seewalchen zu kommen. Und bei längeren Aufenthalten sollte man besser eine Ferienwohnung suchen.

Der Attersee ist eine Urlaubsregion, die eher vom Auto als Normalfall der Anreise und Fortbewegung ausgeht. Es gibt zwar auch Buslinien und einige Bahnstrecken, aber wer ohne Auto unterwegs ist (wie ich), der muss viel mehr planen, um mit Bus und Bahn auch schöne Ecken der Gegend zu erkunden. Und einige Zielpunkte, die Kilometermäßig gar nicht so weit weg sind, sind nur unter extremen Mühen mit dem ÖPNV zu erreichen.
Fazit: Die Salzkammergut-Seen sind wunderbar für Wassersport, vor allem Segeln und Tauchen. Wer gerne wandert, findet Touren aller Schwierigkeitsgrade, braucht aber eigentlich ein Auto, um die Ausgangspunkte gut zu erreichen. Das Wetter kann wunderbar sein – Seen und Berge bei strahlendem Sonnenschein sind wirklich fein anzusehen – aber genauso gut gibt es strömenden Regen und Schlechtwetterphasen. Wer ohne Auto unterwegs sein will, sollte eher den Traunsee oder Bad Ischl als Standort in Erwägung ziehen, dort gibt es mehr und bessere Angebote, um mit Bus und Bahn unterwegs zu sein. Es gibt auch einige Möglichkeiten, Schlechtwetterprogramm zu machen, aber auch hierfür braucht es eigentlich ein Auto. Es gibt viele gute Restaurants, auch diese sind eher gut mit dem Auto erreichbar, und man sollte sich der Öffnungszeiten selbst in der Hochsaison vergewissern und am besten vorher reservieren. Es gibt viele dezentrale Kulturangebote, dazu sollte man sich vorher informieren und auch hier gilt, dass viele ohne Auto nicht erreichbar sind. Und es gibt auch interessante zeitgeschichtliche Angebote, die eher dunkle Zeiten beleuchten, zum Beispiel das https://www.memorial-ebensee.at/index.php/de/besucherinfo/zeitgeschichte-museum in Ebensee.
Ich habe die Tage in Seewalchen genutzt und – ohne bequemes Zuhause wie bisher – mit Bus und Bahn die Gegend erkundet. Sehr hilfreich war dabei die OÖNV-App, um alle Verbindungen zu finden. Wenn ich mich für ein Ziel entschieden hatte, dann habe ich gleich ein Tagesticket gelöst. Damit hat man dann die Chance die Fahrt auch zu unterbrechen und das Ganze – im Rahmen des Fahrplans – den Charakter eines Hop on- Hop off-Ticket. Für die Traunsee-Region gibt es immerhin ein – auch im Internet zugängliches – Faltblatt zu den ÖPNV-Angeboten incl. eines Rufbus-Angebots mit den Verbindungen auch zu einigen Ausflugszielen. Für den Attersee fehlt ein solches Angebot, hier geht man immer noch vom eigenen Auto der Gäste aus. Leider sind in Österreich Angebote wie das Klimaticket nur als Jahresticket verfügbar, so dass man entweder einfach die Zonen-Einzeltickets löst, die nicht besonders günstig sind oder suchen muss, ob es besondere Angebote gibt.





So habe ich einen Tag genutzt, mit dem Bus von Seewalchen zum gut 7 Kilometer entfernten Ort Attersee zu fahren und von dort mlt der Atterseebahn nach Vöcklamarkt (und zurück). Wenn man die Strecke nicht zu Fuß gehen will (auch weil der Weg teilweise auf einer engen Straße entlang geht, die man sich mit den Autos und Radfahrenden teilt), gibt es am Sonntag vier direkte Busverbindungen. Diese sind eigentlich auch auf die Abfahrtszeiten des stündlichen Zuges nach Vöcklamarkt abgestimmt. Nur wartet der Zug nicht auf den Bus. Wenn also der Bus – zum Beispiel wegen Verkehrsbehinderungen auf der engen Straße – nicht pünktlich an der Bahnstation ist, dann muss man eine knappe Stunde auf den nächsten Zug warten. Der wartet in Vöcklamarkt immerhin auf die Züge aus Richtung Salzburg oder Linz. Ich habe die Wartezeit in Attersee für einen kleinen Ortsbummel genutzt. Und man kann die Bahnfahrt auch für einen jeweils einstündigen Bummel in Vöcklamarkt und in St.Georgen nutzen. Wenn man nicht bis kurz vor 17 Uhr warten will, um mit dem Bus zurück zu fahren, kann man auch noch ein Ticket für den Nordkurs der Attersee-Schifffahrt nutzen und kommt für etwas über 10 Euro von Attersee nach Kammer. Mit einem kleinen Bummel an der Marina und dem Klimt-Garten vorbei ist man dann gut wieder zurück in Seewalchen.


