Lebensbegleitendes Lernen wird heute von allen erwartet – und neben unmittelbar beruflich verwertbarem Lernen bedeutet das auch, dass andere Formen der Erwachsenenbildung eine hohe Bedeutung haben. Angebote der Familienbildung, der politischen Bildung oder das Lernen von Sprachen sind mehr als privater Zeitvertreib – sie sind auch wichtiger Teil der eigenen ganzheitlichen Bildungsanstrengungen und wirken zudem nach meiner Erfahrung auch positiv in die berufliche Sphäre. In mittlerweile fast allen Bundesländern (bis auf Bayern und Sachsen) gibt es Gesetze über die Bildungsfreistellung https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsurlaub. So können Beschäftigte für anerkannte Veranstaltungen eine bezahlte Freistellung beim Arbeitgeber von bis zu 5 Arbeitstagen beantragen. Mehr beispielsweise über das Berliner Bildungszeitgesetz findet man hier: https://www.berlin.de/sen/arbeit/weiterbildung/bildungszeit/

Bildungsreisen mit anerkannter Bildungsfreistellung sind kein Urlaub – vor der Anerkennung wird geprüft, ob die Veranstaltung den gesetzlich geregelten Kriterien der Bildungfreistellung in Bezug auf die Organisation der Veranstaltung und die angebotenen Inhalte und den Zeitaufwand entspricht. Interessiert man sich für eine Veranstaltung, die noch nicht für das eigene Bundesland anerkannt ist, so beantragt der Veranstalter sicher gerne die Anerkennung, wenn sich die Anfrage noch im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Fristen bewegt.

Diese Reise „Auf den Spuren des Holocaust in Litauen“ des Bildungswerkes Stanislaw Hantz

https://bildungswerk-ks.de/ ist eine der dort angebotenen für alle Interessierten offenen Studienreisen zu den Mordstätten des deutschen Nationalsozialismus in Polen, der Ukraine und Litauen. Das Bildungswerk unterstützt  örtliche Initiativen bei ihrer Erinnerungsarbeit und trägt mit der Veröffentlichung wenig bekannter, aber wichtiger Zeugnisse zum Wissen über den Nationalsozialismus und seine Opfer bei. Die Arbeit des Bildungswerkes wird getragen von engagierten Historiker*innen und verbindet profundes historisches Wissen über Taten, Opfer und Täter mit einer Präsentation der Inhalte vor Ort mit Zeugnissen aus Tagebüchern, Chroniken, Gerichtsakten und Aussagen Überlebender und schafft so eine ganzheitliche Lernerfahrung, die weit intensiver ist als das selbstgesteuerte Lesen oder Schauen eines Filmes. Die einzelnen präsentierten Elemente werden zudem eingeordnet und schaffen so die Grundlage für einen eigenen Lern- und Aneignungsprozeß, der über Betroffenheit hinaus geht und auch Orte, Personen und Ereignisse vor den Vorhang des Vergessens holt, die (noch) nicht in modernen Gedenkstätten mit museeumspädagischer Gestaltung nach den aktuellsten Erkenntnissen präsentiert werden.

Die polnische Grenze bei Frankfurt/Oder

Diese 8-tägige Reise startet am Berliner Hauptbahnhof, um – so die Teilnehmenden die Option der gemeinsamen Anreise nutzen – mit dem IC nach Bialystok mit Umsteigen in Warschau zu reisen. Die meisten Mitreisenden nutzen diese Option, aber einige stoßen auch erst in Bialystok zur Gruppe oder reisen selbst organisiert auf anderen Wegen am Ende der Reise zurück. Die Strecke von Berlin nach Bialystok schafft auch für die, die alleine reisen, im Abteil erste Gelegenheiten des gegenseitigen Kennenlernens. Wer mit der polnischen Eisenbahn fährt und nur polnische Ansagen hört, weiß übrigens #thänkyuuforträvelingwithdeutschebahn anders zu würdigen – man versteht nix von den Ansagen und freut sich bei der Gruppenreise, dass einige das Polnisch verstehen und man deshalb keine Sorge hat, wichtige Informationen zu verpassen.

