
Neue Schiffe rufen immer eine besondere Aufmerksamkeit hervor. Die scheinbare Möglichkeit, als erste Gäste in einer Kabine sein zu können, führt dazu, dass Jungfernfahrten schnell ausverkauft sind. Diese Reisen haben allerdings auch ein Menetekel der möglichen Absage über ihnen zu hängen, denn es kommt immer vor, dass trotz der komplexen Zeit- und Projektpläne am Ende die Indienststellung des neuen Schiffes verschoben werden muss. Die Queen Anne sollte ursprünglich nach ihrer Übernahme von der Werft in Venedig, wo sie gebaut wurde, schon am 27.April in Southampton mit einer Flotte vieler kleiner Boote begrüßt werden – und sie wäre am 28.April dort auf ihre Schwesterschiffe Queen Mary2 und Queen Victoria getroffen, die von ihren Weltreisen zurückkamen. Die Queen Mary2 und die Queen Victoria waren pünktlich da, allerdings hatte die Queen Anne etwas Verspätung und der Puffer im Zeitplan wurde voll ausgenutzt. Die Jungfernfahrt startete pünktlich am 4.Mai 2024 und am Abend vorher waren Pressevertreter:innen, Influencer und Vlogger von Cunard eingeladen, um eine Nacht an Bord zu verbringen. Damit nutzte Cunard sehr clever die Möglichkeiten der Werbung in den Sozialen Medien und es waren schnell bei YouTube viele Videos online, die allen Interessierten einen ersten Überblick vom neuen Schiff gaben.
Wer mehr sehen will und so auch einen guten Überblick über das neue Schiff haben will:
Die Influencer, die auf der Jungfernfahrt und der Reise mit der Naming-Ceremony in Liverpool dabei waren, haben intensiv berichtet und es ist auf den ersten Reisen nicht immer rund gelaufen. Das Essen war teilweise kalt und der Service war noch nicht eingespielt. Mein Lieblings-Vlogger Gary Bembridge hat seine Reise nach der Jungfernfahrt gebucht und – auch als sehr erfahrener Cunard-Gast – wie immer ein ausgewogenes Urteil mit einem guten Überblick abgegeben:
Ich habe mich schon vor einiger Zeit entschieden, meine erste Reise auf der Queen Anne mit dieser Reise von Kiel über Skagen, Schottland und Island nach Southampton zu machen und beim Öffnen des Buchungsstartes mit Frühbucherrabatt gebucht. Ich schätze es, Schiffsreisen auch ohne Fluganreise zu machen. Leider hat Cunard nicht sooo viele Reisen mit Start und/oder Ende in den deutschen Häfen Kiel und Hamburg im Angebot, der Hafen Warnemünde fehlt leider völlig im Angebot. Die Reise von Hamburg nach Kiel über die Ostsee kenne ich schon – das war im Sommer 2022 meine erste Cunard-Reise nach Corona. Das war eine schöne Reise auf der Queen Victoria – deshalb habe ich bei dieser Buchung entschieden, eine (teilweise) neue Route zu wählen: von Kiel über Skagen nach Schottland und Island zurück nach Southampton. Die Reise von Kiel nach Southampton wurde auch als Kurzreise angeboten – und diese Route ist eine wirklich gute Möglichkeit, zu testen, ob einer Cunard und/oder Kreuzfahrten überhaupt gefallen, da anders als auf der Strecke Hamburg – Southampton sogar noch ein Landtag in Skagen dabei ist.
Kirkwall und die drei isländischen Häfen kenne ich von meiner Reise nach Grönland im Sommer 2023 mit der MSC Poesia – aber alle Orte bieten noch viel zu entdecken.
Und diese Reise bietet neben interessanten Häfen auch genug Seetage, um mit genug Zeit das neue Schiff zu erkunden.
Die Reise und die Häfen
Ich habe die Anreise nach Kiel mit der Bahn am Vortag selbst geplant – und mir den direkten EC von Südkreuz nach Kiel mit einem 1.Klasse-Upgrade aus meinen Bahnbonus-Punkten gegönnt. So war die Anreise entspannt, umsteigefrei und für Deutsche Bahn-Verhältnisse sogar pünktlich. Für die Übernachtung hatte ich das Ibis Styles gebucht
und so nur einen kurzen Weg zum Ostsee-Terminal. Morgens habe ich noch ein paar Kleinigkeiten in Kiel besorgt und schon mal einen ersten Blick auf die Queen Anne geworfen. Mir kamen ziemlich viele Menschen mit durchaus schweren Rollkoffern zu Fuß auf dem Weg zum Bahnhof entgegen – die Taxisituation beim Ausschiffen ist nicht gerade einfach. Ich kann ja verstehen, dass die knapp 2 km zum Bahnhof für Taxis nicht übermäßig attraktiv sind, aber vielleicht machen sich die Stadt Kiel und/oder Cunard Gedanken, wie es ein komfortables Angebot, zum Beispiel einen Bus-Shuttle, für die abreisenden Gäste gibt – die dann vielleicht später für länger wiederkommen und mehr Geld in der Stadt lassen. Für den Weg zu Parken & Meer gab es übrigens Shuttlebusse direkt am Terminal, da die Reise aber in Hamburg startete, wäre das mit der Anreise mit dem Auto auch nicht ganz trivial, wenn man in Hamburg mit Koffern an und in Kiel von Bord will.
Diese Reise ist Teil von vier verschiedenen Reisen: sie ist
1. Das letzte Stück der Ostsee-Kreuzfahrt ab Hamburg (bzw. Southampton) für diejenigen Reisenden, die diese Reise in Southampton (und nicht in Kiel) beenden
2. Eine Kurzreise zwischen Kiel und Southampton
3. Der Start für eine Reise ab Kiel nach Schottland und Island, die in Southampton endet
4. Ab Southampton die Reise nach Schottland und Island.
Deshalb gab es Gästewechsel in Kiel und Southampton und verschiedene Ausprägungen einer Cunard-Reise mit einem Wechsel von Landtagen und Seetagen.
Der Start in Kiel war mit Kabine beziehen und einrichten und auf den Schiff orientieren verbunden. Ich hatte leider keine Karte mit meinem Tisch im Britannia-Restaurant auf der Kabine und war etwas überrascht, dass ich – entgegen meiner Angabe bei der Buchung – an einem großen Tisch platziert werden sollte, was sich aber vor vor Ort kurzfristig in einen 2-er-Tisch für mich alleine ändern ließ.
Es brauchte dann zwar noch einmal mehrere Tage, bis der Tisch für eine Person eingedeckt war (muss nicht unbedingt sein, ist aber ganz nett) und die zuständige Servicekraft wusste, dass ich am Ende Tee statt Kaffee nehme.

