Neben der Schiffsreise auf dem Meer gibt es die Schiffsreise auf dem Fluss. Bekannt sind die vor allem im Sommer auf dem Rhein und auf der Donau. Es ist das Reisen mit dem Hotel dabei und dem dezenten Schaukeln, dass so schön beim Einschlafen hilft. Verschiedene Anbieter machen dabei ein Angebot, das neben mehr oder minder interessanten Strecken gutes Essen und gute Getränke umfasst. Die Flusskreuzfahrtschiffe sind deutlich kleiner als Kreuzfahrtschiffe, sie haben meist so zwischen 120 bis 350 Gäste an Bord. Es gibt große und kleinere Schiffe, verschiedene Anbieter und die sind auch unterschiedlich. Ich bin vor fünf Jahren mit @arosakreuzfahrten auf der Mosel unterwegs gewesen und habe diese Gourmet-Kreuzfahrt sehr genossen, auch aufgrund des guten Essens, der bezaubernden Sommeliere, und dem Weinpaket, an dem ich mich wirklich erfreut habe. Danach wollte ich eigentlich wieder eine vergleichbare Reise machen, die allerdings etwas in den Corona-Wirren verloren ging. Ich hatte den kompletten Reisepreis eine Woche vor dem ersten Lockdown bezahlt, Arosa hat einen ziemlich langen zinslosen Kredit bei mir genommen und weder unaufgefordert zurückgezahlt noch irgendeinen Bonus oder auch nur ein paar freundliche Worte dafür offeriert.

Das Konzept der Flusskreuzfahrt ist eines, dass Entspannung und neue Entdeckungen bringen kann. Und deshalb will ich das Konzept jetzt wieder nutzen. Und neben einer Route auf meiner Bucketlist, für die ich noch kein zeitlich und finanziell für Alleinreisende halbwegs passendes Angebot gefunden habe (aber auch das wird irgendwann kommen), versuche ich deshalb ein paar ungewöhnliche Reisen mit einem vergleichsweise neuen Anbieter mit kleineren Schiffen und interessanten Routen. Beim #Reisebüro meines Vertrauens, https://passage-kontor.de/ fand ich ein Angebot für eine nette Gruppenreise im Dezember auf der MS Tiara von @vivacruises zu den #Weihnachtsmärkte|n auf dem #Main. Leider verschob sich genau zur Zeit der geplanten Gruppenreise ein dienstlicher Termin, aber gerade noch rechtzeitig vor der endgültigen Buchung, und ich bin daher statt Anfang Dezember die Woche vor Weihnachten unterwegs.
Es ist etwas anderes, ob ich mit rund 100 Menschen oder 3.000 Menschen unterwegs bin. Es gibt natürlich weniger Auswahl bei den Restaurants und – ein wichtiger Unterschied zur Kreuzfahrt auf dem Meer – nicht immer irgendwo etwas zu essen. Es gibt in der Regel ein Hauptrestaurant und eine Bar/Lounge, meist noch ein zweites, kleineres Bistro etc. . Die Abendunterhaltung ist deutlich bescheidener als auf größeren Schiffen, aber es ist eben auch eine gute Gelegenheit, um runterzukommen und abends ein gutes Buch zu lesen – etwas, das ich sehr genieße – und auf die Abendunterhaltung verzichte ich eh meist, wenn sie irgendwo angeboten wird.
Dabei war diese Reise nicht ganz so wunderbar wie gedacht und geplant, aber auch anders doch ganz schön. Es fing schon vertrackt vor der Abreise an: die per Post versandten Reiseunterlagen, die 14 Tage vor Reisebeginn kommen sollen, kamen nie bei mir an. Der Voucher kam dann per Mail, aber alle restlichen Unterlagen stimmten nicht und es galt herauszufinden, wo und wann genau die Reise beginnt, in Frankfurt das Schiff am Untermainkai zu finden und zur richtigen Zeit einzuchecken. Die Herausforderung habe ich mithilfe meines wunderbaren Reisebüro des Vertrauens gemeistert, habe einen Weg zum Schiff ohne Treppen gefunden (das ist am Untermainkai nicht ganz so einfach, aber mit Koffer besser) und früh eingecheckt. Frankfurt lag im tiefen Nebel, und das wirklich schöne 25h The Trip im Bahnhofviertel war weit netter als die Umgebung, die die mehr hässlichen Seiten der Stadt zeigt.
Die MS Tiara ist ein kleines Schiff, 2006 gebaut und 2020 renoviert, mit höchstens 152 Personen in 76 Kabinen und einer Besatzung von 36 Personen. Klein aber fein.

