
Zeit für Kultur hat im Alltag seine Tücken. Aus dem Büro hetzen und sich in letzter Minute auf den Sitz im Theater oder Konzerthaus fallen lassen, nimmt dem Ereignis etwas von seinen Möglichkeiten, gedanklich andere Welten zu schweifen und sich ohne Hektik auf die Darbietung einzulassen.
Die Notwendigkeit, für Festspielveranstaltungen länger im voraus zu planen, Karten zu bestellen und eine Reise vorzubereiten, deshalb die Gelegenheit zu haben, am Tag der Veranstaltung in Ruhe zu frühstücken und durch die Stadt zu bummeln, bevor es ins Konzert, die Lesung oder das Theaterstück geht, ist für mich deshalb ein „Gesamtpaket“, dass ich gerne nutze und das den Kulturgenuß für mich zum echten Genuss macht. Und ich lasse mich auch auf Konzerte oder Veranstaltungen ein, die ich einzeln vielleicht nicht besucht hätte, die aber zusammen mit anderen Veranstaltungen an diesem jeweiligen Wochenende zu schönen Kulturerlebnissen werden.

Festspiele sind auch eine Gelegenheit, Künstler anders und über die Jahre in verschiedenen Phasen ihrer künstlerischen Entwicklung zu erleben. Thomas Quasthoff habe ich im August 2007 bei einem Konzert im Großen Festspielhaus in Salzburg bei einem Konzert mit Stücken von Arthur Honegger und Ludwig van Beethoven in der Endphase seiner Karriere als Bass in der Klassik erlebt. 2020 war mein letztes Konzert vor dem 1.Corona Lockdown sein Jazz-Programm For You! im DB-Ausbesserungswerk Dessau-Süd im Rahmen des Kurt-Weill-Fest und im Mai 2024 habe ich ihn als Rezitator im Programm „Humanity at war“ zusammen mit dem Amantis-Trio im Palais im Großen Garten im Rahmen See Dresdener Musikfestspiele erlebt. Ute Lemper habe ich beim Kurt-Weill-Fest und bei den Dresdener Musikfestspielen erlebt. Dabei kommt noch ein zweiter Aspekt zum Tragen, der Festspiele so besonders macht: ungewöhnliche Orte. Das eine Konzert mit Ute Lemper war zum Beispiel im Steintor-Variete in Halle – ein wunderbarer Ort mit viel Geschichte, den ich so erstmals besucht habe. Festspiele bieten immer auch die Möglichkeit, Konzerte und Theater an weniger zugänglichen oder bekannten Orte zu erleben – sei es im Festspielhaus Hellerau oder im Palais im Großen Garten in Dresden, im Bauhausgebäude, der Marienkirche, im DB-Ausbesserungswerk, im Kornhaus oder im historischen Arbeitsamt in Dessau oder der Perner Insel in Hallein.

Wer in Berlin lebt, hat ein reichhaltiges kulturelles Angebot. Ich gehe gerne in die Komische Oper und ins Berliner Ensemble, in Konzerte und andere Veranstaltungen. Ich plane diese Besuche unterjährig und kaufe Karten über die Webseite. Im Jahr 2023 habe ich mich dann entschieden, das Chefdirigentinnen-Abo (https://www.konzerthaus.de/de/abonnements-konzerthaus-berlin) mit vier Konzerten von Joana Mallwitz zu buchen und hatte so vier feste Termine im Kalender – auch das Neujahrskonzert und das Konzert am Karfreitag – für Konzerte, die schnell ausverkauft waren. Daneben habe ich noch weitere Karten für Konzerte in der Saison 23/24 gekauft und so sehr schöne Konzerte in Berlin erlebt. Bestellen kann man diese Konzerthaus-Abonnements ab dem April eines Jahres, sie verlängern sich von Jahr zu Jahr – und mit einem Abonnement kann man eine Woche vor dem offiziellen Start des Vorverkaufs Karten für weitere Konzerte kaufen.

Seit 2020 habe ich zudem ein Abonnement für 5 sonntägliche Matinee-Konzerte https://www.elbphilharmonie.de/de/abos in der Elbphilharmonie in Hamburg. Der Konzertbeginn liegt so, dass ich sogar noch Sonntagfrüh mit dem Zug nach Hamburg kommen könnte, ich gönne mir allerdings meistens eine Übernachtung in der Hamburger Hafencity, bevor ich am Sonntag Vormittag ein Konzerterlebnis habe, das mehr ist als ausgewählte Konzerte von Komponisten, die man kennt. Abonnement-Konzerte bieten meist eine Mischung von Konzertteilen, die etwas jenseits des „Mainstream“ sind und die Klassiker der Konzerte in einer Veranstaltung. Ich genieße das und freue mich auf diese Kulturauszeiten in Hamburg. Das Abonnement verlängert sich jährlich – wer ein Abonnement neu abschließen will, kann das ab April eines Jahres tun.