Die erste Übernachtung ist im polnischen Bialystok und nach dem Zimmerverteilen und Abendessen im Hotel geht es abends noch in der Gruppe zum Gedenkort für die Große Synagoge und zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal sieht und spürt man die Zerstörung und Vernichtung von Orten eines vielfältigen jüdischen Lebens in den verschiedenen Orten Osteuropas.

Von Bialystok geht es für die kommenden Tage mit dem Bus weiter – ein vollbesetzter Bus mit wenig Beinfreiheit, was gerade auf der Strecke von Bialystok nach Kaunas nicht die bequemste Art des Reisens war, aber den Vorteil hat, dass die Gruppe auch zu Orten ausserhalb der Städte Kaunas und Vilnius fahren konnte.

Nachdem Kaunas aufgrund einiger Umwege und Baustellen später als geplant erreicht war, war nach Zimmerverteilung und Abendessen die erste Gruppenrunde, bei der man die Vielfalt der individuellen Zugänge zum Thema und Gründe  für die Teilnahme an dieser Fahrt erleben konnte und merkte, wie viel Engagement, Vorwissen und Interesse aller Mitreisenden vorhanden war.

Der Tag in Kaunas und Vilnius begann immer mit einem informativen Vortrag zu den Themen des Tages und so konnte man – ergänzt durch die Lektüre des vorab versandten umfangreichen Readers und eigene Informationen – die Orte des Tages gut in die eigene Lernlandkarte einordnen und das ganzheitliche Lernen gut für sich selbst und im Austausch mit den Vortragenden und anderen Gruppenmitgliedern organisieren.

Mir ist so anhand der Geschichte Litauens und den wechselnden Besetzungen des Landes viel mehr über die baltischen Staaten, ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich geworden. Und das Thema „Holocaust in Litauen“ hat in einem Land mit einem in dem Städten und in Landgemeinden breit entwickelten jüdischen Lebens eine besondere Bedeutung.

Die Verbindungen zu Polen, zu Russland und zu Deutschland sind in diesem Land wechselvoll und haben in Umbrüchen und wechselnden Besetzungen zu unterschiedlichen Verletzungen  geführt. Von Anfang an gab es sich „überlagernde“ Erfahrungen und das hat gerade im 20.Jahrhundert dazu geführt, dass es eben auch ein Zusammenspiel von Litauer*innen und den verschiedenen verschiedenen Besatzungsmächten gab, die im Nachgang die eigenen Verbrechen im Rahmen des Holocaust versuchten zu rechtfertigen und damit zu relativieren, dass eben auch „die anderen“ an diesen fürchterlichen Verbrechen beteiligt waren.

Die litauische Journalistin Ruta Vanagaite hat das in ihrem Buch „Die Unsrigen“ dieses Thema aufgegriffen und war Ziel zahlreicher Anfeindungen, die letzten Endes zu ihrer Emigration aus Litauen führten https://www.nzz.ch/feuilleton/schauplatz/ein-holocaust-buch-ruettelt-litauen-auf-was-die-unsrigen-taten-ld.83820

https://taz.de/Autorin-ueber-Antisemitismus-in-Litauen/!5497083/

Besuch der Lietuko-Garage (Misko g. 3)
Im Juni 1941 fand an dieser Stelle ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung statt.

Der erste Tag in Kaunas begann mit einem Besuch der Lietuko-Garage – Ort eines Progroms von Litauern gegen die jüdische Bevölkerung in den ersten Tag der deutschen Besatzung in unmittelbarer Nähe des örtlichen deutschen Hauptquartiers. Fotos dieses Ereignisses mit vielen Zuschauenden tauchten nach Kriegsende anonym im DÖW auf http://www.doew.at/n/2uboq/Pogrome-in-Kowno-Kaunas-Kauen-Juni-1941.