Ich war in Kabine 209 auf dem mittleren Deck mit französischem Balkon untergebracht, eigentlich eine schöne Kabine, von der es weder zur Rezeption und der Lounge noch zum darunter liegenden Restaurant weit ist. Einige Treppen, vor allem die vom mittleren Deck zum am Heck liegenden Bistro auf dem oberen Deck sind ziemlich steil, aber es gibt auch einen Lift für Mobilitätseingeschränkte, die aber auch mit der recht schmalen Gangway Probleme haben dürften.

Im Restaurant gibt es Frühstück als Buffet, Mittagessen als Mix zwischen Buffet und Am-Platz-Service und das Abendessen mit flexibler Tischzeit und ohne festen Tisch wird zwischen 19 und 21 Uhr am Platz serviert. Es gibt eine kleine aber feine Karte, immer auch die Möglichkeit für ein veganes Menü und offenen Weiß- und Rotwein im Ausschank, der jeden Abend wechselt. Da der Dornfelder aus der Pfalz am 2.Abend nicht wirklich meinen Geschmack traf, bin ich dann doch zum australischen Chardonnay gewechselt, während der südafrikanische Rotwein am Abend vorher besser meinen Geschmack traf. Der Merlot im Bistro war sehr fein. Der chilenische Cabernet am letzten Abend beimGala-Dinner war wieder ok, allerdings bleibt für mich der südafrikanische Rotwein vom 1.Abend der beste der Reise.
Das Frühstücksbuffet mit aufgebackenen Brötchen ist eher auf dem Niveau eines einfacheren Hotelfrühstücks ohne besondere Highlights. Der Kaffee aus der Kanne kommt durch die Servicekräfte, der Orangensaft aus dem Tetrapack. Wenn man Mittags an Bord ist, kann man die kleine Karte im Bistro mit frisch zubereiteten Burgern, Fish and Chips oder Suppe und Salat genießen oder ein Vorspeisen- und Salat-Buffet sowie eine Auswahl von Gerichten, die am Platz im Hauptrestaurant serviert werden. Das Essen ist ordentlich, aber nicht spektakulär. Das Abendessen im Bistro ist etwas, dass man auf jeden Fall reservieren sollte, um es zu genießen. Sechs Tische, ein Kellner, ein Koch in der offenen Küche. Definitiv mein Highlight dieser Reise. Am Abend des Galadinner am letzten Abend gab es eigentlich nur die Wahl zwischen (sehr leckerem) Fleisch und einer vegetarischen Alternative für den Hauptgang. Der Kellner, der das aufnahm, fiel mir eh schon auf der Reise durch konsequentes Duzen der Gäste auf, hatte aber kein Ohr für meinen Wunsch, die beiden fischhaltigen Alternativen durch etwas ohne Meeresgetier zu ersetzen. Zum Glück hat das dann mein Lieblingskellner beim Servieren glattgezogen, so dass ich das volle Programm hatte.




Es waren Tage ohne Schnee und mit viel Nebel. Es war wunderbar, um runterzukommen und zum Jahresende und kurz vor Weihnachten ein paar sehr geruhsame Tage zu verbringen. Es gab vor allem in Würzburg die Gelegenheit ohne viel Stress noch das für Weihnachten zu besorgen, was ich bisher nicht geschafft habe.
Für alle drei Anlaufstellen brauchte man keinen gebuchten Ausflug. An der Rezeption gab es für jeden Ort auch einen kleinen Stadtplan, aber insgesamt sind Wertheim und Miltenberg so übersichtlich, dass man einfach durch den Ort bummeln kann – und auch in Würzburg kommt man gut zu Fuss durch die historische Innenstadt. Ich habe viele schöne alte Häuser gesehen. Interessant, dass an allen drei Orten Stolpersteine und zum Teil Interessante Gedenktafeln für die verfolgten jüdischen Bürger*innen gab. In Würzburg lagen Stolpersteine und eine Gedenktafel für die frühere Synagoge direkt gegenüber einer großen katholischen Kirche. Und in Miltenberg war ein sehr neuer Gedenkort am Rathaus zu finden. Die gewählten Inschriften tun sich schwer mit der Benennung der Täter des Holocaust, aber immerhin das jüdische Leben in diesen Orten wieder sichtbar.



