Die Transatlanikroute Southampton – New York mit Cunard’s Queen Mary2 ist eine Bucketlist-Reise und schon aufgrund des Schiffes eine besondere Reise. Die Queen Mary2 ist als Oceanliner so gebaut, dass sie mit jedem Wetter auf dem Atlantik gut klarkommt.
Das wiederum führt dazu, dass die Bereiche auf dem Schiff anders als auf den anderen (Cunard-)Schiffen angeordnet sind und man die Orte erst etwas suchen muss – zum Beispiel den Queensroom, den man über eine kleine Tür am Rande des Britannia-Restaurant auf Deck 3 erreicht, mit Durchquerung rechter Hand des Britannia-Restaurant oder mit dem Fahrstuhl im Treppenhaus D. Die vier Treppenhäuser A-D helfen zusammen mit einem Blick auf den Deckplan am meisten, um den Weg zu etwas zu finden, was man sucht. Mit diesem Prinzip kommt man ganz gut durch.
Dazu kommt der besondere Anspruch, den das Programm der Reise haben kann: das auf dieser Reise ist zum Beispiel als Literature@Sea in Zusammenarbeit mit dem Cheltenham Literature Festival und der (Literaturbeilage der) TIMES/SUNDAY TIMES entwickelt worden. Das Programm der sechs Seetage mit seinen vielen Speaker:innen aus der Welt der Literatur und der Nachrichten ist daran ausgerichtet und ganz viel #buchliebe.
Da ich letztes Jahr schon eine Kurzreise mit der QM2 von Southampton nach Hamburg gemacht hatte, habe mich schnell auf dem Schiff zurecht gefunden – dazu braucht man sonst einen Tag.
Ich hatte mir dieses Mal drei Tage Pre-Cruise in London gegönnt und bin am Dienstag ganz entspannt mit dem Fernbus von London nach Southampton gefahren.
So gerne ich Bahn fahre und trotz der im UK hohen Sensibilität für Barrierefreiheit – die Reise mit dem Fernbus war bequem und günstig – und keine Treppen mit dem Koffer zu steigen, weil ein Aufzug oder eine Rolltreppe kaputt sind.

Die Ledersitze sind komfortabel, es gibt mehr Beinfreiheit als in manchen Flugzeugen, es kostet so rund die Hälfte der Bahnfahrt (in der Variante zuggebundenes Ticket) – und es gibt bei der Bahn leider nicht nur Direktverbindungen, die eine Stunde weniger als der Fernbus brauchen, sondern auch welche mit Umsteigen.

Die Fahrt mit dem Bus dauert laut Fahrplan 2 Stunden 40 Minuten und hat einen Stop in Basingstroke – der Stadt, die ich bisher nur kenne, weil Jamie Roberts (aka Travel Blog Jamie) dort zuhause ist und von der ich nur mehr Hochhäuser und einen größeren modernen Waitrose Markt als erwartet gesehen habe. Bei dieser Fahrt dauerte es zwei Stunden bis wir den Großraum London verlassen hatten – am Ende waren wir mit einer Stunde Verspätung in Southampton. Man kann die Fahrt über die App buchen (auch wenn dort nicht der reservierte Platz angezeigt wird) und auch tracken, so dass man weiß, wo der Bus gerade ist und wann er das Ziel erreicht.

Der Bus kam im Dunkeln in Southampton an und es war (eigentlich) nur ein kurzer Fußweg zu meinem Hotel für die Nacht – dem Novotel Southampton. Leider verzichtet das Ensemble aus drei Häusern der Accor-Gruppe (ibis Budget, ibis und Novotel) auf die abendliche Nutzung der vorhandenen Leuchtreklame, was das Finden im Dunkeln doch etwas erschwert. Ich habe es jedenfalls erst im zweiten Anlauf gefunden. Über ihre schlechten Erfahrungen im Ibis Budget haben die Cruise Buoys einen Vlog gemacht – aber das Novotel hat demgegenüber ganz gute Kritiken bekommen. Jamie Roberts hat vor kurzem einen Vlog zu einem Pre-Cruise Stay im Hotel Novotel Southampton Vlog bei Travel Blog Jamie gemacht – und genau wie er hatte ich ein Upgrade in die Executive Rooms im 5.Stock. Dort gibt es neben dem Wasserkocher für Tee auch eine Nespresso-Maschine – und einige andere Annehmlichkeiten.
Ein echter Bonus meines Zimmers war der Blick aus dem Fenster am Mittwoch morgen – man konnte schon die Queen Mary2 am Mayflower Terminal sehen. Ich hatte das Frühstück mitgebucht – und es war ein ordentlicher Start in den Tag. Da ich erst eine sehr späte Einschiffungszeit (15:45 Uhr) hatte und um 12:00 Uhr das Zimmer räumen musste, war die Frage, wie ich die Zwischenzeit nutzen wollte.