#Seewalchen ist unter anderem auch Heimat einer erfolgreichen Unternehmerinnenfamilie, der Trachtenfertigung Tostmann, seit 1949 mittlerweile in dritter Generation am Ort mit Fertigung und Verkaufsausstellung tätig, und der Atterbuch-Buchhandlung, deren Inhaber Erich Weidinger mittlerweile seinen dritten Regionalkrimi veröffentlicht hat und der immer wieder Lesungen und Veranstaltungen organisiert.

Traditionell war ein Besuch in der Bezirksstadt #Vöcklabruck für mich immer ein „Must“, vorzugsweise am Mittwoch zum Markt, um leckere Sachen zu kaufen und das, was fußläufig in Seewalchen nicht zu bekommen, aber irgendwie wichtig war, zu besorgen. Aber im Laufe der Zeit waren immer weniger attraktive Geschäfte am Stadtplatz über die (gute) ÖPNV-Anbindung zu erreichen und bei meinem Besuch im Juli 2023 waren noch mehr Geschäfte nicht mehr da. Immerhin hält noch die Buchhandlung Michael Neudorfer https://www.die-buchhandlung.at/ durch, deren Newsletter ich immer mit großer Freude lese. Und auch deshalb ist ein Besuch und der Kauf von ein bis zwei Büchern eine Selbstverständlichkeit.
Bad #Ischl ist bekannt als Sommerfrische von Kaiser Franz Josef. Offenbar mögen König*innen und Kaiser Urlaubsorte mit viel Wald und Wasser. Nachdem die Mutter von Franz Josef, Erzherzogin Sophie, auch einige Jahre nach ihrer Heirat mit dem Bruder der österreichischen Kaisers, der selbst keine Kinder hatte, nicht schwanger wurde (und so den Fortbestand der Habsburger Dynastie auch nicht sicherte), wurde ihr vom Arzt eine Kur in Bad Ischl verordnet. Und die förderte die Fruchtbarkeit der Erzherzogin (und des mit ihr verheirateten Erzherzogs): Deshalb nannte man Franz Josef und seine Brüder auch die Salzprinzen. Daraus entstand in der Mitte des 19.Jahrhunderts die Tradition der Sommerfrische. Man übersiedelte für den Sommer ins Salzkammergut, je nach Geldbeutel in die eigene Villa oder eine andere Unterkunft und genoss neben Wander- und Jagdausflügen viele kulturelle Vergnügungen von Theater bis Musikaufführungen auch am Urlaubsort. Und vor den Zeiten des eigenen Autos war die Bahnstrecke von Attnang-Puchheim nach Stainach-Irdning die Hauptverkehrsader, die auch direkte Verbindungen mit Kurswagen bis Wien bot.


Noch heute ist das vor allem in Bad Ischl zu sehen, wohin ich einen Tagesausflug gemacht habe, auch um beim Zauner vorbei zu schauen (ich bin nicht verwandt oder verschwägert mit diesem Ischler Traditionsbetrieb, der weit über Ischl hinaus bekannt ist) und zu schauen, wie sich die Stadt so entwickelt hat. Wie immer gefiel mir die Atmosphäre und das, was man in Ischl so alles tun kann und ich habe mir – nicht nur im kommenden Jahr 2024, in dem Ischl Kulturhauptstadt Europas ist – vorgenommen, hier mehr und länger zu bleiben. Und hier habe ich binnen einer Woche mit der http://www.kurdirektion.at die dritte schöne Buchhandlung im Salzkammergut entdeckt.

Und trotz Schienenersatzverkehr – die Strecke von Attnang-Puchheim nach Bad Ischl (und auch die weitere Strecke bis zu Dachsteinhöllen) ist ein Bahn-Gusto-Stückerl mit vielen schönen Ausblicken, es war gut, einen Fensterplatz im ziemlich vollen Bus ergattert zu haben.