Was mir gefallen hat
1. Die Kabine ist gut ausgestattet, eine Nespresso-Maschine erlaubt einen Morgenkaffee im Bett, die Minibar mit Saft, Softdrinks und Bier ist inklusive und wird täglich nachgefüllt. Die Dusche ist vergleichsweise groß für ein Schiff und hat eine Glastrennwand, so dass man beim Duschen nicht mit einem Vorhang kämpft.
2. Alle Beschäftigten auf dem Schiff waren sehr freundlich und hilfsbereit. Es war in keiner Position jemand mit deutscher Muttersprache, aber das internationale Team um den rumänischen Kapitän war höchst engagiert. Ein bißchen mehr Training wünsche ich mir bei einzelnen Beschäftigten im Restaurant. Viele, einer ganz besonders, gehen ganz zauberhaft mit allen Gästen, auch mit einer (freiwillig) alleine sitzenden Person, um. Das gilt leider nicht für alle, einer nervt mit der NoGo-Frage für Alleinreisende: „Warum?“ und braucht dann etwas länger, um zum Tisch zu kommen, wenn man alleine sitzt. Einfach akzeptieren, schnell bedienen und davon ausgehen, dass man als Alleinreisende sich Gesellschaft organisiert, wenn man es will – und manchmal auch gerne auf diese verzichtet. Besonders gut waren in dieser Hinsicht das Team im Bistro und Carlo im Restaurant, kurz: ganz zauberhaft.
3. Es gab bei der Menüauswahl nicht nur den klassischen „Dreiklang Fleisch, Fisch, Vegetarisch“, sondern täglich auf der Menüübersicht das „vegane Menü“, das zeigte, wie vielfältig das sein kann. Leider wurde das beim Galadinner nicht durchgehalten – hier wäre eine vegane Alternative auch für die Vorspeisen mit Fisch eine sinnvolle Fortsetzung eines guten Konzeptes.
Was ich mir anders wünsche
1. Das Schiff in Frankfurt zu finden war eine echte Aufgabe. Es lag an einer Promenade, das Taxi hatte keinen richtigen Orientierungspunkt und wer auch immer den Liegeplatz vereinbart hat, geht offenbar davon aus, dass man seinen Koffer auch einfach eine Steintreppe hinunter trägt. Vielleicht sollte @vivacruises in ein paar beachflags und bei den Reiseunterlagen in eine bessere Beschreibung des Liegeplatzes investieren. Allerdings hatte ich bei dieser Reise erschwerte Bedingungen, denn die 14 Tage vor der Reise versandten Reiseunterlagen sind für diese Reise nie bei mir angekommen und die dann per Mail versandten Unterlagen waren bis auf den Voucher für eine andere Reise mit anderer Route und anderen Zeiten. Aber ich habe – dank schneller Information meines Reisebüros – die wichtigsten Informationen bekommen und war pünktlich auf dem Schiff.
2. Mir hat am Abend beim Turnover-Service, der nett ist, ein gedrucktes Programm für den nächsten Tag gefehlt, zumal es keine App gibt, in der man die wichtigsten Informationen immer verfügbar hat. Dazu gehören auch die Essenszeiten – auf einem Flusskreuzfahrtschiff viel wichtiger als auf anderen Schiffen – und andere Informationen. Sie sind über den Fernseher verfügbar, den ich sonst nicht anmache – das ist auch nicht so einfach und übersichtlich wie ein Blatt Papier. Ich habe dann immer den Weg über die Rezeption gewählt und das Programm einfach fotografiert.
3. So angenehm die Ausstattung der Kabine ist, mir fehlt ein Wasserkocher für einen Morgen- oder Abendtee. Der Platz im Bad ist arg wenig und es wäre schön, wenn es auch ein paar Wattepads etc gäbe. Das Tüpfelchen auf dem i wären ein Schuhlöffel und etwas zum Schuheputzen.
4. Sonst verstaue ich ja meinen Koffer auf Schiffen unter dem Bett, aber dafür war hier der Platz unter dem – durchaus bequemen – Bett leider nicht ausreichend. Ich musste etwas tüfteln, um den ausgepackten Koffer aus der Sicht zu haben.
5. Wer auch immer Salzmühlen schön findet – ich hätte für ein morgentliches Frühstückei lieber einen Salzstreuer, mit dem man besser das zu essende Ei trifft. Und ein paar Löffel fürs Ei statt den Teelöffel an der Tasse in wechselnder Größe nehmen zu müssen wären super.
6. Wer eine Reise zu verschiedenen Weihnachtsmärkten anbietet, sollte auch Weihnachtsmärkte im Angebot haben. In Wertheim war die Liegezeit nicht nur an einem Wochentag, an dem der vermutlich schöne Weihnachtsmarkt gar stattfand – und ein Besuch im Glasmuseum mit einer besonderen Weihnachtsausstellung ging sich eigentlich auch nicht mit der „Alle wieder an Bord“-Zeit aus. In Würzburg kamen wir am Morgen an, hier konnte man zumindest entspannt über den Weihnachtsmarkt bummeln. In Miltenberg war der Weihnachtsmarkt beim Anlegen am Donnerstag schon vorbei und abgebaut, weil er nur an den ersten drei Adventswochenenden stattfand. Also war es eine winterliche Reise bei Nebelwetter fast ohne Weihnachtsmarkt. Aber immerhin gab es in der Lounge immer Glühwein mit Weihnachtsgebäck.
7. Etwas, dass mich generell bei Schiffsreisen nervt, nicht nur bei dieser, ist die ausschließliche Fokussierung auf Sekt zur Feier der Begrüßung und anderen festlicheren Momenten. In der Kabine erwartet eine eine Flasche Schaumwein aufs Haus, beim Begrüßungsempfang des Kapitäns gibt es ausschließlich Sekt. Da ich keinen Sekt vertrage, kann ich das regelmäßig nicht nutzen. Und es soll ja auch Menschen geben, die keinen Alkohol trinken (dürfen). Vielleicht wäre hier einmal eine innovative Idee der Reisebranche für die Begrüßung angesagt, vielleicht auch die Möglichkeit, etwas mit oder ohne Alkohol zu wählen, um gut in den Urlaub zu starten. Immerhin gab es täglich einen alkolischen und einen alkoholfreien Tagescocktail und neben den Cocktails auch Mocktails ohne Alkohol. Aber es gab auch nur Glühwein und keine alkoholfreie Alternative.
8. Generell wäre es schön – wie im Hotel – eine gedruckte Übersicht zu haben, die allgemeine Informationen zusammenfasst – von der Frage, wie man die Informationskanäle in der Kabine erreicht oder wo Wasser und Kaffee zu finden sind. Man kann ja immer an der Rezeption fragen, aber dazu muss man wissen, was man fragen sollte. Und ein kleiner Dresscode für die Restaurants vorab ist auch nett, wenn man den Koffer packt. Ich bin mit Smart-Casual gut zurecht gekommen, aber wäre trotzdem nett, es vorher zu wissen. Und es gibt einen Gala-Abend an Bord, der allerdings keinen Dresscode hat.

