In diesem Sommer habe ich eine Kombination verschiedener Reiseformen zu einer Reise zusammengestellt – und es ist alles dabei: Wasser und Berge, Fluss und Meer, Hotel und Stadt, selbst organisiert und All-Inklusiv-Pauschalangebot sowie Bahnfahrten mit verschiedenen Betreibern für zwei längere Strecken.
Deutsche Bahn und eine weniger entspannte Anreise
Eigentlich war eine entspannte Anreise zur ersten Etappe meiner Reise geplant: mit der (Deutschen) Bahn (DB) ohne Umsteigen von Berlin nach Amsterdam. Und da die Flusskreuzfahrt mit einem Overnight in Amsterdam startet, habe ich die – im Reisepreis bei meiner Buchung inkludierte – Bahnfahrt 2.Klasse ohne Vorabendanreise und eine zusätzliche Hotelübernachtung geplant. Ohne den Overnight wäre es mit dem Zug etwas knapp geworden (deshalb hatte man auch zunächst von VIVA den Zug zwei Stunden früher vorgeschlagen) – aber ich war letztlich um 16.30 Uhr ohne Hetze auf dem Schiff. Am zweiten Tag legt das Schiff um 17.00 Uhr ab – da wäre es etwas enger gewesen mit tagesgleicher Anreise angesichts des Verständnis der DB über Pünktlichkeit und funktionierende Infrastruktur.
Ich habe schon aus Bahn-Vielfahrerin-Vorsicht auf die Verbindung über Spandau vom Südkreuz verzichtet (die mir der DB-Navigator mit einer Umsteigezeit von 19 Minuten in Spandau vorgeschlagen hat) und bin lieber mit meinem Koffer per Taxi zum Hauptbahnhof gefahren, um schon dort in den alle zwei Stunden fahrenden direkten IC Berlin – Amsterdam einzusteigen (und mich auf meinen reservierten Platz zu setzen). Der RE hatte „wegen eines vorausfahrenden Zuges“ fast 20 Minuten Verspätung, so dass schon die Zugbindung für mein Hauptticket aufgehoben wurde. Der IC nach Amsterdam kam dann „wegen verspäteter Bereitstellung“ am Ostbahnhof mit fast 10 Minuten Verspätung am Hauptbahnhof an (nachdem eine Stunde vor der Abfahrt noch keine Probleme angezeigt wurden). Gerade nachdem ich meinen reservierten Platz gefunden und den Koffer abgestellt hatte, kam die Ansage, dass leider zwei Wagen – darunter der mit meiner Reservierung – gesperrt wären und man sich einen Platz in einem der anderen Wagen suchen möge. Das Geld für die Reservierung würde erstattet. Nicht erstattet wird das workout, um einen anderen Platz zu finden – und es gibt natürlich auch keine Hilfe. Da war ich dann sogar jenseits der 1.Klasse erfolgreich und habe einen Sitzplatz (zwar Gang statt Fenster) im Bahnstatus Gold-Bereich gefunden. Allerdings wurde es ab Osnabrück auch im neuen Wagen ziemlich warm. Wir haben auf der Strecke rund 20 Minuten Verspätung dauerhaft „gehalten“ und hinter Hengelo hat die Bahn immerhin ein Wasser spendiert. Vielleicht sollten sie bei der DB noch gebrandete Fächer produzieren und in solchen Fällen verteilen, das ist jedenfalls die beste Möglichkeit mit zu viel Wärme für ein Gefühl der Abkühlung, wenn man nicht mit dem ganzen Gepäck fünf Wagen vorgehen will, um zu schauen, ob dort noch die Klimaanlage funktioniert und es Platz gibt.