Aber schon nach zwei Tagen gab es ein Wiedererkennen (auch beim Frühstück, dass als Open Seating funktioniert) und einen kleinen Plausch, wie der Tag war. Und genau deshalb mag ich als Alleinreisende ein festes Seating. Allerdings an einem Tisch für mich alleine und das war sehr angenehm, zumal ab Southampton nebenan ein nettes britisches Paar saß, mit dem ich bei Bedarf ein wenig plaudern konnte.
Der erste Hafen war Skagen – die nördlichste Ortschaft Dänemarks.

In Skagen gibt es einen kostenlosen Shuttle in die Stadt, damit man die 10-15 Minuten Fußweg durch den eher weniger schönen Teil des Hafen nicht zu Fuß gehen muss. Dazu stellen sich alle brav morgens in einer Schlange an, in der man aber nicht lange warten muss.

In Skagen kann man – wenn man keinen Ausflug bucht – über die Hauptstrasse bummeln. Es wird zwar nur der Eindruck erzeugt, man bekäme z.B. Kleidung im Sale oder Outlet günstiger, aber auch ohne Kaufrausch ist es ein netter Bummel über die Hauptstrasse, die als Fußgängerzone eingerichtet ist. Man kann die örtliche Kirche besichtigen, dänisches Eis bzw. Wurst essen oder die örtliche Brauerei suchen und das hiesige Bier testen. Nichts Besonderes, aber trotzdem nett.

Nach einem Seetag war der nächste Hafen Southampton – an einem Sonntag. Cunard bietet einen kostenlosen Shuttle zum West Quay Einkaufszentrum an, was den Weg durch den Hafen erspart. Leider ist der Shuttle am Mayflower-Terminal nicht selbsterklärend zu finden, da nicht ausgeschildert. Wenn man fragt – und es gibt viele reizende Menschen, die gerne Auskunft geben – dann findet man den Shuttle vor der Taxischlange, an der man vorbeigehen muss.

Die Geschäfte im Einkaufszentrum dort öffnen Sonntags um 11.00 Uhr – und es gibt eine gut sortierte Waterstone-Filiale dort, die ich um drei schöne Bücher reicher verließ. Man kann auch einfach ein wenig durch die Stadt bummeln.

Nach einem weiteren Seetag war der nächste Hafen Invergordon. Die Stadt selbst hat weniger zu bieten, was besichtigt und erkundet werden kann. Auf der Hauptstrasse gibt es ein paar kleinere Geschäfte.

Im „Nickel and Dime“ fand ich aber eine günstige Fleecedecke und auf der Hauptstrasse ein geöffnetes Postoffice, das (ziemlich teure britische) Briefmarken verkauft – und so waren auch ein paar Postkarten auf den Weg zu bringen. In der Stadt sind seit 2004 über 20 verschiedene Wandbilder zu finden, die verschiedene Aspekte des Stadtlebens abbilden. Bei der Tour am Nachmittag wurde auch von diesen Wandbildern berichtet – stolz ergänzt um die Information, daß Prinzessin Anne die Stadt zur „Eröffnung“ dieser Bilder besucht habe.

Invergordon ist das Tor zu den schottischen Highlands. Man kann- wenn man nicht auf die Reederei-Ausflüge zurückgreifen will – auch direkt am Hafen Touren und Taxis finden. Klassische Ziele sind Inverness und Loch Ness.
Ich habe mich für einen Cunard-Ausflug zum Schloss Dunrobie entschieden und bin nicht enttäuscht worden – nach dem Gang durchs Schloss hat man einen ganz guten Eindruck vom (früheren) Leben des britischen Adels, der mittlerweile zur Finanzierung seiner Schlösser diese in der Regel für zahlende Besucher:innen öffnet.



Am nächsten Tag war der Hafen Kirkwall auf den Orkneys das Ziel.

Die Insel hat mehr zu bieten als einen – auch empfehlenswerten – Besuch in Kirkwall mit Besuch der Kathedrale und Bummel über die Hauptstrasse. Dazu kommt man mlt einem kostenlosen Shuttle vom etwas ausserhalb gelegenen Hafen gut vom Schiff hin und zurück. Ein Ausflug über die Insel zeigt deren rauhe, schöne und historische Seiten und ist empfehlenswert. Ich hatte mich für den Cunard-Ausflug Orkney Panorama entschieden und hatte an einem halben Tag eine schöne Rundreise über die Insel.


Von den Orkneys nach Island war das Schiff zwei Seetage unterwegs – Zeit zum Relaxen, Essen und mehr vom Schiff erkunden.
In Reykjavik gab es einen Overnightstay. Der erste Tag, der Sonnabend, war der erste sonnige Tag in Island seit längerem – perfekt für den Golden Circle, den ich über GetYourGuide bei http://www.GeoIceland.is gebucht habe. Ein Minibus, insgesamt 7 in der Gruppe und ein netter Guide, Peter, machten diese Tour zu einem wunderbaren Erlebnis – ohne Stress. Mein Guide kam übrigens aus Island, ist eigentlich Musiker und Schauspieler und verdient sich so das Geld, um im Winter in wärmeren Gefilden leben.






Am zweiten Tag in Reykjavik war es deutlich kühler. Mit dem kostenlosen Shuttle kommt man einfach bis zur Harpa, einer dieser wunderschönen Kulturtempel, die in Skandinavien Kunst, Literatur und Kultur ein schönes und repräsentatives Zuhause geben.

Von Reykjavik ging es nach Isafjördur an den Westfjorden. Da ich schon vor einem Jahr dort war und einen tollen Ausflug zum Dynjandi gemacht habe, habe ich dieses Mal auf das Buchen eines Ausfluges verzichtet – was bei regnerischen 6 Grad auch kein großes Vergnügen gewesen wäre. Man kann ansonsten jenseits der Reedereiausflüge vor Ort Ausflüge und eine Hop On-HopOff-Tour buchen – zu einem günstigeren Preis als an Bord. Es gibt auch einen schönen Plan für das eigenständige Erkunden des Ortes https://www.westfjords.is/en/moya/extras/16/walking-paths-around-isafjordur, was allerdings für mich dieses Mal aufgrund des Wetters etwas kürzer als geplant ausfiel. Wer noch nicht da war, dem sei auf jedem Fall ein Ausflug zum Dynjandi empfohlen, allerdings sollte man festes Schuhwerk anhaben; Wanderstöcke sind ebenfalls hilfreich, um den etwas schmalen und teilweise rutschigen Weg zum Wasserfall hinauf gut zu bewältigen.

Der dritte und letzte Hafen in Island war Akureyki, die zweitgrößte Stadt in Island, die am Ende eines langen Fjörds liegt. Die Stadt hat einen interessanten botanischen Garten und Häuser von dänischen Kaufleuten und ist Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung.

Dieser Teil der Reise zeigt auch im Juli noch, wie lange es rund um den nördlichen Polarkreis nachts hell ist.

Nach zwei weiteren Seetagen war der Hafen Grennock das letzte Ziel dieser Reise.

