London ist eine Stadt, die man zu kennen meint, selbst wenn man noch nie oder lange nicht mehr da war – und in der man vor Ort so viel entdecken kann.
London kenne ich aus der Literatur, aus Filmen und TV-Serien genauso wie aus Bildern in den Nachrichten: von Sherlock Holmes, Lord Peter Wimsey, der Forsythe-Saga und dem Haus am Eaton Place über Call the Midwife, House of Cards (BBC-Miniserie) bis zu The Split – und alles Mögliche noch dazwischen. Ich kenne auch die Stadt von Besuchen auf Reisen und für Konzerte (z.B. Eric Clapton in der Royal Albert Hall) immer so rund alle zehn Jahre. Und in den letzten Jahren manchmal mit einem Blick auf die Stadt vor der Landung in London-Heathrow zur Weiterfahrt nach Southampton. Nachdem die erste dieser Reisen etwas abenteuerlich war und ich danach eigentlich immer sehr entspannt nur die Autobahn zwischen Heathrow und Southampton im Bus erlebt habe, war es für mich an der Zeit, wieder mal ein paar mehr Tage in London zu verbringen und neue Eindrücke zu gewinnen.
Jede Reise beginnt mit der Anreise. Bis zum Gate war es ein Weg ohne größere Probleme, auch wenn es in der Warteschlange bei der Sicherheitskontrolle etwas schneller gegangen wäre, wenn sich alle Reisenden gut vorbereitet hätten und nicht über die im Handgepäck mitzunehmenden Flüssigkeiten diskutieren würden. Dafür hat das automatisierte Ausreiseverfahren aus der EU ohne Probleme funktioniert. Aber ich war immer noch so früh am Gate, dass ich schon mit dem Lesen des bei Pocketbook erworbene Buch beginnen konnte.

Der Flug war unspektakulär, also auch ohne Probleme. BA bietet sogar noch etwas Wasser und zum Knabbern und die zwei Stunden Flug gingen schnell vorbei.

In Heathrow war die Einreise im automatisierten Verfahren ohne Probleme und der Koffer zeitgleich mit mir nach der Wanderung im Terminal 5 vom Flugzeug zur Gepäckausgabe dort.

Während ich in den letzten Jahren mit dem Bus weiter nach Southampton gefahren bin, war für die Fahrt in die Londoner Innenstadt die Tube das Verkehrsmittel der Wahl. Elizabeth- und Piccadilly-Line sind mit der Oyster-Card nutzbar, für den Expresszug nach Paddington muss man ein besonderes Ticket lösen. Ich hatte mich für die Option Elizabeth-Line entschieden – und es ist entspannt, wenn man sich nicht bei der Ankunft erstmal durch den Ticketautomaten lernen muss, wenn man schon eine Oyster-Card hat. Das hatte ich von einer früheren Reise als etwas anstrengend in Erinnerung. Da gab es allerdings noch keine Oyster-Card und man musste am Ticketautomaten mit Bargeld zahlen ;-). Was mich wiederum daran erinnert, wie lange ich schon nicht mehr in London war.
Und ich habe sogar im zweiten Anlauf den Weg zur Elizabeth-Line gefunden. Protipp: Die Piccadilly-Line ab Terminal 5 ist gut als Underground ausgezeichnet. Die Elizabeth-Line (benannt nach Queen Elizabeth im Jahr ihres Platin-Jubiläums) ist als Train gekennzeichnet – und fährt gegenüber des Heathrow-Express nach Paddington.
Nachdem etwas Pfadfinder-Qualitäten gefragt waren, habe ich am Bahnhof Liverpool Street den richtigen Ausgang gefunden und dann den knapp 20-minütigen, zumindest im Hellen mit Koffer (mit guten Rollen) bewältigbaren Fußweg zum MotelOne London Tower Hill geschafft. Es gab gleich dieses Gefühl von Zuhause, weil es im Londoner MotelOne aussieht wie ein MotelOne – in der Lobby wie im Zimmer.

Aber es hat statt eines Safe einen Wasserkocher für den Early-Morning-Tea. Ich mag diese Anpassung an die örtliche Kultur.