Ein Late-CheckOut hätte 10 £ pro Stunde gekostet. Deshalb habe ich die Zeit lieber in Southampton verbracht. Dort wurde bereits der Weihnachtsmarkt aufgebaut – und wie in London gehören deutsche Spezialitäten für die Brit:innen offenbar dazu – hier Schnitzel.

Man trifft in Southampton neben alten Türmen auch Paddington Bär – Teil der Werbekampagne für den gerade angelaufenen dritten Film mit Paddington Bär.

Statt Geld in einen Late-CheckOut zu investieren, habe ich mir einen guten Kaffee bei Waterstones gegönnt – und danach noch zwei Bücher mitgenommen. Da ich immer wieder bei Waterstones einkaufe, wenn ich im UK bin, habe ich mich auch für deren Loyalitätsprogramm registriert – und bin gespannt, wann ich den ersten Rabatt von 10£ für Einkäufe von 100 £ bekomme.

Nachdem ich noch ein paar kleinere Einkäufe erledigt hatte, holte ich meinen Koffer im Hotel ab und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Schiff. Ich brauchte 25 Minuten, aber dank meines Koffers mit guten Rollen habe ich das gut hinbekommen.


Und der Einschiffungsprozeß lief schnell und effizient – ich war in weniger als 15 Minuten an der Kabine und konnte diese Reise entspannt beginnen.


Meine Balkonkabine 8118 ist eine bequeme Balkonkabine. Beim Refit im Herbst 2023 hat die Kabine – zumindest auf der einen Bettseite – auch zwei USB-A-Anschlüsse bekommen und im Badezimmer gibt es eine Glastür an der Dusche anstatt des Duschvorhangs. Allerdings ist der Platz im Badezimmer damit nicht mehr geworden und man muss schon ein wenig Tetris mit sich und der Tür spielen, um gut in die Dusche zu kommen. Die Lage auf dem Deck 8 direkt über dem Promenade-Deck 7 bedeutet, dass man am Abend auch das Licht vom Deck 7 hat und man besser die Vorhänge zuzieht, um im Dunkeln zu schlafen. Aber ich mag Balkonkabinen auch deshalb, weil ich gerne frische Luft habe – und es genieße, nachts einfach das Meer und den Wind zu hören. Und ein Early-Morning-Tea im Bett mit Blick aufs Meer und frischer Luft ist ein zauberhafter Start in den Tag.
Die Lage der Kabine war gut – kurze Wege zum Treppenhaus C, ein Deck über Kings Court, Carintha Lounge und Promenadendeck, am Lift zum Britannia-Restaurant.



Das Programm der Cunard-Insights ist schon auf einer „normalen“ Reise mit einigen Seetagen wunderbar. Diese Reise hat mehr: täglich zahlreiche Gespräche mit Autor:innen und Journalist:innen- und macht mir großen Spaß. Den Auftakt machte ein Gespräch mit der schottischen Autorin Denise Mina aus Glasgow. Ich habe bisher kein Buch von ihr gelesen, aber in dem Gespräch einiges über ihre Motivation zu schreiben und was P.G.Woodhouse, Dashiell Hammet und Raymond Chandler gemeinsam haben und einiges anderes gelernt. Die Autorin Adele Parks wurde von ihrem Ehemann auf der Bühne interviewt und es gab interessante Einblicke in den Entstehungsprozess der Bücher, die sie seit 24 Jahren in jedem Jahr herausbringt und die auf den Bestsellerlisten im UK regelmäßig weit oben stehen. Es gab Panels mit verschiedenen Autor:innen über „Große TV-Detektive“, „Warum Krimi?“ oder „Welche früheren Jobs haben mich beeinflusst?“ – mit interessanten Fragen und viel Lachen. Es waren jeweils spannende Gespräche – mit Autor:innen, die ich gar nicht kannte – denn der überwiegende Teil ihrer Bücher ist nicht ins Deutsche übersetzt, obwohl sie im UK hohe Verkaufszahlen haben. So weiß ich nun, dass es neben Val McDermid und Ian Rankin noch viel mehr interessante Krimiautor:innen aus Schottland gibt und auch in Oxford mehr als die Inspektoren Morse und Lewis.