Man kommt zwar auch alleine von Grennock nach Glasgow (mit einem Schnellzug) – aber ich fand auch in Anbetracht des eher kurzen Zeitfensters den Cunard-Ausflug „Glasgow on your own“ bequemer und effizienter. So brachte mich ein Bus vom Schiff nach Glasgow und zurück. Die Tour starte kurz nach dem Anlegen und wir kamen kurz vorm Auslaufen zurück – und wenn es unterwegs einen Stau gegeben hätte, hätte das Schiff gewartet. Musste es zwar nicht, aber in dem Fall war der Reederei-Ausflug für mich die beste Lösung.
Zum Stadt erkunden habe ich die Hop On-HopOff-Tour gemacht und mich für die „yellow line“ entschieden, die nicht nur beide Fußballstadien und das Sciene-Center auf der Strecke hatte, sondern insgesamt eine Tour durch die Vielfalt Glasgows war.

Es gibt in Glasgow viele schöne erhaltene Häuser, erbaut Ende des 19.Jahrhunderts, aber natürlich auch Beton-Brutalismus aus den 70igern des 20.Jahrhunderts und Hochhäuser aus dem 21.Jahrhundert.

Die Reise endete nach einem weiteren Seetag in Southampton. Das Ausschiffen ist nichts für Langschläfer:innen: Mein über Cunard gebuchter Flug zurück nach Berlin ging zwar erst um 17.20 Uhr ab London-Heathrow, aber ich musste vor 9 Uhr – die Zeit, in der die Kabine geräumt sein muss – zum Ausschiffen und dem Cunard-Transport zum Flughafen bereit sein.

Das Ausschiffen selbst ist gut organisiert. Man holt sein Gepäck, geht zum Bus mit derselben Kennung, im Bus checkt eine nette Dame, ob man auf der Liste steht und der Bus bringt eine zum passenden Terminal in London-Heathrow. „Leider“ waren wir dort mit allem Gepäck um 10.15 Uhr – 4 Stunden bevor ich am Terminal 5 meinen Koffer für den Flug aufgeben konnte. Es gibt auf jeden Fall nettere Orte, um seinen Sonntag Vormittag zu verbringen, aber immerhin habe ich einen Sitzplatz gefunden und hatte ein Buch dabei. Der Baggage-DropOff hat dann sogar funktioniert, ich habe die kürzere Security-Schlange erwischt und „nur“ rund 45 Minuten später durfte ich weitere anderthalb Stunden in der Abflughalle aufs Bording warten.

Der Flug selber war normal – bis auf die Tatsache, dass British Airways im „Wettbewerb“ um die wenigste Beinfreiheit auf den vorderen Plätzen liegt. Aber der Flug war im Plan und ich habe es geschafft, binnen 45 Minuten von meinem Platz in der letzten Reihe über die automatisierte Grenzkontrolle und das Gepäckband, dass da schon meinen Koffer lieferte und einem Taxi nach Hause zu kommen.

Das Schiff
Die Queen Anne ist zwar in der Cunard-Tradition, aber doch anders als die drei anderen derzeit auch im Dienst befindlichen Schiffe Queen Mary2, Queen Elizabeth und Queen Victoria. Diese drei sind im Art Deco Design gestaltet – die Queen Anne greift zwar viele Gestaltungselemente der Cunard-Tradition auf, ist aber in einer eigenen, modernen Design-Sprache gestaltet.

Das wird am deutlichsten am Queensroom, der zwar dieselben Funktionen (Teatime, Ballroom-Dancing und anderes mehr) wie auf den drei anderen Schiffen übernimmt, aber dem die Eleganz der drei anderen fehlt.

Das Royal Court Theater bietet von jedem Platz aus gute Sicht und den Charme eines ArtDeco-Kinosaals.
Der Golden Lion-Pub ist größer aber hat einen saalartigen Charme ohne kuschelige Ecken. Die Carinthia-Louge und der Chartroom sind eher Durchgangsräume mit Barbetrieb. Insgesamt gibt es mir auf der Queen Anne zu wenig angenehme öffentlich zugängliche Orte zum „Sitzen und aufs Meer schauen“ – drinnen wie draußen.

Cunard hat bisher wenig Angebote in Spezialitätenrestaurants. Es gibt auf den anderen Schiffen das „The Verandah“ – wo man Mittags und Abends Steaks und Meeresfrüchte mit besonderem Service in einem eigenen Restaurant genießen kann und ausserdem noch – aus meiner Sicht – verzichtbare PopUp-Angebote in einem Teil des Kings Court – des Buffetrestaurant. Auf der Queen Anne wird dieses Konzept leicht modifiziert und statt des „The Verandah“ gibt es „Sir Samuels Steakhouse“ (58,50 $) und das „Aji Wah“ für japanisch inspiriertes Essen auf Deck 10 und auf Deck 9, in einem abgetrennten, aber tagsüber auch von Gästen der Artisan Food Hall nutzbaren, Bereich das Tramonto (18 $ bei Vorabbuchung) und das Aranya (31,50 $). Es gibt wenige Tische und viel Personal, das sich während des Aufenthalts sehr zugewandt um die Gäste kümmert. Man bestellt von einer kleinen, gleichbleibenden Karte drei Gänge und wird mit einigen Zwischengängen erfreut. Das „Sir Samuels“ hat mich – im Vergleich zum „The Verandah“ sehr enttäuscht. Die Lage auf Deck 10 am Heck ist schön – allerdings habe ich nicht einen der (vielen) Fenstertische bekommen. Der Service war nicht zugewandt und professionell wie ich ihn von der Queen Victoria kenne (I miss Paula and her Team!). Der Grundpreis ist höher und dafür die Auswahl eingeschränkter. Bei meinem Besuch am letzten Abend war es der enttäuschendste Besuch der drei Spezialitätenrestaurants auf der Queen Anne. Das Essen war ok, aber es war nicht so gut, dass es den Mehrpreis von fast 60 $ gerechtfertigt hätte. Die Süßkartoffel-Frites waren zu „labberig“, die Zwiebelringe zu fettig. Der Service „hat sich bemüht“, aber er war nicht so gut, wie man es vom „Flagship-Restaurant erwarten kann.

Gut gefallen hat mir die Farbcodierung, durch die man sich schnell und gut orientieren konnte und den Weg zu einem der drei Lifte einfach finden konnte.


Meine Kabine 11036 war ruhig und alles war gut von dort erreichbar. Ich hatte genug Platz und habe nichts vermisst.