Ansonsten ist man in Deutschland ja schon zufrieden, wenn der Zug nicht ausfällt und dann noch mehr Menschen in die noch verbleibenden Züge drängen – das ist übrigens den Reisenden des Zuges zwei Stunden früher passiert, die in Hengelo die Reisenden eines ausgefallenen Zuges mit aufnehmen mussten und deshalb ziemlich lange in Amsterdam brauchten, um aus dem dann überfüllten Zug aussteigen zu können. Und der Reisekomfort eines IC liegt schon unterhalb eines ICE – aber ich habe einen Krimi ausgelesen und bin um 16.20 Uhr in Amsterdam Centraal angekommen.

Vom Gleis aus sind es rund 700 m bis zum Liegeplatz der VIVA Enjoy – mit der ich in sieben Tagen den gesamten Rhein hinunter bis nach Basel fahren werde.
Die Strecke von Amsterdam bis Düsseldorf kenne ich von einer Reise zu einer anderen Jahreszeit – nämlich dem Winter.

Amsterdam kenne ich von verschiedenen Reisen über die Jahre. Der Overtourism zeigt sich auch darin, dass im Umkreis von einem Kilometer vom Bahnhof zwar noch schöne alte Häuser stehen, aber das Angebot der Geschäfte auf Souvenirs, Käse für Touris, Cannabis-Samen und -Zubehör und ähnliches beschränkt zu sein scheint. Ich habe die Liegezeit dennoch für einen entspannten Bummel durch die Stadt genutzt.





Wer mehr über die Möglichkeiten in Amsterdam wissen will, der findet bei Ritzys Travel Guide ein paar Inspirationen:
Der Weg nach Nijmwegen folgte zunächst dem Amsterdam-Rhein-Kanal und bot am ersten Abend auf dem Fluss einen schönen Sonnenuntergang und die Durchfahrt durch die erste Schleuse.


In Nijmwegen war das Schiff schon vor der im Fahrplan angegebenen Zeit – ein Muster, dass sich auch bei den kommenden Häfen wiederholte. Besser zu früh als zu spät – gerade bei eher kurzen Liegezeiten in den einzelnen Städten sind das geschenkte Zeiten für das Bummeln ohne Hektik.

Das Schiff musste noch etwas warten, weil es einem bauähnlichen Schiff, der Alina von Phoenix Reisen, noch den Platz direkt am Kai lassen musste – das „Einparken“ war dann während des Frühstücks gut zu verfolgen.




In Nijmegen kann man durch Geschichte (und auch ein paar nette Einkaufsmöglichkeiten) bummeln -ohne Stress und Hektik.






Die folgende Fahrt auf dem Rhein war angenehm trotz hoher Temperaturen an Land, die Mensch und Tier zu Abkühlung im Wasser angeregt hat.






Das Schiff kam in der Nacht in Düsseldorf an und hatte einen Liegeplatz an der Rheintreppe, wenige Schritte von der Altstadt entfernt. Der Tag war bedeckt, aber zumindest hat es nicht geregnet.




Nach dem Ablegen gab es um 16 Uhr den einmal auf jeder Reise angebotenen „High Tea“.

Eines der Dinge, die ich beim VIVA-Konzept nicht verstehe: warum heißt diese Kaffeetafel „High Tea? Es gibt Kaffee, Tee ist die Ausnahme. Und warum „High Tea“? Als High Tea, auch „Meat Tea“ genannt, wird im Britischen die zwischen 17 und 19 Uhr von Arbeitern eingenommene Abendmahlzeit bezeichnet. Die „Tea-Time“ wurde wiederum vom englischen Adel als Mahlzeit zwischen dem Lunch und dem Dinner am Abend eingeführt.
VIVA als in Düsseldorf ansässiges Unternehmen hat die Frage „Köln oder Düsseldorf?“ als Stop für eine Rheinflusskreuzfahrt zu Gunsten von Düsseldorf entschieden. Die Schiffe liegen fußläufig zur Altstadt, die Bus- und Taxizufahrt ist zwar nicht optimal, aber funktioniert.