Die Bücher um die beiden DI Wilkins in Oxford von Simon Mason kommen aber im nächsten Frühjahr auch in den deutschsprachigen Buchhandel, „Ein Mord im November“, der erste Band der bisher vier auf englisch erschienenen Bände ist am 1.Juni 2025 auf Deutsch erschienen.

Ein echtes Erlebnis war meine Monarchy Masterclass mit der Historikerin Tracy Borman, die kompakt in zwei Stunden alle 40 englischen König:innen seit 1066 vorstellte – und das sehr amüsant mit diesem britischen Humor, den ich so mag. Die Tudor-Expertin und Autorin hat den Lockdown genutzt – eigentlich mit Perspektive auf das Platin-Jubiläum von Königin Elizabeth – einmal einen Blick auf alle Träger:innen der Krone zu richten. Durch sie habe ich einiges Neues über die Tudors, besonders die Frauen wie Elizabeth I und ihre Mutter Anne Boleyn, gelernt. Und habe sie auch sehr gerne in anderen Panels erlebt.
Es war ein kleines Buchfest auf See, ohne wissenschaftlichen, aber trotzdem mit hohem Anspruch, die Gelegenheit, etwas hinter die Kulissen des Buchmachens zu schauen und mehr über Autorinnen zu erfahren. Es war für mich auch eine interessante interkulturelle Erfahrung, denn ich kannte keine|n der Autor:innen und hatte bisher nichts von ihnen gelesen. Und man merkt auch, dass es Unterschiede im kulturellen Alltag der Fernsehsendungen gibt. Die Diskussion über Fernseh-Detektive war für mich da besonders lehrreich, denn Colombo kannte ich natürlich genauso wie Starsky&Hutch oder Der Chef – in der deutschen Fernsehfassung. Aber etwas wie den Tatort oder Der Kommissar gibt es offenbar nicht in der vergleichbaren Zeit im UK. Und die vielen britischen Krimiserien waren in den 70iger und 80iger Jahren – dem Bezugspunkt der Diskutierenden als ihre Jugendjahre – noch nicht auf dem Fernsehmarkt – da dominierten bei Krimi häufig Serien aus den USA.


Dieses Mal habe ich es auch geschafft, einen Platz in einer der Präsentationen im Planetarium im Illuminations, dem zweiten, etwas kleineren Vortragssaal auf dem QM2, zu bekommen – gleich am ersten Tag über die MyVoyage-App reserviert. Es war schon ein besonderes Erlebnis, auf See die 25-minütige Multimedia-Präsentation über die Unendlichkeit des Weltraums zu erleben – man konnte sogar den Sitz zurücklehnen.
Das Wetter war ganz überwiegend grau, neblig und zum Teil stürmisch, was man aber an Bord kaum gemerkt hat – die Stabilisatoren der Queen Mary2 tun ihren Dienst.





Es gibt neben den Insights zwei Dinge, die ich an Bord von Cunard besonders mag und genieße:

Das Frühstück: ich mag sowohl die im Britannia-Restaurant zwischen 8.00 und 9.30 Uhr servierte Variante als auch Breakfast at Bett, das man auf Vorabend für ein Zeitfenster auf die Kabine bestellt. Ersteres hat die Möglichkeit, Eggs Benedikt zu genießen, letzteres bietet das Full English Breakfast in der Ruhe der Kabine.




Wenn es möglich ist, besuche ich ausgesprochen gerne die Tea-Time im Queensroom. Es ist ratsam, etwas früher zu kommen, um noch einen Platz zu bekommen und zum Tee Sandwichs, Scones und süsse Köstlichkeiten zu genießen.
Und irgendwie gehen die Seetage zu schnell vorbei – aber dafür endet diese Reise nach sechs Tagen auf See mit einem besonderen Erlebnis: die Einfahrt nach New York. Ab 4.00 Uhr Ortszeit/Bordzeit sieht man wieder Land – erst noch in der Ferne und mit einer ersten Lichtwolke.