https://en.wikipedia.org/wiki/Kovno_Ghetto

Auf dem Ghettorundgang in Kaunas wurde wieder einmal die Perfidie der Ghettoisierung und die geringe räumliche Dimension dieser Orte deutlich – und die Tatsache, wie viele – Deutsche wie Litauer – sich hier am Eigentum der in die Ghettos gezwungenen Juden sehr individuell ohne Schuldbewusstsein bereicherten. Vielleicht ist das Verhalten vieler Einheimischer – nicht nur in Litauen – gegenüber Überlebenden und zurückkehrenden Emigranten nach dem 2.Weltkrieg auch damit zu erklären, dass man diese Bereicherung am Eigentum der Nachbarn verdrängen und nicht wieder gutmachen will.

Die deutschen Einsatzgruppen waren schon von Beginn an nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 – also schon vor der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 – Akteure des „Holocaust by Bullets“, der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung  https://de.m.wikipedia.org/wiki/Holocaust_in_Litauen .

Ein Thema, dass bisher immer nur als Randthema auftaucht und einer vertieften Aufarbeitung bedürfte, ist die Rolle des Arbeitsamtes bei der Umsetzung und Organisation der Zwangsarbeit – in den Ghettos und überall anders.  Hier wünsche ich mir mehr historische Forschung und Aufarbeitung. Aber ich zucke immer zusammen, wenn bei Ghettorundgängen das Wort „Arbeitsamt“ höre.

https://de.wikipedia.org/wiki/Chiune_Sugihara
https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Zwartendijk

Ein interessanter Ort in Kaunas ist das Sugihara Haus. Es ist ein  privates Museum, das die besondere Rolle von Jan Zwartendjik und Chiune Sugihara deutlich macht, die über die Ausgabe von Transit-Visas durch Japan über den japanischen Konsul Sugihara und Visas nach Curacao durch den Philips-Repräsentanten und Honorarkonsul Zwartendjik Tausenden Juden die Flucht aus Litauen in der Zeit zwischen der deutschen Besatzung Polens und dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion ermöglichten.

https://de.wikipedia.org/wiki/IX_fortas
Diese Gedenktafel für die 1.000 Berliner Juden, die mlt dem VI.Transport am 17.11.1941 nach Kowno verbracht und dort ermordet, wurde anlässlich des 70.Jahrestages 2011 dort angebracht

Nach dem Besuch des Fort IX mit seinem monumentalen Denkmal aus Sowjetzeiten und dem Museum gab es noch einen Halt in Žiežmariai, einer Landsynagoge. Hier versteht man, wie das Schettl funktioniert hat.

https://ziezm.lt/ziezmariu-sinagoga/

Vilnius, die Hauptstadt Litauens, ist eine der ältesten Universitätsstädte Europas und galt seit seiner Gründung als eine der liberalsten Städte Europas, die im Lauf ihrer Geschichte u. a. den verfolgten Juden aus Mitteleuropa und Russland Schutz bot. Als „Jerusalem des Nordens“ wurde Vilnius zu einem Zentrum der jüdischen Kultur und Aufklärung. So stellten um 1900 Litauer nur einen kleinen Teil der Bevölkerung (2 %), nach Juden (40 %), Polen (30 %) und Russen (20 %).

In Vilnius ist Alt und neu – renoviert und renovierungsbedürftig nahe beieinander
Im ÖPNV fahren alte und neue Busse

In Vilnius begann es mit einem Rundgang durch das Wilnaer Ghetto.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Vilnius
Vilnius
https://madeinvilnius.lt/de/Nachricht/Litauische-Nachrichten/Die-Politiker-von-Vilnius-lie%C3%9Fen-den-Abriss-des-Kindergartens-zu%2C-um-die-%C3%9Cberreste-der-gro%C3%9Fen-Synagoge-zu-ersetzen/
https://de.wikipedia.org/wiki/Gaon_von_Wilna
https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/ghetto-kultur.html