Tipps:
1. Bei Cunard hat man in der Britannia-Klasse – der britischen Tradition sei Dank – einen Wasserkocher auf der Kabine. Dazu gibt es Teebecher, Teebeutel, löslichen Kaffee, Zucker, Kondensmilch und verpackte Kekse. Standardmäßig gibt es Twinnings „Every Day“-Teebeutel in der Kabine. Wenn man wie ich lieber eine andere Sorte will, dann kann man das mit dem Kabinen-Steward klären – oder einfach aus dem Buffetrestaurant die Teebeutel der eigenen Wahl mitnehmen. Ein kleiner Vorrat empfiehlt sich – das habe ich auf einer Reise mit der Queen Victoria gelernt, wo zeitweise verschärfte Hygjenebedingungen in Kraft gesetzt wurden, die den Zugang zu den Teebeuteln nur noch ermöglichten, wenn sie mit heißem Wasser schon im Becher waren. Und wer lieber Frischmilch zum Kaffee oder Tee in der Kabine mag, der bestellt morgens Frühstück (bei Cunard ohne zusätzliche Kosten) auf die Kabine – manche machen das als kleines Pre-Frühstück – und stellt die Milch in den Kühlschrank oder nimmt die erforderliche Menge Milch in einem Glas oder Becher aus dem Buffet mit in die Kabine. Da die Milchspender neben den (ohne Mehrkosten erhältlichen) Kaffee-Tee-Wasser-Saft-Stationen im Buffetrestaurant auf der Queen Anne so niedrig sind, dass die dort verfügbaren Gläser nicht drunter passen, sollte man die Teebecher zum Transport der Milch in den Kühlschrank der Kabine nutzen.
2. Wenn man Glück und einen guten Sommelier im Main Dining Room (MDR), dem Britannia-Restaurant, hat, dann gibt es gute Tipps, um sich die passende Flasche Wein auszusuchen und an den kommenden Tagen zu trinken. Ansonsten kann man aber auch eine aussuchen und schauen. Nachdem ich bei meinen früheren Reisen immer sehr angenehme Weinkellner hatte, war es bei der Queen Anne nicht ganz so entspannt wie bisher. Man merkt schon, dass Cunard in diesem Jahr ein viertes Schiff mit kompetentem Personal besetzen musste – da muss sich noch einiges einspielen. Aber es ist auf längeren Reisen immer netter, statt sich nur auf die glasweise ausgeschenkten Weine zu beschränken, aus der ganzen, sehr umfangreichen Weinkarte auswählen zu können.
3. Wenn man in einem deutschen Hafen ein- und/oder ausschifft, sollte man überlegen, es sich mit dem Gepäck einfacher zu machen und den Koffer von/zur Haustür zur/ab Kabine mit https://www.tefra-gepaeckservice.de/hauptnavigation/bestellung-login transportieren zu lassen. Es war für mich eine Reiseerleichterung nur mit dem kleinen Gepäck für die Vorübernachtung in Kiel anreisen zu müssen, obwohl das frühere Packen und die fehlende Gewichtsbeschränkung auf 23 kg dazu verführt mehr in den Koffee zu packen, als es die Regeln beim Flug tun. Für den Rückflug habe ich meine Kofferwaage dabei, um den Anforderungen der Fluggesellschaft Genüge zu tun und unnötige Kosten für Übergewicht des Koffers zu vermeiden.
4. Wenn man eine Cunard-Reise ab Deutschland macht, ist oft ein Stop in Southampton an einem Sonntag dabei, weil dort die vielen Cunard-Gäste aus UK aus- und einsteigen. Man sollte an solchen Tagen das Büffet oder das Britannia-Restaurant meiden, denn dort wollen (fast) alle anderen vor dem Ausschiffen noch sehr früh frühstücken. Eine gute Möglichkeit, den Cunard-Kabinenservice fürs Frühstück zu nutzen – das ist die ruhigste Möglichkeit. Wenn man nicht einen Ausflug macht (auf meiner Reise mit der Queen Victoria habe ich den Tag zu einem Cunard-Ausflug nach Winchester genutzt), dann ist der Shuttle in die Stadt eine gute Option – dort ist allerdings vor 11 Uhr nicht viel los.

5. In UK gibt es bei den Ketten wie Boots oder anderen (zum Beispiel an Flughäfen oder Bahnhöfen) „Meal Deals“ – auch wenn man nur ein Sandwich und ein Getränk will, sollte man den 3.Bestandteil (meist Chips oder Kekse) nehmen – alles drei ist billiger als wenn man nur das Sandwich und das Getränk nähme.
6. Es gibt für alle Schiffsreisen ein spannendes Angebot eines britisches Start Up, das für die konkrete Reise aus den „echten“ Satelliten-Schiffsdaten eine Karte produziert, die man – gerade als Erinnerung an besondere Reisen – gerahmt als Erinnerung an die Wand hängen kann, oder auch in einem Coffee-Table-Book sammeln kann, wenn man zu wenig Wand für mehr Bilder hat. Das sieht für diese Reise so aus 👇

Wer sich selbst eine Erinnerung für eine (besondere) Schiffsreise bestellen will, kann das unter https://thecruisemaps.com/ tun – der Versand ist weltweit inclusive.
Was mir gefällt:
1. Cunard bietet auf allen Decks mit Kabinen Lauderettes mit Waschmaschine, Trockner und Bügeleisen mit Brett. Man kann auch Sachen im Waschbecken durchwaschen und auf der integrierten Leine in der Dusche trocknen. Und natürlich kann man auch Wäsche zum Waschen, Bügeln und Reinigen geben, das kostet allerdings mehr als an Land – und braucht bis zu zwei Tagen bis die Wäsche wieder sauber und gebügelt zurückkommt. Wenn man genug Sachen zum Waschen hat, lohnt der Sack mit 15 Teilen für 52 $ – wenn es sich im On-Board-Credit (OBC) ausgeht.
2. Man kann bei Cunard auch Getränke oder Esswaren zum Verzehr in der Kabine mit an Bord bringen. Ich mag es, beim Landgang im örtlichen Supermarkt kleine lokale Spezialitäten zu kaufen – und es ist schön, am Abend noch ein Glas lokales Bier oder Wein als Sundowner zu genießen oder lokale Kekse zum Tee. Und in Southampton habe ich PIMM’s in Dosen entdeckt und genieße auch mal abends very british einen Pimms.


3. Die Tea-Time ist und bleibt eine „Cunard-Signature“ und ein echtes Erlebnis. Der Queensroom auf der Queen Anne ist moderner als die Pendants auf den anderen Schiffen der Cunard-Flotte. Neben unbequemen Sitzmöglichkeiten auf den umlaufenden Sofas und 4er-Tischenn gibt allerdings auch einige 2-er-Tische – gut, wenn man alleine sitzt. Und gerade an Seetagen gilt: Rechtzeitiges Erscheinen (20-30 Minuten vor dem Beginn um 15 Uhr) sichert einen Platz. Man bekommt die feinen Sandwichs, die kleinen Törtchen und die frischen Scones mit Clotted Cream zwar auch in der Artisan Foodhall und im (kostenfreien) Kabinenservice, aber den Einzug und das Servieren bekommt man nur im Queensroom. Und wenn man den Lunch ausfallen lässt, kann man alles sehr genießen und mehr probieren.