Der erste Höhepunkt ist das Passieren der Vezzaranno Narrows Brigde – mit 4 Meter Abstand zum höchsten Punkt des Schiffes.




Das frühe Aufstehen lohnt schon, weil Fotos diese magischen Momente gar nicht wiedergeben können – und ich hatte den Luxus, das alles von meinem Balkon mit einem Becher Tee miterleben zu können.





Und dann hat man noch einige besondere Ausblicke, wenn man am Pier in Brooklyn liegt:


Der Rückflug nach Berlin von Newark über Nacht war für einen Abflug um 17.50 Uhr am selben Tag terminiert. Und nachdem ich mit einer der ersten Gruppen nach einem entspannten Frühstück im Britannia-Restaurant mit meinem letzten Full English Breakfast das Schiff um 8.00 Uhr verlassen habe, war ich ohne lange Schlangen bei der Einreise vor 9.00 Uhr mit meinem Gepäck ausserhalb des Terminals.


Hier war der Unterschied zwischen dem UK und den USA zu merken – es hat am Ende alles funktioniert, aber es war etwas trubeliger und weniger höflich. Wenn man in Southampton das Schiff für den Transfer verlässt, ist alles „idiotensicher“ organisiert. Dafür wird man ohne weitere Umstände am Terminal in Heathrow abgeladen und kann sehen, wie man die Zeit bis zum Abflug des eigenen Fluges verbringt. Da war das Konzept in New York weit besser – aber es wäre schön gewesen, das vorher etwas deutlicher zu erklären, denn auf meinem Voucher stand nur „New York Hilton HOSP und Newark Airport“. Das bedeutet: Ein kleiner Bus mit 25 Plätzen bringt 12 Passagiere, alle mit Abflugzeiten am frühen Abend in Newark, gemeinsam zum Hilton Mid Town.





Die Busfahrerin wusste auch nicht, wie es weitergeht, sondern nur, dass sie uns beim Hilton Midtown abliefern soll. Die Gruppe entwickelte Schwarmintelligenz und fragte sich durch. Schließlich fand sich ein Concergie, der mehr wusste und das Gepäck zur Verwahrung entgegen nahm und uns an einen Cunard-Tisch am anderen, nicht sichtbaren Ende der Lobby verwies. Hier erfuhren dann alle, wann sie wieder dort sein müssen – und bis dahin gab es Freizeit. So kam ich ganz unverhofft und ohne Vorbereitung zu drei Stunden in Midtown Manhattan.
Ich war bisher zweimal in New York, das letzte Mal zum Millium-Jahreswechsel 1999/2000. Und nun musste ich ohne Vorbereitung, lange Planung und ohne Zugriff aufs Internet einfach das Beste aus drei Stunden Manhattan machen. Ich habe mich für einen Bummel Richtung 35.Strasse über die 6th Avenue entschieden. Man kann in dieser Stadt immer so viel entdecken und ich habe im Bryant Park eine kleine Pause eingelegt, das Public WiFi für eine kurze Konsultation von Google Maps genutzt und bin an den dort aufgebauten Ständen vom Winterwonderland vorbei gebummelt.


Weiter ging es über die 5th Avenue am Grand Central, der dortigen Filiale der New York Public Libary, am Gebäude des Kaufhauses Lord and Taylor, in dem ich bei meinem ersten New York Besuch in den 90igern geshoppt habe und das zur Zeit innen eine Baustelle ist bis zur 35.Straße.


Hier legte ich einen kleinen Stop bei Macy’s ein – schon um diese üppigen Weihnachtsdekorationen zu bewundern.



Und nach einem kurzen Bummel durch Macy’s ging es wieder zurück zum Hilton über den Broadway.