Die IHK in Köln hatte 2020 ermittelt, dass Köln der größte deutsche Flusskreuzfahrthafen – vor Passau – ist. In 2025 zeigte sich, dass im Alltag noch einige Probleme des Miteinanders bei diesem touristischen Angebot – zum Beispiel bei der Zufahrt von Bussen zu bewältigen sind: https://www.ksta.de/koeln/reedereien-sehen-probleme-mit-anlegern-460-000-kreuzfahrt-touristen-gehen-in-koeln-an-land-3-1069839
Und auch wenn diese Reiseform nicht unbedingt viel Geld in der örtlichen Gastronomie lässt, so profitieren doch Anbieter rund ums Einkaufen und alle, die touristische Leistungen wie Stadtführungen oder Transportleistungen anbieten. Und wenn man bei einem Aufenthalt auf einer Flusskreuzfahrt das Gefühl bekommt, noch mehr entdecken zu können (oder müssen), dann kommen die Menschen auch für einen längeren Aufenthalt in diese Stadt zurück (und stärken so die Einnahmen aus dem Wirtschaftsfaktor Tourismus). Insgesamt wollen alle Länder und Städte für ihre Region immer mehr vom Tourismus als Wirtschaftsfaktor profitieren https://www.spiegel.de/wirtschaft/reisen-als-globaler-wirtschaftsfaktor-touristen-geben-so-viel-geld-aus-wie-noch-nie-a-b68139bc-99f8-46e2-be0f-35426d2a00db.
Auf dem Weg nach Koblenz passiert das Schiff auf dieser Reise Köln – mit schönen Ausblicken auf den Kölner Dom und die Kranhäuser – beste Blicke vom Oberdeck bei leider bedecktem Himmel. Und während ich sonst von der Eisenbahnbrücke auf der Fahrt vom oder zum Kölner Hauptbahnhof auf den Rhein schaue, hat man so einen schönen Blick auf den Dom von einer anderen Seite als sonst.




Vom Wassser und im Dunkeln zeigt sich die Größe von Industrieanlagen am Rheinufer zwischen Köln und Bonn, die man zwar auch vom Zug aus sieht, aber so im wahrsten Sinne von der anderen Seite und in anderem Licht.



Sonnabend bis in die Nacht auf dem Rhein zwischen Köln und Bonn auf dem Oberdeck. Es ist warm genug, draußen zu sitzen. Es geht an hell erleuchteten großen Industrieanlagen vorbei und Wohnhäusern, in denen bestenfalls ein Fernseher das Licht in den Fenstern zeigt. Es geht von Stille mit Vogelzwitschern bis zu lauter Partymusik an Land und auf Partyschiffen.



Am nächsten Morgen, dem Sonntag, liegt das Schiff in Koblenz. Der Liegeplatz war etwas weiter vom Deutschen Eck entfernt und ich habe am Sonntagvormittag einen schönen Spaziergang am Rhein entlang und durch die Altstadt genossen.







Die anschließende Fahrt durch das Rheintal bot viel zu schauen mit Burgen und Weinbergen.








Es geht dann weiter das Mittelrheintal hinunter – noch mehr Burgen und Weinberge.


Da am Tag sechs das Ziel Speyer erst am Mittag erreicht wird, ist der Montagmorgen ein entspannter Start in den Tag mit der Möglichkeit, beim Morgenkaffee im Bett von dort aus das Aufgehen der Sonne zu beobachten.

Die Reise geht weiter an Worms und Ludwigshafen vorbei Richtung Speyer.



Die Sonne schien – ein schöner Vormittag auf dem Oberdeck im Schatten mit Zeit zum Lesen. Und ein Getränk wird auch serviert.

In Speyer kamen wir zur Mittagszeit an. Statt eines knapp 20 minütigen Fussweges zum Dom und der Altstadt kommt man vom Liegeplatz des Schiffes – direkt neben der Jugendherberge – auch ganz wunderbar mit einem Bus dorthin. Man läuft dann durch ein schmuckes Städtchen mit einer vielfältigen Geschichte – und kann auch einfach nur bummeln.