3. Die Bright Light Society ist ein wunderbarer Ort für eine gut gemachte abendliche Unterhaltung – die erste Vorstellung um 19.30 Uhr ist ein perfekter Start in einen Gala-Abend mit später Tischzeit. Ich habe früh über MyVoyage reserviert und beide Shows Fizz und Noir mit dem Ensemble von 5 Personen sind mehr als sehenswert. Chapeau!

4. Die Cunard-Insights
Die Speaker der Cunard-Insights sind immer ein Erlebnis und ich genieße an Seetagen gerne einen bis zwei der 45-minütigen Vorträge. Sei es Dr. Helen Doe, die ich schon im April auf der Queen Victoria erlebt habe mit ihren Vorträgen rund um maritime Geschichte – immer mit einem Blick auf die meist wenig beachteten Frauen in diesen Geschichten über Geschichte, Dr. Michael Gibson mit und ohne Kilt und seinen Vorträgen über „Great Scots“ jenseits von König:innen oder isländische Sagen, Clive Myrie mit Geschichten aus seinem Korrespondentenleben oder Caroline Aston die königliche Geschichte(n) in einer freien, witzigen Rede präsentiert – alle waren interessant und die Zeit wert, sie zu besuchen.

5. Es gibt zauberhaftes und talentiertes Servierpersonal. Valentina, die zeitweise zum Team meines Tisches gehörte, war kommunikativ und zauberhaft und hat den „Profiblick“ – sie schaut, ob etwas nötig ist und man muss gar fragen. Bei einigen Lunchs hatte ich das Vergnügen, von Putu betreut zu werden, die mich an alte Zeiten der Teatime erinnerte, bei denen die Tasse auf das Silbertablett gehoben und dort eingegossen wurde – eine weit höhere Anforderung an die Fähigkeiten der Servicekräfte. Sie musste an einem anderen Tag damit damit umgehen, dass es ein Problem in der Küche gab, weshalb der Lunch dreimal so lange dauerte. Auch das hat sie mit viel Freundlichkeit gut bewältigt.
6. Das Entertainment-Team organisiert ein abwechslungsreiches Programm mit Sportangeboten, Trivias, Bingo, aber auch vielen Musikangeboten, Filmen und Vorträgen. Als das Wetter in Isafjördur so schlecht war, daß kurzfristig mehr Leute an Bord geblieben (oder früher zurück gekommen) sind, wurden noch weitere Angebote wie ein Film im Royalcourt Theater organisiert.

7. Ein nettes Feature ist das Nachtlicht, das man mit einem Schalter am Bett an- und ausschalten kann.
Was ich mir besser wünsche:


1. Wer erlebt hat, wie schnell die Einschiffung in Southampton bei Cunard laufen kann, der wünscht sich in anderen Häfen entweder Priority-Boarding (ab Worldclub Platin-Status) oder lernt warten. Allerdings muss ich etwas relativieren – als ich am Sonntag nach meinem Landgang am Sonntag Mittag in Southampton wieder zurück an Bord wollte, wartete dort auch eine ziemlich lange Schlange auf den Check-In. Wenn man mit dem Cunard-Transfer vom über Cunard gebuchten Flug kommt, kennt man diese Schlangen gar nicht. Und in Southampton sind diese vielen Schalter und die vielen freundlichen Menschen, die am gesamten Weg stehen und den Weg zeigen. Und eine freundliche Frage ergab, dass man an den ganzen Schlangen vorbei schnell zurück aufs Schiff konnte.
In Kiel waren – zudem nicht auf den ersten Blick gut erkennbare getrennte – zwei lange Schlangen für die, die nach dem Landgang zurückkehrten und die, die nach dem Online-Check-In eine Boarding-Time hatten. Die Passagiere, die in Kiel an Bord gingen, wurden an 14 Schaltern abgefertigt – ich habe rund 45 Minuten gewartet. Anschließend noch die Sicherheitskontrolle und ich war rund eine Stunde ab meinem Ankommen am Kieler Ostseekai-Terminal an Bord. Ich fand das etwas lange und hätte mir weniger erforderliche Zeit für diesen Teil des Ankommens gewünscht.

2. Mir fehlen bei Cunard in den Kabinen nach wie vor Dinge, die das Leben (und den Koffer) leichter machen: ein langer Schuhlöffel und eine leichte Decke für das Ruhen auf dem Sofa oder dem Bett. Ausserdem sollte man einen Flaschenöffner dabei haben (deshalb habe ich immer einen kleinen Flaschenöffner am Schlüsselbund) – und beim Kauf von Weinflaschen, die man mit an Bord für den Genuss in der Kabine oder auf dem eigenen Balkon mit an Bord bringen kann, sollte man darauf achten, ob sie einen Schraubverschluss haben (oder man einen Korkenzieher verfügbar hat).
3. Cunard hat keine App wie andere Reedereien. Vor der Reise kann man über MyCunard wichtige Informationen wie Informationen über die Themen der Gala-Abende abrufen, im voraus (mit einer Ermäßigung von 5 $) Termine für die Spezialitätenrestaurants buchen (und bezahlen) und auch die Ausflüge können über die Web-Anwendung gebucht werden. Vor der Reise checkt man – nachdem man das Schiffsmanifest ausgefüllt hat – online ein und druckt sich die Kofferanhänger aus, damit die Koffer, die man vor dem Einchecken im Terminal abgibt, zur richtigen Kabine kommen.
Ist man auf dem Schiff, sollte man ja immer das Handy in den Flugmodus stellen, um unliebsame Kosten zu vermeiden. Man kann sich im Cunard-WLAN auch ohne Internet einwählen und sollte die auch ohne Internet verfügbare MyVoyage-WebApp nutzen. Man hat (zumindest ist es so versprochen) stets aktuellen Zugang auf das Bord-Konto, kann Termine für die Spezialitätenrestaurants buchen (und auch fürs Open-Dining im Britannia-Restaurant) und auf der Queen Anne Plätze für die Shows in der Bright Light Society. Man hat zudem das ganze Daily Programm verfügbar (wichtig, weil das deutsche Tagesprogramm nur einen reduzierten Überblick gibt). Und: man hat im Reisekalender den Überblick über alle gebuchten Termine der Reisetage und verliert auch im Urlaub ohne Terminplaner nicht den Überblick über die verschiedenen Buchungen und Reservierungen.

