Seit ich darüber blogge, wie und wohin ich reise, ergeben sich immer wieder interessante Gespräche. So fragte mich eine Bekannte, die als erste Begegnung mit der Reiseform „Kreuzfahrt“ einen Kurztrip von Southampton nach Hamburg mit der Queen Mary 2 hatte – und erst im Nachgang bei Facebook entdeckte, dass ich auch auf dieser Reise war https://reiseliebe.blog/2023/10/22/cunard-minicruise-queenmary2-southampton-hamburg-kreuzfahrt-lufthansa/ -, ob es wirklich clever war, beim ersten Mal einfach alles genau passend zu finden und im Cunard-Style sehr gerne unterwegs zu sein.
Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach Limonade draus
Es ist auch bei Kreuzfahrten wie so oft im Leben: Das erste Mal sollte angenehm und schön sein – und ganz oft ist es anders. Zumindest ist es in der Regel nicht perfekt, und wenn man zu hohe Ansprüche und Erwartungen hat, kann man schon deshalb frustriert sein, weil es nicht absolut perfekt war, sondern nur ok. Die (zu) hohen Ansprüche (und das Scheitern daran) werden nicht nur im Zusammenhang mit dem perfekten Weihnachtsfest, der Hochzeit oder anderen besonderen Gelegenheiten immer wieder zu Recht kritisch hinterfragt. Ein Vorteil des Älterwerden ist für mich deshalb eine mit den Jahren gewachsene Erkenntnis, dass zu viel Druck an sich selbst genau dazu führt, was man befürchtet: einiges klappt nicht so wie geplant und gewünscht. Und wenn man so überlegt, was einer im Leben besonders positiv in Erinnerung bleibt, dann sind da (zumindest bei mir) nicht die Momente, die besonders in allgemeiner Erwartung hochstilisiert werden – sondern die besonderen Momente, die man zulässt und bei denen man genießt, was ist.
Spontan ein Schnäppchen gebucht
Als ich kürzlich etwas aufräumte, entdeckte ich die Rechnung für meine erste Kreuzfahrt: ich bin im Juni 2017 für 400 € incl. Flug von Berlin nach Heathrow (aber ohne Transfer vom Flughafen zum Schiff) alleine in einer Innenkabine auf der Norwegian Jade von Southampton nach Hamburg gefahren.
Gebucht habe ich das ziemlich spontan in einer Zeit sehr hoher beruflicher Anspannung, um mir etwas Gutes zu tun. Beim Surfen entdeckte ich bei einem Internet-Reisebüro ein Angebot und fand, für den Preis kann ich doch einfach mal etwas versuchen, was ich mir schon ganz lange gewünscht, aber nie umgesetzt hatte: auf Kreuzfahrt gehen.
Mit all dem, was ich sechseinhalb Jahre und einige Reisen später weiß, hätte ich vermutlich einiges anders machen sollen, aber trotzdem war es ein erstes Mal, das Lust auf weitere Male, dann aber ein wenig anders, gemacht hat.
Anreise am Freitag mit einem Flug nach London und ohne gebuchten Transfer nach Southampton
Im Angebot des Internetreisebüros waren die Reise mit der Norwegian Jade von Southampton nach Hamburg und ein Eurowings Flug von Berlin nach London Heathrow enthalten. Erst nach der Buchung ist mir aufgefallen, dass der Transfer von Heathrow nach Southampton nicht mit im Angebot war; ich war gar nicht auf die Idee gekommen, dass das nicht mit dabei sein könnte, weil ich ja alles zusammen über ein Internet-Reisebüro gebucht hatte. Auf meine per Mail gestellte Frage bekam ich von dort keine Antwort, in der beruflichen Hektik ist die Reiseorganisation und -vorbereitung bei mir etwas untergegangen und ich erinnere mich, dass ich wenige Tage vor dem Abflug etwas verwundert in den dann versandten Unterlagen für die Reise nach dem Voucher oder etwas Vergleichbarem für den Transport von Heathrow nach Southampton suchte und nichts fand. Nach etwas Internetrecherche habe ich mir Donnerstag Nacht im Netz ein Bus-Ticket mit National Express für £ 27,50 gekauft, mich am Freitag sehr früh zum Flughafen begeben und bin (pünktlich) von Tegel nach Heathrow geflogen.
Bei diesem Flug wurde ich beim Anflug mit wunderbaren Ausblicken auf London und Windsor belohnt – beim Stöbern in den alten Fotos fand ich ein wunderschönes Foto mit Blick auf die Londoner City.