Friedenstaube am Weihnachtsbaum vor dem Gebäude der News Corporation und Fox News


Vom Hilton aus hat Cunard Wagen entsprechend der Abflugzeiten organisiert und so bin ich mit einer reizenden Mitreisenden, die nach London fliegt, nach Newark gebracht worden. Die Fahrt dauerte aufgrund von diversen Staus etwas länger als gedacht aber wir waren mehr als rechtzeitig am Flughafen.
Ich habe wieder zwei Anläufe gebraucht, bis ich beim richtigen Schalter war – und schon hier hat sich gelohnt, dass ich für diesen Flug in Premier Economy investiert hatte. Ohne Probleme bin ich meinen Koffer losgeworden, der knapp 23 kg wiegt, gut durch die Sicherheitskontrolle gekommen und hatte noch etwas Wartezeit am Gate. Da es am Flughafen freies WiFi gibt, konnte ich noch einiges erledigen. Das Boarding lief reibungslos und ich habe einen Fensterplatz mit Beinfreiheit.
Die sieben Stunden Flugzeit bedeuten eine kurze Nacht, denn der Flug, der am frühen Abend in New York startet, ist nach Plan kurz vor acht Uhr morgens am BER.

Es gab in der Premium Plus mehr Beinfreiheit, die Mahlzeiten wurden auf Porzellan serviert und es waren weniger Sitze in den Reihen. Es war für alle ein Flug mit einigen Turbulenzen, der aber 30 Minuten vor der angegebenen Ankunftszeit am BER landete.
Vom Verlassen meines Sitzes im Flugzeug durch die automatisierte Grenzkontrolle bis zum Aufnehmen des Koffers dauerte es 15 Minuten. Das Taxi brauchte wegen des Berufsverkehrs etwas länger, aber in weiteren 25 Minuten war ich zuhause – zu einer Zeit, zu der ich normalerweise ins Büro aufbreche. Und ich kann die kommenden vier Tage noch nutzen, einiges zu erledigen und mich wieder auf deutsche Zeit zu bringen.

Fazit
Manche fragen sich ja, ob man sich auf einer solchen Reise, bei der man am Mittwoch auf das Schiff kommt und am Mittwoch darauf wieder verlässt, nicht langweilt. Oder seekrank ist, wenn man im November durch Nebel und rauhe See unterwegs ist. Meine Antwort – nein. Ich habe das Schiff erkundet, drei (dicke) englischsprachige Bücher gelesen, wunderbar gefrühstückt, habe interessante Veranstaltungen mit Autor:innen erlebt, die ich noch gar nicht kannte, habe Lunch, Afternoon-Tea und Dinner genossen, bin mit reizenden Menschen ins Gespräch gekommen, habe die Zurückhaltung und Höflichkeit der Brit:innen im Umgang mit anderen sehr geschätzt und wieder festgestellt, dass ich Seetage mag. Und hatte ein magisches Erlebnis mit der Einfahrt nach New York City und als unerwarteten Bonus noch einen netten Bummel in Manhattan bei angenehmen Herbstwetter.

Tipps
1. Ein „Premium“-Getränkepaket hätte mich 504 $ gekostet. Ich habe wie immer „as you go“ bezahlt und das hat mich etwas über 80 $ aus dem On-Board-Credit (OBC) gekostet und ich weder dehydriert noch habe ich mir Genuss versagt. Da blieb sogar noch was für andere nette Sachen über.

2. Ich nutze gerne Frühbucherrabatte und plane deshalb langfristig. Dabei vertraue ich auf die gute Beratung und Begleitung meines Reisebüros des Vertrauens https://passage-kontor.de/. Und so habe ich eine nächste Reise – alles gut vorbereitet mit bereits ausgesuchter Kabine – beim Voyages Sales bei einer bezaubernden Kollegin (Charlotte) gebucht. Es kostet genauso viel wie beim Buchen über das Reisebüro, es gibt noch 300 $ OBC mehr für die Buchung und die sofort zu zahlende Anzahlung beträgt nur 250 €. Deshalb schätze ich mein Reisebüro – es denkt mit und macht meine Reisen noch angenehmer.