Aber- ohne eine weitere Erklärung im Nachgang oder eine andere Information währenddessen – ist auf dieser Reise MyVoyage über einen Tag (ab Skagen bis zum Abend des Seetages) nicht verfügbar gewesen. Wenn man Glück hatte, gab es die Fehlermeldung „Bad Gateway“.
Das ist zum einen besser kommunizierbar und zum anderen misslich. Ich war jedenfalls erst versucht, an meinen technischen Fähigkeiten zu zweifeln, bis ich mitbekommen habe, das es ein Cunard-Problem war. Es hat auch im Nachgang keine Information gegeben – das ist eine der größeren Schwachstellen im Service: transparente Information an Bord.
4. Bei Reisen mit einem höheren Anteil deutschsprachiger Gäste wird das Tagesprogramm in einer gekürzten Ausgabe auch auf Deutsch verteilt. Schade nur, dass es auf dieser Reise schlecht redigiert und teilweise (schlecht) mit einer KI übersetzt ist. Da ist im Tagesprogramm für Southampton ein falscher Text zum Shuttlebus-Service eingefügt (das englischsprachige hat richtig auf den kostenlosen Service zum West Quay Shopping Center verwiesen) oder die Überschrift passt nicht zum Text im Absatz. Ich lese das „Tagesprogramm“ eigentlich nur noch um den täglichen Fehler zu finden, aber das ist kein Spiel, bei dem man mit Preisen belohnt wird, sondern ein Fall von „Gut gemeint ist nicht gut gemacht.“
5. Die MyVoyage-App könnte ein paar zusätzliche Features und Verbesserungen vertragen: sei es, dass man schon vorher das jeweilige Menü im Britannia-Restaurant für Mittags und Abends in der MyVoyage-App sehen könnte oder das die Möglichkeit eröffnet wird, mit anderen Passagieren direkt zu chatten, um sich zu verabreden.
6. Auch wenn der Bildschirm auf der Queen Anne besser sortiert ist und viele interaktive Möglichkeiten bietet – die direkte Übertragung der Insights aus dem Royal Court Theater wurde leider nicht standardmäßig – wie auf anderen Reisen – angeboten. Diese Option wurde (leider) nur beim sehr überlaufenen Vortrag von Clive Myrie genutzt.
7. Wir haben auf der Reise bei Island den 66.Breitengrad überquert – oder zumindest touchiert. Ich kann auf seltsame Rituale am Pool verzichten, aber ein weiteres (schönes) Zertifikat hätte sich gut in meiner Sammlung gemacht. Bei meiner MSC-Reise in 2023 habe für dieselbe Island-Route jedenfalls ein Polarkreis-Zertifikat bekommen.
8. Statt der „Graduities“, die vom On-Board-Credit (OBC) abgebucht werden, fände ich eine bessere Bezahlung aller Beschäftigten an Bord ohne versteckte Kosten besser – das kann man doch im Reisepreis integrieren. Und ich würde gerne (auch zusätzlich) festlegen, dass ein verbleibender OBC an die Beschäftigten geht. Die Verteilung an die Beschäftigten bleibt unklar – kriegen alle gleich viel aus diesem Topf oder einige mehr als andere ?
9. Die Transaktionen auf dem Bordkonto werden normalerweise schnell abgebildet und man hat schnell online den aktuellen Überblick über den Stand des restlichen OBC oder dessen was, darüber hinaus zu bezahlen ist. Ich habe aber schon zum zweiten Mal erlebt, dass diese Aktualität an den beiden letzten Reisetagen plötzlich nicht mehr gegeben ist und man besser selbst mitrechnet zum Stand der Ausgaben, weil erst sehr spät aktualisiert wird. Man könnte fast meinen Cunard macht das absichtlich, damit man entweder nicht den restlichen OBC noch gezielt ausgibt oder zulässt, dass die Zahlungen höher werden. Auf jeden Fall verbesserungsfähig, Cunard!
10. Am Ausschiffungstag müssen alle früh von Bord und wollen vorher noch frühstücken. Das daher ein entsprechender Andrang kommen wird, ist absehbar. Als ich gegen 6.30 Uhr in der Artisan Hall ankam, waren zwar leere Tische da, die aber nicht abgeräumt waren. Ich habe einen der letzten leeren Tische ergattert. Immerhin hat kurz danach ein Kollege im schwarzen Anzug (hier das Zeichen eines höheren Rangs im Service) die Lage erkannt, selbst mit Hand angelegt und weitere Servicekräfte zum Abräumen herbeibeordert. Es war zwar wuselig, aber immerhin hat man mit einigem Suchen einen Platz gefunden.
11. Es wäre sinnvoll, wenn Cunard auch noch für ein weniger stressiges Rückreiseerlebnis sorgen würde, als die Gäste nach dem Bustransfer zum Flughafen mehrere Stunden in der Abflughalle warten zu lassen, bis man zumindest seinen schweren Koffer für den von Cunard am Nachmittag oder Abend gebuchten Flug aufgeben kann.
White Star Service ist (leider) ein Versprechen, dass Cunard nicht immer einlöst
Cunard ist stolz auf seinen White Star Service. Aber ich habe auch auf dieser Reise immer wieder Mängel erlebt, die nicht zum Anspruch passen:
1. Am Seetag zwischen Skagen und Southampton war das Britannia-Restaurant zum Frühstück nicht nur gut gefüllt, sondern der Service überfordert. Auf meinem Tisch fehlten die Milch und die Butter, die dort sonst immer da stehen. Es dauerte deutlich länger als sonst bis jemand mit der Frühstückskarte kam und nach dem Wunsch zu Saft und Kaffee bzw. Tee fragte. Man hatte den Eindruck, die Servicekräfte waren etwas zu hektisch und es fehlte der Überblick, mit der Situation umzugehen. Der bestellte Saft kam nie und es blieb bei einer Tasse Tee, für die die Milch aus einer großen Kanne zugegossen wurde. Da das Frühstück im Britannia-Restaurant zu einem der Punkte gehört, die ich bei Cunard-Schiffen mag, war das schade – dumm, wenn Gäste auf der Kurzreise zwischen Kiel und Southampton das für den normalen Standard halten. Eigentlich ist nämlich das servierte Frühstück ein schöner und ruhiger Start in den Tag, den man in der Regel zwischen 8.00 und 9.30 Uhr genießen kann.
An Ausschiffungstagen startet das Frühstück meist früher, weshalb ich am Tag in Southampton lieber die schöne Alternative des Frühstück im Kabinenservice gewählt habe – man hängt seine Bestellung am Vorabend bis 1.00 Uhr aussen an die Kabinentür und das Frühstück wird zwischen 7.00 und 10.00 Uhr im angekreuzten Zeitfenster gebracht und man kann auch im Morgenmantel frühstücken. Das ging in Southampton für mich aber nur, weil ich an Bord geblieben bin – wenn man selbst das Schiff verlässt, gibt es leider diese Option nicht. Da muss man – zu angepassten Zeiten – im Buffet oder im Restaurant frühstücken, bevor man morgens das Schiff verlässt.
2. Bisher habe ich die Weinkellner, besonders auf der Queen Victoria, immer als kommunikativ und dem Gast zugewandt erlebt. Das war dieses Mal anders. Der erste Weinkellner war unsicher und verschüttete beim ersten Eingießen gleich mal einen Teil des Weins neben das Glas. Der zweite Weinkellner, Albert, trat nach zwei Tagen an seine Stelle und schaffte es, mich einen ganzen Abend zu ignorieren. Ich habe das gerne mal für einen alkoholfreien Tag genutzt, aber es ist trotzdem keine Art des guten Service. Ich habe ihn beim Gehen angesprochen und ab da hat es dann an den nächsten Abenden gut geklappt.
3. Der Golden Lion ist mit dem Angebot des Pub Lunch eigentlich eine gute Möglichkeit für eine Kleinigkeit zum Mittagessen. Es war am zweiten Seetag, wo der Pub die perfekte Gelegenheit war, zwischen zwei wunderbaren Cunard-Insights etwas zu essen. Allerdings brauchte es schon etwas Zeit, bis eine Servicekraft im zu diesem Zeitpunkt nicht vollen Pub meine Bestellung aufnahm. Das Servicepersonal wirkte etwas „unsortiert“, aber schließlich fand sich jemand, der meine Bestellung aufnahm. Das Essen war genau die Kleinigkeit, die ich wollte – es wäre allerdings noch besser gewesen, wenn mit dem Essen jeweils auch das Besteck gebracht würde. Bei meinem Nachtisch, einem leckeren Erdbeer-Crumble, saß ich 5 Minuten vor dem Essen, bis sich jemand meiner erbarmte und mir einen Löffel brachte. Ich hätte mir – da Pub – ja mein Besteck auch selbst geholt, wenn es sichtbar gewesen wäre.
4. Der Maitre D‘ verteilt am Eingang des Restaurants die Plätze. Auf dieser Reise war das im Britannia-Restaurant auf Deck 2 ein Mann, der offenbar täglich hart daran arbeiten muss, seine grundsätzlich schlechte Laune zu überspielen und der alleinsitzende Frauen für einen Fehler im System hält, der grundsätzlich durch weniger gut gelegene Tische beantwortet werden muss und eigentlich lieber hat, dass man bei „Happy to share“ begeistert ja sagt. So bin ich dieses Mal bei verschiedenen open seatings zu Frühstück und Lunch kein einziges Mal an einem Fenstertisch platziert werden – eine ganz andere Erfahrung als bei meiner letzten Reise mit einem freundlichen Maite D‘.
5. Der Service im Sir Samuels war etwas überfordert. Ich habe mehrfach länger gewartet als nötig, hatte einen etwas zugigen Tisch und der Chef war kommunikativ offenbar nicht in der Lage, eine etwas kritischere Rückmeldung in der einem solchen Restaurant angemessenem Form überhaupt nur entgegen zu nehmen. Das war im Tramanto und auch im Aranya anders – gerade im Tramonto fühlte ich mich gesehen und gut betreut.
Veränderungen, die mich freuen
1. Seit ich gezielt danach suche, finde ich mehr interessante alkoholfreie Alternativen auf den verschiedenen Getränkekarten. Es könnte sicher mehr werden und auch die Variationsbreite der Mocktails ist noch deutlich ausbaubar, aber ich habe mehr alkoholfreie Angebote als die drei klassischen Softdrinks (Cola, Fanta, Sprite) und Mineralwasser entdeckt.