Der Flug kam halbwegs pünktlich an und ich habe es geschafft, den Weg zum Busterminal zu finden, auch weil National Express in seiner Buchungsbestätigung eine vor Ort am Flughafen gut nutzbare Wegbeschreibung mitgeliefert hatte. Es ist mir auch gelungen, ohne weitere Erläuterungen das System zu verstehen, wie man zum richtigen Bus findet und ich hatte eine Abfahrtszeit gebucht, die genug Puffer für kleinere Suchen bot. Wenn man ohne genauere Ortskenntnis mit dem Druck einer knappen Umsteigezeit von einem Verkehrsträger zum anderen zu Fuss wechselt, kann das auch etwas stressig werden.
Das Glück war aber bei dieser Reise mit mir und ich hatte sogar noch Zeit, meine Wartezeit bis zum Einsteigen in den Bus mit dem Genuss eines Sandwich in einem Café zu verbinden (mit Kartenzahlung) statt in einem hässlichen Warteraum zu sitzen.
Mein flexibles Ticket war sicher nicht das Billigste, aber das am einfachsten zu bekommende. Und wenn man von London Heathrow nach Southampton ohne Umsteigen in etwas über zwei Stunden kommen will, ist der Bus auch heute noch die beste (und günstigste) Möglichkeit – mit dem Zug kostet es das Vierfache, man muss zweimal umsteigen und es dauert (so die Anschlüsse klappen) genauso lange wie mit dem Bus.
Der Bus fuhr pünktlich und ich kam nach Plan am Busbahnhof in Southampton an. Im Internet wird empfohlen, ein Taxi zum Schiff zu nehmen, aber da standen gerade keine und ich wollte mich weder darauf verlassen, dass ich in einem englischen Taxi mit Kreditkarte zahlen kann noch extra genug Bargeld abheben. Deshalb habe ich mich mit Hilfe von Google Maps zu Fuss auf den Weg zum Ocean Terminal gemacht. Und wer sagt – bestell doch ein Uber: Southampton hat es bis heute nicht auf die Liste der Städte im Vereinigten Königreich geschafft, die Uber anbieten. In den verschiedenen Facebookgruppen, die ich in den letzten Jahren so verfolge, wird immer mal wieder nach Tips für den Transport von einem Hotel in/bei Southampton zum Schiff gefragt und da verweisen erfahrene Reisende immer wieder auf Taxigesellschaften, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben.
Damals bin ich einfach in der Wärme eines Juni-Mittags in Südengland zu Fuss mit meinem kleinen Koffer losgelaufen und habe in einem grossen Hafengelände mit damals drei Kreuzfahrtschiffen, die da auf Passagiere warteten, und das auf motorisierten Zugang der Menschen und zu verladenen Güter zu und von den Schiffen ausgelegt ist, in einer guten halben Stunde zum Ocean-Terminal und meinem Schiff gefunden.

Wenn ich heute in YouTube-Videos sehe, dass Menschen vom Bahnhof in Southampton zu Fuss zum Hafen laufen, dann erinnere ich mich gut an meinen damaligen Weg und stelle fest, dass der #Hafen in Southampton immer noch nicht auf Fußgänger ausgerichtet ist. Ich bin in diesem Jahr zweimal in Southampton zu einem Landtag auf einer längeren Reise und dann werde ich erkunden, wie man zu Fuss am besten in die Stadt und zurück kommt.

Das Einchecken im Ocean-Terminal und der erste Gang auf ein Schiff sind mir weder positiv noch negativ in Erinnerung geblieben – in der Vor-Corona-Zeit. Da ich die vielen Cruise-Vlogger erst in den Lockdown-Zeiten entdeckt habe, konnte ich diese Form der Vorbereitung auf meine erste Kreuzfahrtfahrt schlicht nicht nutzen. Dabei haben Ben and David zufällig einen Monat vor meiner Reise eine Schiffstour auf der Norwegian Jade gedreht https://youtu.be/W6gR0JFSZl0?si=nBu10iBADdIk2fZJ und dadurch bekommt man heute noch einen Eindruck vom Schiff damals. Ich habe damals viel weniger Fotos als heute auf Reisen gemacht und erinnere mich vor allem daran, dass ich eigentlich vor allem überwältigt von der ganzen Erfahrung war, mich zurecht finden musste und vor allem im Buffetrestaurant gegessen habe – am liebsten im Außenbereich des Garden Cafés. Dafür habe ich mich mit Plastikgeschirr und Plastikgläsern abgefunden, obwohl ich das eigentlich nicht passend für die Reiseform Kreuzfahrt finde. Das Plastikgeschirr ist mir bei MSC im Buffetrestaurant letztes Jahr wieder begegnet und ich mag es noch weniger. Ich esse meine Mahlzeiten – egal welche – gerne von #Porzellangeschirr. Bei Plastikgeschirr denke ich an Picknick oder Kindergarten.