Das Ghetto in Wilna https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/ghetto-vilnius-wilna-100.html ist noch heute teilweise im Stadtbild erkennbar – genauso wie das Leben im Ghetto nicht nur anhand der von Hermann Kruk https://de.wikipedia.org/wiki/Herman_Kruk geführten Ghetto-Chronik und verschiedener Tagebücher wie des von Mascha Rolnikaite https://www.deutschlandfunk.de/ich-muss-erzaehlen-mein-tagebuch-1941-100.html

Haus, in dem Mascha Rolnikaite im Ghetto lebte

oder das nach dem Krieg von einer Verwandten auf dem Dachboden gefundene Tagebuch von Yitshok Rudashevi https://www.deutschlandfunkkultur.de/yitskhok-rudashevski-tagebuch-aus-dem-ghetto-von-wilna-es-100.html geschildert werden, die es anders als das Tagebuch der Anne Frank es nicht zu weltweiter Bekanntheit gebracht haben.

https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/article-judisches-museum-vilnius.html

In Vilnius und Kaunas war auch Gelegenheit, sich mit einzelnen Tätern zu beschäftigen. Beginnend mit Karl Jäger https://www.spiegel.de/geschichte/nazi-taeter-a-946735.html und Joachim Hamann, nach dem das „Rollkommando Hamann“ benannt ist.

https://en.wikipedia.org/wiki/Joachim_Hamann
Gedenkstein am Erschießungsort von Tausenden Juden der umliegenden Landgemeinden im Wald

In Vilnius wurde die besondere Grausamkeit des  Steirers Franz Murer https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Murer , der als „Schlächter von Wilna“ bekannt wurde, deutlich – und nach dem Krieg stand Murer Anfang der 60iger Jahre im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit mit einem Prozess in Graz, der 2018 mit einem Film https://youtu.be/teRkgqzRVs0?si=U5WxQKFUnhv22PnP „Murer – Anatomie eines Prozesses neue Aufmerksamkeit bekommen hat. https://www.sueddeutsche.de/kultur/holocaust-murer-oesterreich-schlaechter-von-vilnius-prozess-graz-wiesenthal-1.4222212

Der Prozess wird von vielen als einer der großen Justizskandale der zweiten österreichischen Republik beschrieben und zeigt mehr als deutlich, wie gering das Interesse an einer umfassenden Ahndung und  Aufarbeitung der vielen einzelnen Taten von Angehörigen der SS, der Wehrmacht und der Polizei in dem Jahren nach dem 2.Weltkrieg war.

Das galt übrigens auch beispielsweise für litauische Täter, was am Beispiel von Aleksandras Lilekis https://en.wikipedia.org/wiki/Aleksandras_Lileikis deutlich wird, der nach dem Krieg in die USA emigrierte und die dort später erworbene US-Staatsbürgerschaft erst in den 90iger Jahren verlor und in Litauen erst mit über 90 Jahren vor Gericht gestellt wurde https://clinton.presidentiallibraries.us/items/show/58722 https://en.wikipedia.org/wiki/Aleksandras_Lileiki

https://de.wikipedia.org/wiki/Luki%C5%A1k%C4%97s-Gef%C3%A4ngnis

Bedrückend ist der Besuch von Ponary https://de.m.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Ponary, der Stätte der Erschießung von über 100.000, ganz überwiegend jüdischen, Menschen in einem Wald bei Vilnius.

Der Mittelteil des Denkmals, der der überwiegend jüdischen hier erschossenen Menschen gedenkt, wurde erst später eingefügt.
https://www.hagalil.com/2021/08/ponary/

Man findet in Vilnius aber auch die Wirkungsstätte des deutschen Wehrmachtoffiziers Karl Plagge https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Plagge. Sein Wirken ist in einem Fernsehfilm dargestellt:

„Die billigen Häuser“

Den Abschluss der Reise bildet ein Besuch in den Rudnitzky-Wäldern.