Seit einigen Jahren verbinde ich den Sommeraufenthalt im Salzkammergut mit dem Besuch von Veranstaltungen der Salzburger Festspiele. Kein billiges Vergnügen, in jeder Beziehung, aber mit spannenden Theateraufführungen und bereichernden Konzerten ein feiner Kulturgenuss. So habe ich im Laufe der Jahre tolle Inszenierungen auf der Perner Insel in Hallein erlebt (obwohl ich bei auch bei Faust I+II ensuite in der ungekürzten Fassung in der dritten Pause nachts um zwei gegangen bin, weil es doch etwas lang war), interessante Lesungen und Theateraufführungen im Salzburger Landestheater hatte, Matinee- und Abendkonzerte der Philharmoniker mit berühmten Dirigenten oder Mozart-Matineen mit Joana Mallwitz. Ich habe über die Jahre verschiedene Inszenierungen des Jedermann mit diversen Buhlschaften auf dem Domplatz und wegen Schlechtwetter im Festspielhaus gesehen, Martin Grubinger im Haus für Mozart oder Thomas Quasthoff im großen Festspielhaus. Das Einlassenkönnen auf Kultur ist im Urlaub einfacher und Kulturgenuss ist etwas, dass mir gut tut. In Salzburg erlebt man in den verschiedensten Veranstaltungen etwas, dass ich aus Berlin nicht kenne, nämlich Menschen, die sich bewusst „gut“ für den Besuch der Veranstaltung anziehen. Und wenn man bei der Tagesplanung berücksichtigt, dass selbst in der Festspielsaison man in Salzburg nach 22 Uhr ausser einer Wurst am Würstelstand nicht so einfach was zu essen bekommt (entsprechend eher vor einer Abendvorstellung essen geht oder den Nach-Theater-Imbiss anders organisiert), dann kann man ein paar schöne Tage in Salzburg verbringen.
Ich hatte auch dieses Jahr eine schöne Woche im Salzkammergut und in Salzburg. Und bin gespannt, welches Wetter mich nächstes Jahr dort im August erwarten wird, neben Kultur, Genuss und Begegnungen.
Tipps
1. Wer ab Sonnabend nicht die Unterkunft seiner Wahl findet, sollte überlegen, ob man auch am Sonntag anreisen kann. Sonntag ist mehr Gästewechsel.

2. Wer gewohnt ist, eigentlich alles mit Karte zu zahlen, hat hier immer wieder Punkte wo man „Cash only“-Schilder findet. Es gibt verschiedene Geldautomaten, aber damit sind natürlich Gebühren verbunden; ausser man hat eine Karte, mit der man ohne Gebühren auch im Ausland Geld abheben kann.

3. Es gibt zwar einige Cafés und Restaurants in den Orten rund um den Attersee, auch einige wirklich gute, aber wir befinden uns in einer Gegend, in der „durchgängig warme Küche“ eher die Ausnahme ist und auch die Reservierung eines Tisches durchaus sinnvoll ist. Ausserdem muss merkt man den Arbeits- und Fachkräftemangel überall. Sei es mit – in der Hauptsaison eher ungewöhnlichen Öffnungs- (und Schließ)zeiten oder auch mit einer Servicequalität, die nicht mehr an frühere hohe Dienstleistungsqualität anknüpft. Wer also gut essen gehen will, prüft vorher im Zweifel die Öffnungszeiten und reserviert möglichst einen Tisch.
4. Wer Karten für die Salzburger Festspiele will, ohne auf die (noch teureren) Angebote der Kartenbüros zurückgreifen zu müssen, der bestellt im Dezember des Vorjahres online über die Website der Salzburger Festspiele seine Karten. Da auch 2023 die Veranstaltungen zu rund 96% ausverkauft waren, wartet man dann gespannt, welche Karten man tatsächlich bekommt.
5. In Salzburg ist man zur Festspielzeit am einfachsten zu Fuss unterwegs. Es gibt einen guten innerstädtischen Busverkehr und wenn man nach Hallein für die Theateraufführungen auf der Perner Insel will, kann man neben dem Festspielbus auch die S-Bahn oder den Regionalbus nutzen. Seit 2023 sind auch alle ÖPNV-Verbindungen im Land Salzburg vor und nach der Vorstellung mit der Eintrittskarte der Festspiele nutzbar.
6. Wer lieber auf ein Taxi zurückgreift, um zur Vorstellung bei den Festspielen zu kommen, der sollte berücksichtigen, dass ein Taxi nach Ende der Veranstaltung nicht so einfach verfügbar ist, weil, gerade bei schlechtem Wetter, viele ein Taxi ergattern wollen. Auch deshalb wähle ich in Salzburg immer ein Hotel, dass man im Zweifel auch fußläufig erreicht.



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