Was mich von Anfang an begeistert hat, war der Blick vom Oberdeck – auf Southampton beim Auslaufen, auf die vielen Lichtstimmungen, auf den Sonnenuntergang und auf das Wasser. Davon konnte und kann ich bis heute nicht genug bekommen und es hat eine extrem erholsame Wirkung auf mich. Das ist bis heute einer der Gründe, weshalb ich die Reiseform Kreuzfahrt für mich schätzen gelernt habe.



Eine Innenkabine zwingt mehr als andere Kabinenarten, den Weg in die öffentlichen Bereiche zu suchen, denn in einer Kabine ohne jedes Tageslicht verliert man das Gefühl für die Welt draußen. Deshalb habe ich mir – bei bis zur Elbe schönem Juni-Wetter – das Vergnügen gemacht, sehr viel auf dem Oberdeck zu sitzen, ein wenig zu lesen und ansonsten die Seele mit Blick aufs Wasser baumeln zu lassen. Und ich habe auch deshalb Lust auf mehr Schiffsreisen bekommen. Dabei habe ich mich langsam „gesteigert“, habe mir mehr „zugetraut“ beim Schiff und den Kosten einer solchen Reise. Von jeder Reise nehme ich neben schönen Erinnerungen und vielen Fotos immer auch Erfahrungen für meine nächsten Reisen mit, die ich deshalb für mich passender planen und vorbereiten kann.

Die Reise von Southampton nach Hamburg ist kurz – zwei Nächte und ein Seetag. Und am Sonntagmorgen in Hamburg war Schietwetter, so dass ich nach einem letzten kurzen Frühstück von Bord gegangen bin, mich zum Bahnhof aufgemacht habe und mit dem nächsten Zug zurück nach Berlin gefahren bin. Nun wusste ich, dass es großartige Momente auf einer Kreuzfahrt geben kann, meine Neigung zu Seekrankheit nicht so groß ist und ich Lust hatte, mehr kennenzulernen. Und das habe ich seitdem auch getan – und freue mich auf meine nächsten geplanten Reisen.

Was ich wieder so machen würde:
1. Eine kurze Schiffsreise, die in Deutschland endet, ist ein perfekter Test, ob man überhaupt diese Art des Reisens mag. Schon weil man am Morgen, an dem die Reise endet, vom Schiff geht und nach Hause fährt, ohne ewig lange auf einem Flughafen zu sitzen und zu warten, dass man nach Hause fliegt.
2. Die erste Reise sollte ein „Schnäppchen“ sein und man braucht auch nicht gleich mit der Suite zu starten. Es war ok, mal eine Innenkabine zu buchen – jetzt weiß ich, dass das nichts für mich ist. Aber ob ich das jemals noch ausprobiert hätte, wenn ich gleich mit einer Aussen- oder Balkonkabine gestartet wäre, weiß ich nicht.
3. Insgesamt sind kürzere Reisen (bis zu einer Woche) gut geeignet, etwas auszuprobieren: die Reiseform, die Kabinenart, die Reederei,…