Am Abend gab es das besondere Gala-Dinner. Hier gibt es ein festes sechs Gänge-Menü, bei dem man nur zwischen Fleisch und vegetarisch beim Hauptgang und Dessert oder Käse zum Nachtisch entscheiden kann, das für alle Gäste ab 19 Uhr serviert wird. Es sind zwar einige mit leichter Verspätung gekommen, aber anders als an den anderen Abenden mit seiner variablen Essenszeit zwischen 19 und 21 Uhr ist es doch so, dass die Küche die Gänge jeweils zusammen schickt.
Man kann zum Glück beim immer zauberhaften Service neben dem konkreten Getränkewunsch auch direkte Unverträglichkeiten kommunizieren, weshalb ich ohne Probleme bei der kalten Vorspeise statt Graved Lachs die vegetarische Variante bekommen konnte.



Auch wenn ich sonst gerne abends im Riverside Restaurant mit freier Platzwahl gegessen habe, wo wenige kleine Tische angeboten werden – und immer einen guten Platz gefunden habe – bin ich für das Gala-Dinner lieber in das Moments Restaurant gewechselt, wo mehr Zweier-Tische vorhanden sind. Es war deutlich leerer als das Riverside und damit viel ruhiger und entspannter.

Von Speyer aus ging es zum nächsten und letzten Stop dieser Reise – nach Straßburg, allerdings mit Liegeplatz in Kehl.



Eigentlich ist das mit dem ÖPNV in Kehl und Straßburg einfach. Man könnte – wenn man die 25 Minuten Fußweg vom Liegeplatz des Schiffes durch ein Industriegebiet mit schmalen Gehwegen ohne Schatten geschafft hat – mit der Tram vom Bahnhof Kehl bis zum Straßburger Münster fahren. Dann muss man nur noch herrausfinden, wie das mit dem Ticket ist: Das Deutschlandticket würde zwar für den Zug von Kehl nach Straßburg gelten, aber für den ÖPNV gilt das Deutschlandticket nicht und man muss wieder rausfinden, welche Nahverkehrsapp die richtige ist und alle Anmeldeschritte erfolgreich bewältigen.
Ich hatte mich für diese Reise entschieden, ganz auf die angebotenen Ausflüge zu verzichten und alleine, in meinem Tempo, und ohne festes Programm, durch die Städte zu bummeln.
Beim Weg durch das Industriegebiet von Kehl, durch das ich bei strahlender Sonne gelaufen bin, habe ich mich kurz gefragt, ob es nicht doch die bessere Entscheidung gewesen wäre, nur für Straßburg den Ausflug zu buchen – und direkt beim Schiff in den Bus zu steigen. Aber dann hätte ich weniger vom realen Leben gesehen und das stolze Gefühl vermisst, dass ich auch ohne organisierten Ausflug mir in drei Stunden einen Überblick über eine Stadt zu verschaffen kann.





Wenn ich beim Umsteigen vom Ersatzverkehr in die Tram die richtige Linie erwischt hätte, wäre ich schneller gewesen, aber schließlich war ich am Münster, habe mir eine 40-minütige Stadtrundfahrt für 9 € gegönnt (und so mit den beiden Tramtickets insgesamt 13,20 € statt 69 € für den organisierten Ausflug ausgegeben). Und angesichts der vielen anderen Tourist:innen war das ein netter kurzer Überblick.






Und nach diesem kurzen Ausflug nach Straßburg ging auf die letzte Etappe – nach Basel.

Die Kabine muss bis 9.00 Uhr geräumt sein und man kann bis 9.30 Uhr auf dem Schiff bleiben – da ich noch ein paar Tage in Basel bleibe, habe ich auf die inkludierte Rückfahrt nach Berlin mit dem Zug verzichtet und bin mit meinem Gepäck im Taxi zum Hotel für die nächsten Tage.
Die Information am Steiger für die ankommenden Gäste ist nachahmenswert. Ich hatte am Vorabend über die Rezeption ein Taxi zum Hotel vorbestellt, dass etwas später als bestellt kam und dafür deutlich teurer als ein Uber – wenn ich es zum Zeitpunkt des Verlassens des Schiffes bestellt hätte – war. Aber sonst hat alles gut geklappt.