Die Partisaninnen und Partisanen in den Wäldern sind auch ein wenig bekannter Teil der Geschichte, für den litauischen Holocaust verbunden mit Namen wie Abba Kovner https://de.wikipedia.org/wiki/Abba_Kovner und mit Frauen wie Vitka Kempner https://de.wikipedia.org/wiki/Vitka_Kempnerhttps://de.wikipedia.org/wiki/Vitka_Kempner oder Rozka Korczak https://de.wikipedia.org/wiki/Rozka_Korczak. Frauen konnten – wenn auch unter Schwierigkeiten – bei den jüdischen Partisanenbrigaden mitkämpfen. Wie so oft ist die Bedeutung der Frauen noch wenig erforscht und zu wenig bekannt https://www.profil.at/oesterreich/die-ghetto-frauen-widerstandskaempferinnen-in-polen/401457661.

Fazit: Eine Reise die nachwirkt. Ein Bildungsprozeß, der sehr viel Raum während der gesamten Reise  einnimmt. Eine wichtige Zeit für Bildung, die man sich nehmen sollte.

Tipps und Hinweise

1. Wer sich für eine Gruppenreise eines mit viel ehrenamtlichem Engagement geführten Bildungswerk entscheidet, das Gedenkstättenfahrten anbietet, die als Angebote der politischen Bildung nach den Bildungsurlaubsgesetzen der Länder anerkannt sind, den/die erwartet kein Luxusurlaub, sondern eine Gruppenreise mit Menschen, die man ganz oder teilweise erst am Beginn der Reise kennenlernt. Aber alle haben ein Interesse am Thema der Reise und investieren eine Woche ihrer Zeit. Und ich schätze das hohe Engagement derer, die diese Woche konzeptionell, inhaltlich und organisatorisch vorbereitet haben und mit ihren Vorträgen und den Beiträgen an den Orten, die besucht werden, den eigenen Lern- und Auseinandersetzungsprozeß mit dem Thema der Woche unterstützen und anregen. Und sie haben auch die wichtigen Fragen einer Gruppe im Blick – zum Beispiel wo Toiletten sind und das es auch Pausen gibt. Die Gruppen sind in vielfacher Hinsicht divers und so kann man interessante Gespräche auch über den inhaltlichen Fokus der Reise hinaus führen – muss aber nicht mit jedem und jeder ins Gespräch kommen.

2. In Litauen wird täglich von 10 bis 20 Uhr Alkohol  im Supermarkt verkauft (Sonntags von 10 bis 15 Uhr) – wobei in Kaunas und Vilnius die meisten Supermärkte zwischen 7 bzw. 8 Uhr und 22  bzw. 23 Uhr geöffnet haben, soweit ich das beobachtet habe, an jedem Tag der Woche. In Bars und Kneipen bekommt man auch später alkoholische Getränke, aber wer lieber Zimmerpicknick macht, sollte die erforderlichen Einkäufe rechtzeitig erledigen – oder was Alkoholfreies genießen.

3. Bei einer solchen Rundreise sollte man Trinkflasche und Tupperdose für die Unterwegsverpflegung dabei haben. Die Frühstücksbuffets in den Hotels waren eher für deftiges Frühstücken ausgelegt – da kann man gleich das Mittagbrot im wahrsten Sinne des Wortes mitnehmen.

4. Bei einer Reise im Frühling und Sommer sollten Sonnencreme und Mückenschutz im Gepäck sein. Und etwas Salbe, um etwaige Insektenstiche zu behandeln, sollte man auch dabei haben.

5. In Litauen ist die Nutzung der Uber-App eine echte Alternative, um sich jenseits des (sehr günstigen und gut ausgebauten) ÖPNV zu bewegen. In Kaunas und Vilnius kann man gut einen Wagen bestellen, weiß, was die Fahrt kostet  und kommt so gut von A nach B.

6. Anbieter von Gruppenreisen der politischen Bildung müssen scharf kalkulieren. Bei dieser Reise erfolgte die Unterbringung in drei Hotels, dem Ibis styles in Bialystok, dem Ibis Centre in Kaunas und dem Hotel Zermaites in Vilnius. Das Hotel Zermaites hat soliden Plattenbaucharme und die Zimmer nach vorne raus liegen an einer Hauptverkehrsstrasse, aber alles ist sauber, es gibt einen Teekocher im Zimmer und das Hotel ist so gut organisiert, dass sie vorab die Frühstückszeiten von zwei gleichzeitig im Haus befindlichen Gruppen entzerren. Das Hotel war völlig okay für diesen Reisezweck.