Was ich anders machen würde:
1. Schiffsreisen sollte man einfach immer beim Reisebüro des Vertrauens buchen: gerade wenn man die Tricks und Tipps noch nicht so gut kennt, ist es wunderbar, eine gute Beratung und so am Ende die bestmögliche Buchung zu bekommen. Das gilt nochmal mehr für Alleinreisende, denn die Internet-Reisebüros verkaufen häufig günstige „Regelkontingente“ und das sind in der Regel Zweier-Belegungen einer Kabine. Im Segment der Kreuzfahrten haben Reisebüros – anders als bspw. bei der Deutschen Bahn, die absolut auf Kundenselbstarbeit und die eigenen Reisezentren setzt – für die Anbieter eine hohe Bedeutung beim Vertrieb der Reisen. Und deshalb kostet die Buchung einer Kreuzfahrt im Reisebüro nicht mehr als wenn man selbst bucht. Aber man hat Beratung und Betreuung mit dabei und da ich in den letzten zwei Jahren beides ausprobiert habe – selbst im Internet buchen, sowohl bei der Reederei (Cunard) selbst als auch bei einem Internet-Reisebüro (e-hoi) und über ein qualifiziertes Reisebüro https://passage-kontor.de/ – kann ich nur sagen: die Buchung über ein (gutes) Reisebüro ist einfacher, stressfreier, angenehmer und letztlich ist das Preis-Leistungs-Verhältnis so viel besser, dass ich den Weg der Buchung über ein „richtiges“ Reisebüro schon von Anfang an hätte wählen sollen. Aber damals kannte ich halt keines und bin im Netz bei dem mit dem besten Webauftritt „hängengeblieben“.
2. Wenn man Schiffsreisen (in Deutschland) bucht, bei denen man nicht einfach flexibel und selbstorganisiert zum Schiff kommt und deshalb zum Einschiffungshafen fliegt, macht es zum einen meist Sinn, am Vortag anzureisen und zum anderen den Flug über die Reederei (oder das Reisebüro) mitzubuchen, um den Schutz des Pauschalreiserechts bei Flugverspätungen zu bekommen. Wenn nämlich der Flug nicht pünktlich ist, er annulliert wird oder was sonst in der heutigen Zeit alles so ziemlich regelmäßig den Flugplan konterkariert, und man deshalb nicht pünktlich zum Schiff kommen kann, dann muss sich der Veranstalter kümmern: zum Beispiel umbuchen oder eine anders rechtzeitig zum Schiff bekommen. Es gibt auch Fälle, in denen das Schiff wartet, wie ich neulich in der Facebookgruppe quasi live für eine Cunard-Kurzreise von Southampton nach Hamburg verfolgte, wo die Flüge aus München und Frankfurt Probleme hatten. Bei meiner ersten Kreuzfahrt hatte ich nicht genau genug aufs „Kleingedruckte“ des Internetreisebüros geschaut. Der Transfer Flughafen – Schiff war nicht genannt und deshalb nicht inclusive. Deshalb musste ich alleine vom Flughafen zum Schiff kommen. Und das ist natürlich machbar und in Zeiten der Online-Buchungen auch gut mit entsprechenden Erfahrungen und den richtigen Apps zu organisieren, aber macht halt auch Arbeit und birgt die Gefahr, etwas Wichtiges zu übersehen oder auf Unvorgesehenes spontan reagieren zu müssen. Ist auch Abenteuer und toll, wenn man es geschafft hat, aber auch anstrengend. Wenn man nicht das Komplett-Angebot Flug und Transfer zum Schiff bucht, dann ist statt der Variante Heathrow-Southampton mit dem Bus der Flug nach Gatwick und von dort ohne Umsteigen direkt mit dem Zug nach Southampton eine echte, selbstorganisierte günstige Variante.
Spoiler: Bei meiner nächsten Reise 2018 von Southampton (wieder über das Internetreisebüro gebucht) habe ich dann einen der Gründe entdeckt, warum ich Cunard so mag. Dort war der Transfer vom Flughafen zum Schiff inkludiert und ab dem Moment an, wo ich in Heathrow mit meinem Koffer aus dem Ankunftsbereich kam, wurde ich begleitet und betreut: im Ankunftsbereich erwartet, zum Transferbus begleitet und mit Bus bis zum Mayflower-Terminal gefahren, wo der Koffer aus dem Buskofferraum mit dem ausgedruckten Kofferanhänger versehen gleich zum Baggage-DropOff ausgeladen wird und man ihn später direkt neben der Kabinentür wieder sieht.
3. In der Corona-Zeit habe ich die vielen Cruise-Vlogger und einige (englischsprachige Cunard-)Facebookgruppen entdeckt. Ich würde allen empfehlen, zur Vorbereitung auf eine Reise mal ein wenig im Netz zu stöbern. Allerdings sind die meisten guten Cruise-Vlogs auf englisch. Dort gibt es eine spannende Szene mit Vloggern, die teilweise über 400.000 Abonnenten haben und eine in 10-15 Minuten in (meist gut) verständlichem Englisch mit auf die Reise nehmen, von der Anreise bis aufs Schiff, in alle Bereiche des Schiffes und zu den Landgängen. Sie zeigen das Essen und die Unterhaltung an Bord. Das verbinden sie meist mit einer eigenen Einschätzung und Bewertung der Reise und sie sind kein verlängerter Teil der PR-Abteilung der Reederei. Ich habe seitdem viel gelernt, was mir bei der Planung meiner kommenden Reisen hilft – und auch immer mal Lust bekommen habe, etwas selbst auszuprobieren, genauso wie ich mir nach einigen Vlogs ziemlich sicher bin, dass die eine oder andere Reederei oder ein bestimmter Schiffstyp nicht meine Sache sind. Und ein Beitrag wie dieser https://youtu.be/DOhLwxlEa1M?si=uwi1X5z4cQmzVgDW hätte mir sicher geholfen, um mich beim ersten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff zurecht zu finden.
Deshalb hätte ich mich damals mit den Erfahrungen von heute vermutlich mehr als damals vorbereiten müssen. Aber seine Erfahrungen muss eh selbst machen – und für Kreuzfahrten gilt was für alle Reisen gilt: es gibt viel zu entdecken und man muss selbst herausfinden, was einer selbst gefällt. Versuch macht klug und man muss sich einfach drauf einlassen.




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