VIVA und das Konzept Flusskreuzfahrt

Die Reise ist auch ein Erkunden des neuen Schiffes, weil ich für mich festgestellt habe, dass ich das VIVA-Konzept mit dem All-Inclusive-Konzept und auch die Art, wie Restaurants und Hotelbetrieb gestaltet werden, schätze, aber lieber die Neubauten nutze als die alten Schiffe, mit denen diese Flussreederei, hinter der die Schweizer Reederei Scylla AG steckt, seine Geschäftstätigkeit gestartet hat.
Das Schiff wird in diesem Video gut beschrieben:
Was man zu Flusskreuzfahrten wissen sollte
Flusskreuzfahrten sind – wie Hochseekreuzfahrten – eine Reise von Ort zu Ort mit dem Hotel dabei. Es gibt auch in diesem Segment verschiedene Anbieter und man muss den zu einer selbst gut passenden finden. Und auch die Routen müssen passen.
Das Zimmer – die Kabine – ist dabei ähnlich groß wie eine Kabine auf einem Kreuzfahrtschiff, aber dieses Reisen ist gemächlicher, es gibt aufgrund der Größe eines Flusskreuzfahrtschiff keine Theaterbühne mit Entertainment, keine Deckspiele oder parallele Entertainmentangebote, sondern eher abendliche Livemusik von einem oder zwei Musikern in der Lounge. Man hat in der Regel ein oder zwei Restaurants an Bord mit klar definierten Essenszeiten. Es gibt wenige Kinder an Bord, es sind zwar mittlerweile auch jüngere Menschen an Bord, aber die Gruppe 60+ ist die größte Gruppe an Bord von den meist um die 200 Gästen an Bord, die von einer Crew von um die 50 Personen begleitet wird. Die Schiffe liegen meist mitten im Stadtzentrum und man kann neben gebuchten Ausflügen auch gut einfach zu Fuss den Liegeort erkunden. Es ist eine Reiseform der Entschleunigung, bei der man auch einfach nur sitzen, das Plätschern hören und die Landschaft vorbeiziehen lassen kann.
Was mir bei VIVA gut gefällt
Insgesamt gefällt mir das VIVA-Konzept mit modernem Design, guter Küche und All-Inclusive was die an Bord ausgeschenkten Getränke angeht. Die Barkarte hat eine gute Auswahl und die Weine sind trinkbar.
Im VIVA-Konzept ist nicht nur eine kleine Minibar mit Softdrinks und Bier enthalten, ein Wasserkocher und auf der Enjoy auch eine Nespresso-Maschine auf der Kabine, sondern auch jederzeit zugängliche Wasserspender (mit und ohne Sprudel) für die in der Kabine Wasserflaschen bereit stehen und grosse Kaffeemaschinen, die auch einen ordentlichen Cappuccino produzieren.


Was ich neben dem klaren Design der Kabinen mag, ist die Ausstattung mit Rituals-Produkten im Badezimmer – das ist sehr angenehm – Duschgel, Shampoo und Conditioner in der Dusche (Handdusche und Regenschauerdusche mit hansgrohe-Armaturen), Seife und Lotion am Handwaschbecken.