3. Wer „Westbound“ reist, muss aufgrund der fünf Stunden Zeitunterschied zwischen London und New York die Uhr für die Bordzeit fünf Mal eine Stunde zurückstellen und verbringt damit längere Tage an Bord – umgekehrt gibt es fünf 23-Stunden-Tage am Weg zwischen New York nach London. Deshalb empfehlen viele für mehr Reisegenuss die Strecke Richtung Richtung New York, wenn man nur eine Strecke fährt – und die Einfahrt nach New York ist der Abschluss dieser Reise – das Beste zum Schluss.
4. Es gibt für alle Schiffsreisen ein spannendes Angebot eines britisches Start Up, das für die konkrete Reise aus den „echten“ Satelliten-Schiffsdaten eine Karte produziert, die man – gerade als Erinnerung an besondere Reisen – gerahmt als Erinnerung an die Wand hängen kann, oder auch in einem Coffee-Table-Book sammeln kann, wenn man zu wenig Wand für mehr Bilder hat. Das sieht für diese Reise so aus 👇

Wer sich selbst eine Erinnerung für eine (besondere) Schiffsreise bestellen will, kann das unter https://thecruisemaps.com/ tun – der Versand ist weltweit inclusive.
Was ich mir wünschen würde:
1. Um an Bord eines Schiffes kommen, muss man die notwendigen Visa für die Reise vorlegen. Für eine Reise nach New York – also die USA – heißt das: Wenn man nicht vorher ein Visum beantragt hat, kann man für die Anreise das Electronic System for Travel Authorization (ESTA) nutzen, über die Einreise entscheidet dann die Grenzschutz- und Zollbehörde vor Ort. ESTA https://esta.cbp.dhs.gov/faq?lang=de ist ein elektronisches Reisegenehmigungssystem der US-Homeland Security, das als erweiterte Sicherheitsüberprüfung für Reisende in die USA aus Ländern, die am Visa-Waiver-Programm teilnehmen, fungiert. Man kann es selbst einfach mit einem maschinenlesbaren Reisepass mittels der offiziellen App und Zahlung einer Gebühr von 21 $ spätestens 72 Stunden vor der ersten Einreise beantragen – allerdings braucht man auch eine US-Kontaktadresse. Hier würde ich mir von Cunard eine Info mit der Buchung wünschen, welche Angaben man macht, wenn man vom Cruise Terminal in Brooklyn direkt zum Flughafen wechselt und deshalb keine Hoteladresse hat. Wenn man lange auf der Cunard-Website nach entsprechenden Informationen sucht, findet man nur einen Verweis auf CIBTvisas, die mit Cunard zusammenarbeiten – aber diesen Service eines Dritten in Anspruch zu nehmen bedeutet mehr als doppelt so hohe Kosten. Wie immer war das Reisebüro meines Vertrauens auch bei der Beantwortung dieser Frage hilfreich – aber warum kann Cunard in seinen Hinweisen das nicht auch einfach für jedermensch zugänglich machen: ich habe die Adresse des Cunard-Pier in New York angegeben und damit habe ich mein ESTA ohne Probleme bekommen.
Da man bei der Einschiffung das Visum oder seine ESTA Bestätigung ausgedruckt vorlegen muss, habe ich nicht ganz verstanden, warum im Tagesprogramm mehrmals ausführlich auf die Notwendigkeit von ESTA hingewiesen wurde, aber das bleibt eines der Geheimnisse der Redaktion des Tagesprogramm, die es für mich noch zu verstehen gilt.
2. Einige Dinge bleiben auf meiner Wunschliste an Cunard – und es wäre schön, wenn sich hier bald etwas ändert:
– Zumindest die Wahl, ob ich in der Kabine mit Alkohol (in Form von Sekt) oder etwas feinen Alkoholfreien begrüßt werde und viel mehr attraktive alkoholfreie Angebote auf den Barkarten, bleibt ganz oben auf meiner Wunschliste. Und so nett es ist, dass mit der Kapitän am ersten Gala-Abend einer Reise ein Glas Sekt ausgibt, mit dem er indirekt auf eine gute Reise mit mir anstoßen will, so unhöflich empfinde ich es mittlerweile, dass es bei einer Ablehnung dieses Glases keine (alkoholfreie) Alternative gibt.
– Eine Fleecedecke (oder eine andere Decke) in der Kabine fehlt mir – so wie ich das bei Virgin, MeinSchiff oder VIVA ganz selbstverständlich erlebt habe und gerne man nutze.