Gab es im April auf der Queen Victoria in allen Bars nur die selben sechs Mocktails, so gibt es auf der Queen Anne auf der Barkarte der Bright Light Society unter der Rubrik „Low and No“ drei alkoholarme und drei alkoholfreie Mocktails. In der Cabana-Bar sind es in dieser Rubrik zwei alkoholarme und zwei alkoholfreie Mocktails – und es sind jeweils unterschiedliche Mocktails in den beiden Bars. Es ist aber leider immer noch so, dass es zum Beispiel im Commodore Club nur drei – wenig attraktive und überteuerte – Mocktails angeboten werden, während die Auswahl an alkoholischen Getränken in dieser Barkarte sehr umfangreich und auch besonders ist – zum Beispiel mit Cocktails für einzelne Cunard-Kapitäne.
Die Auswahl an Cocktails und alkolischen Getränken ist auf jeden Fall in allen Bars weit umfangreicher und vielfältiger. Da geht noch einiges – nicht nur, um die Reise für die „Friends of Bill“ angenehm zu gestalten.
Was ich mir von Cunard wünschen würde
1. Mich hat dieses Mal eine große (statt der sonst kleinen) Flasche Pol Acker Sekt zur Begrüßung in der Kabine erwartet. Und nach einigen Tagen erwartete mich des Abends eine weitere (halbe) Flasche Sekt im Kühlschrank, die mir mit Grüssen des World Club übermittelt wurde.

Aber leider gibt es keine alkoholfreie Alternative – ich würde mir wünschen, dass es auch eine besondere Begrüßung ohne Alkohol gibt. Man gibt bei der Buchung ja auch z.B. an, ob die Betten als „Twin“ (zwei getrennte Betten) oder als Kingsize (großes Einzelbett) gestellt werden sollen (und falls es „falsch“ gestellt ist, kann der Kabinensteward das einfach in die gewünschte Konfiguration umwandeln) – da wäre ein spritziges besonderes Getränk ohne Alkohol doch auch eine echte Alternative und ein echtes Zeichen von umfassendem Service.

Am ersten Gala-Abend einer Reise bekommt man im Restaurant ein Glas Sekt „im Namen des Kapitäns“ serviert, das man aktiv ablehnen muss – auch hier gibt es keine alkoholfreie Alternative. Wer zu jung zum Alkoholgenuß ist oder einfach auf Sekt im speziellen oder Alkohol im allgemeinen verzichtet, kann nur die Geste sehen und bleibt beim immer angebotenen kostenfreien Eiswasser.

Ich habe mir jedenfalls in Kiel noch eine schöne und besondere Limonade gekauft und die stilvoll im Sektglas bei der Ausfahrt aus Southampton auf meinem Balkon genossen.
2. Cunard hat seit letztem Jahr alle seine Schiffe mit gut funktionierendem Starlink-#Internet ausgestattet. Manche sollen zum Beispiel ja die Reise auf der Queen Mary2 zwischen Southampton und New York oder andere Reisen mit vielen Seetagen auch genossen haben, weil sie so den Luxus der Unerreichbarkeit hatten (das berichtet zum Beispiel @GaryBembridge) – aber zu viele können auch auf Reisen auf Internetzugang nicht mehr verzichten. Im Gegensatz zu vielen anderen Reedereien, die entweder auf der Reise ohne zusätzlichen Kosten auch einen Internetzugang oder auch günstige Internetpakete anbieten, lässt sich Cunard den Internetzugang ziemlich teuer bezahlen – als Paket für die gesamte Reise oder als 24-Stunden-Zugang nach Wahl. Ab dem Worldclub Gold-Status hat man Ermäßigungen auf den Internetzugang – ich nutze das für zwei Tagespässe mit Internetzugang, aber die Preise sind ziemlich heftig. Wenn man in Europa (mit Rooming-Möglichkeit) und vielen Landtagen unterwegs ist, kann man an Bord digitales Detox pflegen, muss aber auch darauf verzichten, die Lieben daheim mit zauberhaften Fotos von Sonnenuntergängen oder vom Bordleben in Echtzeit zu erfreuen. Und nachdem Cunard bei der Einführung der Queen Anne ziemlich clever auch Influencer und Vlogger in seine Kommunikations- und Marketingstrategie eingebunden hat, sollte vielleicht das Internet nicht zum „Nickel and Diming“ genutzt werden. Aber natürlich kann man auch Digital-Detox machen.