Tipps
1. Es lohnt sich immer, Reisen über das Reisebüro des Vertrauens zu buchen. Das kann auch bei der Auswahl der Kabine helfen. Es gibt in der Regel unterschiedliche Decks – dabei sollte man tunlichst das unterste vermeiden, denn dann wohnt man wie im Keller und hat nur ein schmales Fenster, das sich auch nicht öffnen lässt, unter der Decke. Und es ist schon schön, die Landschaft nach dem Aufwachen an sich vorbei ziehen zu lassen.

2. Auf den VIVA-Schiffen gibt neben dem Hauptrestaurant mit flexiblen Essenszeiten am Abend und einem schönen Menü, das am Platz serviert wird, auch die Möglichkeit, im Bistro zu essen – dafür muss man an der Rezeption reservieren. Das sollte man möglichst schnell machen, wenn man an Bord ist, die 24 Plätze an 6 Tischen sind schnell weg. Auf meiner Reise war an den beiden ersten Abenden alles komplett für eine Reisegruppe reserviert, aber ich habe kurz nach der Einschiffung noch eine Reservierung für den 3.Abend machen können. Das Essen war sehr lecker und der Service wunderbar – zwei Leute kümmern sich um höchstens 24 Personen.
3. Endlich gab es in einer Kabine mal Fleecedecken. Das ist etwas, was ich mir in jeder Kabine auf jedem Schiff wünsche, aber bisher noch nie dort vorgefunden habe.

4. Neben einem Wasserspender für stilles und sprudelndes Wasser auf jedem Deck, für die wiederverwendbare Wasserflaschen in der Kabine bereit stehen, gibt es im Bistro auch einen jederzeit zugänglichen Kaffeeautomaten, an dem man gute Kaffeespezialitäten selbst holen kann.




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