Was mir auf dieser Reise besonders gefallen hat
Die Crew war auf dieser Reise sehr engagiert, manchmal war es beim Service schon anstrengend, wenn mehrere kurz nacheinander den Wein oder das Wasser nachschenken wollten. Zwei Mitglieder des Servierteams sind mir dabei mit ihrer Professionalität, ihrem Überblick und ihrer Freundlichkeit besonders aufgefallen: Armand ist ein wunderbarer Bar Waiter, der schaut bevor er fragt, ob er nachschenken soll – so jemand hätte ich auch gerne zuhause in meinem Lieblingslokal. Auch Ayu geht die „Extrameile“, behält den Überblick und erinnert sich schnell an die Vorlieben ihrer (stets wechselnden) Gäste.
Die Küche hat ganz überwiegend eine sehr gute Leistung abgeliefert. Sieben von acht pochierten Eiern hatten ein flüssiges Eigelb (diese Quote hat die Cunard-Küche meiner letzten Reisen nie geschafft) und ein einziges Mal war ich mit dem Hauptgang nicht so richtig zufrieden – wenn man es Fleischbällchen mit Soße genannt hätte, wäre es gut gewesen. Aber es firmierte als „Königsberger Klopse“. Die haben für mich eine weiße statt einer braunen Soße und werden mit roter Beete anstatt Gemüse gereicht.

Meine Kabinenstewards habe ich nie persönlich gesehen, aber sie haben schnell und effizient ihren Job getan – wenn ich vom Frühstück zurückkam, war die Kabine schon aufgeräumt und auch der abendliche Turndown-Service war schnell und effizient. Besonders gefallen hat mir, dass sie das Handling der Nespresso-Maschine erleichtert haben und ich mich weder um das Nachfüllen von Wasser noch das Entsorgen der gebrauchten Kapseln kümmern musste.

Das Bessere ist der Feind des Guten – Was ich mir anders wünsche
1. Beim Bau des Schiffes war das Thema Lärmempfindlichkeit offenbar nicht auf dem Zettel – man hört sehr deutlich in der Kabine, was Lauteres im Flur wie Gespräche anderer auf dem Weg zu deren Kabine passiert. Das geht zwar vorbei, kann aber gelegentlich stören. Ausserdem war bei der Planung des Badezimmers das Design wichtiger als die tägliche Praktikabilität beim Anbringen des Toilettenpapierhalters. Da braucht man eine gewisse Gelenkigkeit. Und eine Wäscheleine, die man schon vorfindet, wäre nett, wenn man ein feuchtes Kleidungsstück zum Trocknen aufhängen will – man soll es ja nicht ans französische Fenster hängen, damit es im Fahrtwind trocknet.

2. Es ist sehr nett, dass man bei Ankunft auf der Kabine besonders begrüßt wird. Leider ohne Alternative mit einer Flasche Prosecco. Das ist bei VIVA besonders schade, denn die Barkarte hat auch gute alkoholfreie Alternativen, neben dem Cocktail immer auch einen Mocktail des Tages und sogar alkoholfreien Wein im Angebot.

3. Das Essen auf den VIVA Schiffen ist gut, ansehnlich angerichtet und abwechslungsreich. Da passt der künstlich und zu süss schmeckende Orangensaft aus dem Tetrapack nicht dazu. Das passt nicht zur sonst guten Leistung der Küche. Es ist auch sicher optisch schön, wenn Nachspeisen mit einer halben Erdbeere garniert werden, allerdings nervt es etwas, wenn man sie im Sinne der Nachhaltigkeit verspeisen will und immer aus dem Schlagsahneklecks ziehen muss, weil der grüne Stil dran geblieben ist.



4. Wenn ich mir was wünschen dürfte: statt einer „High Tea“ genannten Kaffeetafel mit fertigen Kuchen und Torten aus dem Tiefkühler (wo man nicht immer das Glück hat, dass sie rechtzeitig aus der Kühlung genommen wurden) fände ich eine echte Kaffeetafel mit frischem Kuchen ein echtes „Signatur-Feature“. Wer auf Kreuzfahrten etwas mit „Tea-Time“ anbietet und sich als Premium definiert, wird bei mir an einer Cunard Tea-Time gemessen – und da verliert dieser „High Tea“ haushoch.