Die Salzburger Festspiele
Begonnen hat mein Interesse an Festspielen mit dem Wunsch vor knapp 30 Jahren, mal den Jedermann live vor dem Salzburger Dom zu erleben – an dem Ort, für den dieses Stück geschrieben wurde. Die erste Karte habe ich damals – mit gehörigen Preisaufschlag – über ein Kartenbüro gekauft und mir aus Gründen der Sparsamkeit die Übernachtung gespart. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass man im Dezember des Vorjahres die Karten für die kommenden Sommerfestspiele https://www.salzburgerfestspiele.at/ buchen kann, habe ich meine Festspielplanung immer weiter aus den Erfahrungen der Vorjahre verfeinert. So habe ich gelernt, dass es – gerade fürs Theater – auch kurzfristig meist noch einzelne Karten gibt, aber dann schwer ordentliche Hotelzimmer zu bekommen sind. Als ich im Jahr 2011 noch kurzfristig Karten für einen tollen Theaterabend mit Ulrich Matthes bekommen habe, war das Hotelzimmer, dass zu diesem Zeitpunkt noch zu haben war, so teuer wie die sonst von mir genutzten Zimmer auch, allerdings war es eine dringend renovierungsbedürftige Unterkunft in einem Kettenhotel in eher industrieller Umgebung – und nicht das Preis-Leistungs-Verhältnis, das ich sonst bekomme.
Zu den Salzburger Festspielen habe ich schon gebloggt
und ich freue mich auf die kommenden Sommerfestspiele.

Das Kurt-Weill-Fest in Dessau ist für mich in vielfacher Hinsicht ein echtes, aber sehr geschätztes Kontrastprogramm zu den Salzburger Festspielen – aber für mich ein ganz wichtiger Programmpunkt in meinem persönlichen Jahreskalender – auch dazu habe ich schon gebloggt
Nach Dessau komme ich gut von Betlin mit dem Regionalexpress, das Programm hat viele spannende Facetten und ich habe über die Jahre viele verschiedene Orte und Künstler*innen erlebt – und es ist mir jedes Jahr eine Freude, ein oder zwei Wochenenden in Dessau zu sein.

Die Dresdener Musikfestspiele
Dresden hat ein vielfältiges, interessantes Kulturprogramm, vom Silvesterkonzert der Staatskapelle Dresden über die Staatsoperette im Kraftwerk Mitte, das Staatsschauspiel bis zum Kulturpalast. Die Dresdener Musikfestspiele https://www.musikfestspiele.com/de/ bieten im Mai und Juni ein Klassikprogramm zwischen historischer Aufführungspraxis und moderner Interpretation. Das Programm erscheint meist im Oktober und dann kann man im späten Herbst Karten bestellen. Ich habe hier immer wieder interessante Veranstaltungen erlebt, die oft mehr sind als klassische Konzerte – die es auch gibt -, und einen besonderen Twist haben, zum Beispiel ein Matinee-Konzert im Palais im Großen Garten mit einer konzertanten Aufführung von zwei Werken zweier weitgehend vergessener Komponistinnen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Bereich der Operette wirkten: Amélie Nikisch und Rachel Danziger van Embden oder „»mercy seat – winterreise«. Eine Séance zwischen Nick Cave und Franz Schubert“ mit dem Schauspieler Charly Hübner, dem Ensemble Resonanz ergänzt um ein Jazztrio im Festspielhaus Hellerau.
Tipps
1. Wenn man ein Festival entdeckt, das eine interessiert – bei mir ist das meistens in der Berichterstattung über interessante Veranstaltungen – dann den Newsletter oder das Programmheft bestellen – dann kommt (meist im Herbst) die Ankündigung für das nächste Jahr – und die Programmhefte sind auch schön gestaltet.
2. Zusammen mit der Kartenbestellung sollte man das Hotel reservieren – ich bevorzuge dabei die flexible Variante, die man im Falle eines Falles auch kostenlos stornieren kann. Gerade für die Salzburger Festspiele sollte man das Hotel zusammen mit der Kartenbestellung im Dezember reservieren, auch wenn man erst im März/April weiß, welche Karten man tatsächlich bekommen hat.
3. Festspiele sind – da sie eh längerfristig voraus geplant sind – auch eine gute Gelegenheit, sich mit Freund*innen zu verabreden, die man sonst im Alltag selten trifft, gerade, wenn man nicht (mehr) am selben Ort wohnt.



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