Als ich die Tage plante, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass ich zum Rememberance Wochenende in London bin. Aber als ich zufällig entdeckte, dass es eine Installation am Tower gibt, habe ich mir eine Karte gekauft.
Schon am Freitag Abend erhielt ich eine Mail, die mich an den Besuch erinnerte – und ein paar Hinweise zur Veranstaltung gab. Bei meiner Ankunft am Tower kurz vor meinem gebuchten Timeslot war ich wieder sehr fasziniert vom englischen Warteschlangen-Management – mit viel menschlicher Arbeitskraft und sehr entspannt. Erstmal drin war an einem nebligem Novemberabend eine sehr beeindruckende Ton-Bild-Installation im gesamten Außenbereich des Tower zu erleben – und ein Blick auf die Kronjuwelen war auch noch möglich.










Sonntags kann man auch jenseits der Sehenswürdigkeiten gut durch London bummeln.

Der Spitalfields Market ist überdacht, verbindet Streetfood mit vielen Marktständen und wird nicht nur von Touristen besucht. Und auf dem Weg zu diesem Markt bin ich am Petticoat-Lane-Market vorbei gekommen – wo man sich fragt, wie wenig die Näherinnen für diese Kleidungsstücke bekommen haben, die hier für 5 oder 10 £ an den Ständen angeboten werden.

Ein Bummel durch Whitechapel ist mehr als die Suche nach den Spuren von Jack The Ripper. Die Autorin Hallie Rubenhold hat 2019 den fünf Frauen, die ermordet wurden, ein Gesicht und die Sichtbarkeit gegeben, die sie schon lange verdient hätten. Das Buch ist auch auf Deutsch erschienen – die englische Version hatte ich im Sommer im Buchladen in Southampton entdeckt und begonnen zu lesen.







Einer der Gründe, warum ich ein paar Tage in London verbringen wollte, war ABBA Voyage https://abbavoyage.com/. Ich habe so viel darüber gelesen, dass ich mir selbst ein Bild machen wollte und deshalb im Sommer für den Sonntag Abend eine Karte gebucht habe. In der ARD-Mediathek kann man übrigens auch den Beitrag „ESC-Legenden: ABBA – Die ganze Geschichte“ finden, wer mehr über die Geschichte dieser Band entdecken will.
Die ABBA-Arena ist nur für diesen Zweck gebaut. Es gibt auch eine DLR Station (Pudding Mile Lane) direkt daneben. Man kommt mit dem ÖPNV dorthin – allerdings habe ich mir ein Uber gegönnt und bin sehr entspannt hin und zurück gekommen.

Die Show ist ein besonderes Erlebnis und eine Zeitreise, wie ein Konzert damals hätte sein können – handwerklich gut gemacht und mit viel Freude für die Besucher:innen, die allerdings Preise wie für ein „echtes“ Konzert an der Kasse (bzw. im Webshop) zahlen dürfen.


Am Montag war ich zu Fuß auf den Spuren von Lord Peter Wimsey und dem Leben in Mayfair unterwegs – heute touristisch etwas überlaufen. Vom Trafalgar Square bis zum Green Park – so viele Orte, die eine bei der Lektüre der von mir sehr geschätzten Krimis von Dorothy L. Sayers wieder erkennt.











Am MotelOne London Tower Hill ist die Bushaltestelle Minorities mit verschiedenen Linien direkt vor Tür. Der Bus 15 fährt bis Trafalgar Square – vorbei am Tower, die City of London und durch Fleetstreet. Und er kommt durch das Westend, das Theaterviertel Londons. Da habe ich mich doch glatt entschlossen, spontan für den Montag Abend eine Karte für „Tina. The Tina Turner Musical“ im Aldwich Theatre zu kaufen.

Das Theater ist verwinkelt, man muss einige Treppen steigen. Der teure Boden im Westend wird nicht für breite Wege oder Treppenhäuser verschwendet. Man geht am besten mit wenig mehr als der Jacke ins Theater, die braucht man dann auch nicht an einer Garderobe abgeben. Und man wird immer noch freundlich darauf hingewiesen, während der Vorstellung nicht miteinander zu schwätzen. Auch wenn es eine hochklassige Musicalvorstellung ist – das Auditorium ist eher wie im Kino: man kommt, wie man am Tag unterwegs war und man kann während der Vorstellung was trinken oder knabbern.
Tina Turner hat in ihrer zweiten Karriere den Soundtrack zu einem Teil meines Lebens gesungen. Der Film „Tina. What’s Love got to Do with it“ hat nicht nur die Musikerin, sondern auch eine Frau, die sich aus einer gewalttätigen Beziehung befreit hat, gezeigt. Und das Musical bringt die Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen auf die Bühne.
Der nächste Tag war dann der entspannten Weiterreise nach Southampton vorbehalten. Und die habe ich mit dem Fernbus gemacht. War sehr entspannt und günstig ab der Victoria Coach Station.