3. Ich mag den Commodore Club und seine Vielfalt an ganz unterschiedlichen Cocktails auf der Karte, neben denen, die Cunard-Kapitänen gewidmet sind, auch die breite Auswahl an Zubereitungsarten für Martinis. Aber auf einem Schiff, das so britisch daher kommt, fehlt mir ein Martini a la James Bond, oder muss man dafür Lizenzgebühren zahlen, Cunard?
4. Man darf an Bord keine elektrischen Geräte wie Haartrockner bringen. Auf der Queen Anne hält man die Passagiere immerhin für so diszipliniert, dass der Föhn nicht mehr in der Schublade fest eingebaut ist, sondern er kann an verschiedenen Steckdosen genutzt werden. Für die Nutzung muss man die ganze Zeit sehr fest auf einen Knopf drücken (was ziemlich anstrengend ist) – und bekommt dafür nur eine mäßige Leistung, was selbst bei kurzen Haaren nervig ist, weil es dauert. Cunard, investiert bitte in einen ordentlichen Föhn, das kostet nicht viel.
5. Leider haben die Kabinentüren, die zufallen, wenn sie nicht offen gehalten werden, vor dem Einbau keinen Test des Kabinenservice bekommen. Cunard bietet – ohne Mehrkosten – 24-Stunden-Kabinenservice. Das Frühstück oder jede andere Bestellung von der kleinen Kabinenkarte wird auf einem Tablett von einer freundlichen Servicekraft geliefert, die nicht nur das Gleichgewicht des Tabletts mit Geschirr, Speisen und Getränken halten muss, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt die Kabinenatür im Rücken haben muss, damit sie nicht zuschlägt. Wenn man also die Kabinentür für den erwarteten freundlichen Menschen mit dem Tablett nach dessen Klopfen öffnet, wartet man, bis der die Tür mit seinem Rücken gesichert hat und tritt dann zurück, um den Gang und den schmalen Weg freizumachen, damit die Lieferung auf dem kleinen Tisch vorm Sofa abgestellt werden kann. Diese Servierchoreographie ist eine besondere Anforderung an die Mitarbeitenden im Service – und wenn man sich bei der Planung mehr Gedanken um „gute Arbeit“ gemacht hätte, könnte man diesen Teil des Jobs für sie vermutlich einfach erleichtern. Vielleicht finde ich auch noch heraus, wie ich nach dem Essen alleine ohne Hilfe das Tablett vor der Kabinentür abgestellt bekomme. Bis dahin überlasse ich diese Aufgabe lieber dem Kabinensteward, der über einen Keil verfügt, um die Tür beim Aufräumen offen halten zu können.
6. Die Bibliothek der Queen Anne fällt weit hinter die Bibliotheken auf den drei anderen Schiffen zurück, sowohl im Design wie in der Ausstattung. Zudem gibt es keinen Bookshop mehr an Bord, im dem man Bücher käuflich erwerben kann. Beides fehlt mir sehr.
Welche Bücher haben mich auf dieser Reise begleitet?





Positionen
1. Getränkepaket Ein Getränkepaket für diese Reise, bei dem auch alkoholische Getränke dabei sind, hätte mich für diese Reise 1.147 $ gekostet. Ich habe stattdessen „As you go“ auf dem Schiff (aus meinem OBC) bezahlt, hatte u.a. zwei selbst ausgesuchte Flaschen Wein über die gesamte Reise zum Abendessen, und habe Getränke in den Spezialitätenrestaurants sowie ein paar Cocktails und alkoholfreie Getränke im Pub und den Bars genossen. Das hat mich 223,13 $ gekostet – da blieb sogar noch OBC für das eine oder andere über.
2. Dresscode: Die heftigsten Debatten in den Facebookgruppen rund um Cunard sind die um den Dresscode. Ich verstehe ja weiterhin nicht, warum Menschen viel Geld für eine Kreuzfahrt ausgeben, zu deren Flair ein (mittlerweile erheblich gelockerter) besonderer Dresscode an den Gala-Abenden und die Erwartung, an den anderen Abenden „Smart attire“ in den meisten Räumlichkeiten, vor allem den Restaurants, aufzulaufen, gehört und die das dann genau das kritisieren und abschaffen wollen. Man kann sicher darüber streiten, ob alle Gäste immer den besten Geschmack bei der Auswahl ihrer Abendgarderobe walten lassen, aber fast alle geben sich Mühe und es sind eigentlich nur Männer, die auch am Gala-Abend im karierten Hemd ohne Schlips und Sakko oder ähnlich „casual“ auflaufen, wenn viele andere mit Smoking, weißem Hemd und Fliege durchaus Eindruck machen. Diese Einzelfälle von erheblich „underdressed“ bekommt man übrigens auch deshalb zum Beispiel im Britannia-Restaurant zu sehen, weil sie eben nicht auf eine der Möglichkeiten verwiesen werden, wo es deutlich legerer hergeht. Aber ich finde es nach wie vor schön, gut gekleidete Menschen zu sehen und Teil davon zu sein.
Was war nützlich, im Koffer zu haben?
1. Wie auf jeder Schiffsreise sind Magnete hilfreich, um an den Wänden immer wieder Gebrauchtes gut zu organisieren
2. Eine Wasserflasche, die man an den verschiedenen auf dem Schiff zu findenden Füllstationen mit gefiltertem Wasser für unterwegs füllen kann, ist sinnvoll. Leider bietet Cunard keine Option, auch Kohlensäure hinzufügen, was auf anderen Schiffen, zum Beispiel bei VIVA möglich ist.
3. Ein paar gute und leichte Wanderschuhe waren auf den Ausflügen ausserhalb von Orten mit gepflasterten Straßen sehr hilfreich und nützlich.
4. Da es auch im Sommer in Island und Schottland ziemlich nass und kalt sein kann, ist es sinnvoll immer eine gute Wetterjacke mit Kapuze dabei zu haben. Kleidung sollte man immer auch in „Lagen“ anziehen zu können – dann kann man sich den wechselnden Aussenbedingungen gut anpassen. Und in Isafjördur war ich sehr froh, eine warme Leggins im Gepäck zu haben. Es war zwar nass und kalt, aber ich hatte immerhin die passende Kleidung.
Was ist das Schöne an dieser Form der Reise?
Abgesehen davon, dass ich gut zwei Wochen statt in extremer Hitze in (für mich) angenehmen Temperaturen verbracht habe, schätze ich, dass man herumkommt, aber auch einfach ohne ein schlechtes Gewissen, was man hätte erkunden sollen, einfach mal nichts machen kann und die wichtigsten Entscheidungen des Tages lauten: Was soll ich wo essen ? Welches Buch will ich lesen?




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