5. Die Crew ist freundlich, die Bordsprachen deutsch und englisch dienen den Gästen aus zehn Nationalitäten gut zur Verständigung, aber warum weiss ich sofort, dass es sich um deutsche Mitreisende handelt, die ohne Höflichkeit und Freundlichkeit unterwegs sind? Wenn an einem Tisch drei Stühle frei sind, kann sich vermutlich gut dazu setzen, aber was hindert einen daran, freundlich zu fragen anstatt sich einfach einen Stuhl zu nehmen und hinzusetzen?
6. Zum Zeitpunkt meiner Buchung war die An- und Abreise mit der Bahn im Reisepreis inbegriffen. Das ist bei einer solchen Route, die an unterschiedlichen Orten startet und endet, eh sinnvoll. Leider bietet VIVA das nur für eine Bahnfahrt 2.Klasse und bei besonderen Gelegenheiten. Ich fände es schön, wenn man – für einen moderaten Preis, der günstiger ist als eine Buchung mit meiner BahnCard25 – diesen Service immer anbieten würde und auch die Option 1.Klasse anbieten würde. Gerade längere Strecken fahre ich mittlerweile lieber in der 1.Klasse – und das passt auch besser zum Angebot und Marktsegment, in dem sich VIVA sieht. Und das Sahnehäubchen wäre ein günstiger Shuttle zum Bahnhof statt vieler einzelner Taxis oder Ubers, die auch noch nicht pünktlich sind und bei der Buchung nach Kabinennummer auch nicht reibungslos verteilt werden. Abgesehen davon, dass ein Uber für mich günstiger gewesen wäre, wäre es für die bestellten Taxis und die abreisenden Gäste angenehmer, wenn jemand von der Rezeption mit der gesamten Liste der bestellten Taxis draußen wäre und die Menschen und die Taxis richtig matchen würde.
7. Der Cruise-Direktor ist bemüht, aber vielleicht wäre es für einen Teil der Gäste – gerade die internationalen – hilfreich gewesen, für Speyer nicht nur den Stadtplan auszulegen, sondern auch die Info zu geben, dass man statt eines längeren Fussweges in die Altstadt und zum Dom auch einfach den alle 10 Minuten fahrenden Bus 561 nehmen kann und in vier Minuten am Dom ist. Vielleicht noch mit der Info, was das Ticket kostet, wenn man kein Deutschlandticket hat


Genauso wären für Kehl bzw. Straßburg mehr unterstützende Infos hilfreich inklusive Hinweise zum ÖPNV (und für Interessierte auch gerne die Kosten für ein Taxi vom Schiff nach Straßburg).
Und auch wenn das Schiff und seine Crew international sind – Deutsch ist auch Bordsprache. Abgesehen davon, dass ich das Trinkgeld nicht dem Kreuzfahrtdirektor, sondern der gesamten Crew gebe, wäre richtige Grammatik bei gedruckten Dingen wichtig. Protipp; Wenn man das Wort „Kreuzfahrtdirektor“ durch „Crew“ ersetzt, ist es grammatikalisch richtig.

Mein Fazit
Bisher habe ich immer nur Teile des Rheins touristisch erlebt – dieses Mal ganz kompakt von den Niederlanden bis zur Schweiz zu fahren, ist eine sehr viel intensivere Erfahrung. Es gibt diese ländlichen Bereiche wo einfach „nur“ Natur ist, die am selben Tag mit großen Industrieanlagen abwechseln. Chemieindustrie, Kraftwerke und moderne Hochhäuser genauso wie Burgen und die sagenumwobene Loreley. Die Zeiten in den Häfen auf dieser Reise sind knapp, aber so kann mal viel in diese Woche packen. Und dadurch, dass das Hotelzimmer immer dabei ist, muss man sich nur täglich auf eine neue Stadt einstellen und kann sie ein wenig erkunden.
Fortsetzung folgt: was ich in Basel erlebt habe, kommt in #part2 der #summertlme
Und das Fazit aller drei Teile findet man hier




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