Tipps:
1. London ist kein Billigpflaster. Die Preise in £ geben eine Richtung, man muss aber derzeit noch mal 20% draufschlagen, wenn man bezahlt und wissen will, was zum Beispiel bei Kartenzahlung abgebucht wird. Man kommt im UK mittlerweile weitgehend ohne Bargeld zurecht. Wenn man in einem Restaurant essen will, sollte man berücksichtigen, dass im Nachgang noch eine Servicegebühr und die 20% Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden. Man kann aber auch sehr lecker auf den Märkten an Streetfoodständen essen oder sich im Supermarkt eine Kleinigkeit besorgen, wenn man (zumindest für einzelne Mahlzeiten) nicht so viel Geld ausgeben will.

2. Ich nehme in Städten, die ich nicht näher kenne, lieber ein Uber als ein Taxi: der Preis wird transparent ausgewiesen und man muss nicht über das richtige Fahrtziel debattieren, das gibt man entsprechend der vorhandenen Angaben ein. Und Trinkgeld kann man auch bargeldlos im Nachgang geben.
Tücken der Technik können bewältigt werden
1. Da derzeit nur British Airways Direktflüge vom BER nach London-Heathrow anbietet und ich beim Buchen von Flügen für Kreuzfahrten diese lieber über die Reederei buche – damit hat nämlich bei möglichen Verspätungen etc. die Reederei die Verpflichtung, mich an Bord zu bringen, fliege ich immer wieder mal mit British Airways. Damit ich den Überblick bei meinen Reisen behalte und den Ablauf möglichst einfach für mich gestalten kann, lade ich für alle Reiseanbieter – so verfügbar – , die ich nutze, beim ersten Mal sofort die entsprechenden Apps auf mein Smartphone und melde mich für etwaige Loyalitätsprogramme an. Dabei lernt man einiges über die unterschiedliche Usability von Apps und muss bei jeder schauen, wie man sie am besten bedient.
Wenn ich die Flugbestätigungen für nicht direkt von mir gebuchte Flüge bekomme, dann suche ich die Filekeys, die gelegentlich etwas versteckt sind, und integriere diese dann in diese jeweilige App. Damit kann ich dann frühzeitig Sitzplätze reservieren und online einchecken.
Für diese Reise nach London hatte ich noch eine weitere Herausforderung zu bewältigen: der Flug nach London war mit dem United Airlines-Rückflug aus Newark verbunden, der Filekey für den BA-Flug Berlin-London war nicht direkt wie sonst in der App anwendbar. Aber mit etwas Probieren habe ich dann entdeckt, dass dieser Flug über einen anderen Menüpunkt (Mobile ba.com) in der App zu managen ist und konnte sieben Tage vor Abflug einen Sitzplatz reservieren und 24 Stunden vorher online einchecken. Und da ich ja schon vorher einen Sitzplatz reserviert hatte, konnte ich mir mit dem Einchecken ein bisschen mehr Zeit lassen.
2. Obwohl das Buchen der Karte für Sonntag Abend über TicketMaster einfach schien – ging sogar über meine deutsche App – ist es im Nachgang technisch etwas Tricky, da die App nicht gerade die beste Usabilty hat, zumal man gezwungen ist, das Passwort zu erneuern, dafür aber eigentlich zwei Geräte braucht. Ich habe e-Ticket gebucht- auch weil MailTicket nicht klappte – und das soll eigentlich in der App hinterlegt werden. In der deutschen geht es nicht, die UK Version kann man in Deutschland nicht herunterladen. Tücken der Technik. Das Ticket ist auch ohne die App – im Browser – verfügbar. Man muss also nur dafür sorgen, dass man das Handy dabei hat und das ausreichend geladen ist, um das Online-Ticket beim Einlass zu präsentieren und man zum gebuchten Platz findet. Die Sitze sind bequeme Ledersitze mit mehr Beinfreiheit als in den meisten Flugzeugen in der Economy – und Lademöglichkeiten mit USB A und C.




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