Zwei Gruppen gleichzeitig im Haus beim Frühstück hat beide Häuser der Arccor-Gruppe, das Ibis Styles und das Ibis offenbar vor unlösbare Aufgaben gestellt, denn der Frühstücksraum war überfüllt und das Frühstück selbst etwas hektisch. Aber das Ibis Styles hat es geschafft, dass genug von allen Bestandteilen auf dem Büffet vorhanden war, eine Aufgabe, an der das Ibis in Kaunas komplett gescheitert ist – es fehlte an allem, nicht nur an Plätzen im Restaurant, sondern selbst an Brot und Butter. Die einzige Selbstbedienungs-Kaffeemaschine war zwischen 6.45 Uhr und 8.00 Uhr ausser Betrieb, der Saftspender wurde erst nach einer Viertelstunde wieder aufgefüllt und da das zuwenige Personal mit dem Abräumen des schmutzigen Geschirr und dem Auffüllen der leeren Stationen am Büffet nicht hinterher kam, waren auch Geschirr und Gläser nicht ausreichend für die später Kommenden vorhanden. Am 2.Tag fiel einer der beiden Fahrstühle aus. Das Hotel behauptet, aus Umweltgründen nur noch jeden 4. Tag zu putzen, das freut sicher die Spinne im Badezimmer meines Zimmers, wo die Dusche mit ihren Kalk- und Roststellen offenbar bei den Putzaktionen nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt. Bei den Preisen, die das Ibis Kaunas Zentrum für ein Zimmer aufruft, fragt man sich ja, ob es sich um Messepreise oder eine besonders unangenehme Art der Geldschneiderei handelt, denn die Leistung, die ich aus anderen Häusern der Gruppe für einen ähnlichen Preis kenne, wird hier mehr als deutlich unterboten. Nachdem eine freundliche Beschwerde per Mail von mir und einer weiteren Teilnehmerin ans Hotelmanagement zunächst keine Antwort brachte, führte eine weitere Beschwerde an customercare@accor.com zu einer Reaktion des Hotels in Kaunas mit einer Entschuldigung und dem Hinweis, dass man mit dem Gruppenorganisator Kontakt aufgenommen habe. Möge es zu einer nachhaltigen Verbesserung der Qualität des Hotels in Kaunas führen.

7. Auch wenn man mit leichtem Gepäck reist, sollte man Reisegrößen von Duschgel und Shampoo dabei haben. Sei es, dass im Kettenhotel (wie dem Ibis in Kaunas in einigen Zimmern) der Spender nicht aufgefüllt ist oder in anderen Hotels nicht das geeignete ausliegt. Da hilft die kleine Packung am Morgen und erspart den Kauf vor Ort.

8. Angesichts der falschen Sparsamkeit in vielen Hotelzimmern, die meist zuwenig zugängliche Steckdosen und dann auch keine direkt am Bett haben, sind Reiseadapter hilfreich, auch um die Powerbanks, die auf Reisen helfen, die Akkulaufzeiten des Handys zu verlängern, nachts immer aufzuladen.

2 Antworten zu „#Litauen #Polen #Kaunas #Vilnius #Bialystok #Bildungszeit #Ibis”.

  1. Avatar von Susanne Kretschmer
    Susanne Kretschmer

    Danke für diese spannenden und interessanten Eindrücke. Wichtige historische Stationen! Hoffentlich geraten Sie nicht in Vergessenheit…

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  2. Avatar von Alexander S.
    Alexander S.

    Vielen herzlichen Dank für die anschaulichen Schilderungen und die große Ehrlichkeit, die ich insbesondere bei der Schilderung der unterschiedlichen Hotels und ihrer Qualität wahrgenommen habe. Das war (wieder) ein tiefer Einblick in die Reise. Beinahe so, als ob man sie selbst unternommen hätte.

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