– Ein (langer) Schuhlöffel als Standardausstattung in der Kabine wäre gut, um das Anziehen von Schnürschuhen zu erleichtern.
– Mir fehlt bessere Informationen in der MyVoyage-App, z.B. das tatsächliche Menü für Lunch und Dinner im Britannia-Restaurant und im Kings Court, damit man das schon schon vorher besser planen kann. Es war ausserdem etwas irritierend, dass ich nicht über die App einen Tisch im The Verandah buchen konnte, weil es mit meiner „Standard“-Dinnerbuchung kollidierte – ich aber diese Buchung nicht selbstständig über die App für diesen Abend stornieren konnte. Aber es hat dann doch vor Ort mit einem Tisch geklappt. Dabei ist diese App, die eine Web-Applikation über den Browser ist, die man an Bord auch ohne Kauf von Internetpaketen nutzen kann, noch nicht einmal eine echte App, über die man die gesamte Buchung auch schon vor der Reise einfach am Smartphone administrieren kann – wie die MeinSchiff-App, nicht gerade neuster technischer Standard.
3. Cunard ist stolz auf seinen „White-Star-Service“ und der Service ist im allgemeinen gut – aber es ruckelt eben auch oft genug und deshalb hier meine Sammlung, auch wenn ich wieder gemerkt habe, dass der Service bei Cunard im allgemeinen schon gut bis sehr gut ist. ABER mich stört
– Zum Beispiel, dass der Weinkellner am ersten Abend im Britannia-Restaurant extrem lange brauchte, bis er zu mir kam, auf meine Bitte nach einer Flasche Wein mir die Weinkarte aushändigte ohne viel zu fragen oder Beratung anzubieten, meine Bestellung aufnahm und immerhin kurz vorm Dessert das erste Glas einschenkte. Lag das an mir als alleinreisender Frau? Ich bin jedenfalls den beiden zauberhaften Weinkellnern auf meinen bisherigen beiden Reisen mit der Queen Victoria sehr dankbar, dass sie mich auf diesen Reisen jeweils gut beraten und mit gutem Service betreut haben und damit mein Maßstab für ihre Kolleg:innen auf den anderen Cunard-Schiffen sind. Und ihre Hinweise nutze ich gerne weiter: sei es der Hinweis, eine Flasche Wein auszusuchen und jeweils am nächsten Abend damit weiter zu machen (besserer Wein und geringerer Preis als bei Einzelgläsern zumindest in der Preisklasse, in der ich meine Flasche auswähle) oder die Empfehlung für den guten chilenischen Syrah auf der Karte.
– Zum Beispiel, dass ich es – bei allem Verständnis für die lange Arbeitszeit der Kellner – doch etwas ungastlich empfinde, wenn mein benutzter Teller nach dem Gang noch vor mir stehen bleibt, während der Kellner schon während des Hauptganges an den Tischen neben mir fürs Frühstück eindeckt.
– Zum Beispiel, wenn der Kabinensteward beim Turnover zwar den schmutzigen Becher oder das benutzte Glas wegräumt, aber dann nicht sofort einen frischen Becher oder ein neues Glas hinstellt und auch weder die Teebeutel, die Kekse noch die Milch sofort ersetzt/ergänzt, sondern erst beim nächsten oder übernächsten Mal – das kenne ich anders.
– Zum Beispiel, wenn ein Kellner im Service offenkundig erkältet ist und alle Regeln über Verbreitung von Viren in Vergessenheit geraten sind. Ich mag mir eigentlich ungern vorstellen, wenn der Kellner gerade die Nase hochgezogen hat, niest und dann die Teller serviert, was da „mitkommt“, zumal auf dieser Reise deutlich weniger auf die Handdesinfektion vor den Mahlzeiten geachtet wurde.
– Zum Beispiel beim wunderbaren Roomservice, wenn beim Frühstück Salz und Pfeffer fehlt (für Eierspeisen schon erwünscht), oder bei den Pommes Salz, Pfeffer, Ketchup und Mayo – zum Glück war aber die Qualitätskontrolle am nächsten Tag besser und beides dabei. Und wer auch immer die Türen der Kabinen abgenommen hat, hat dabei nicht die Arbeitsbedingungen der Personen im Roomservice mitgedacht, die mit ihren Tablets die Tür offenhalten und durch den engen Gang manövrieren müssen. Man kann noch nicht einmal helfen und die Tür aufhalten, weil dazu kein Platz ist.
– Zum Beispiel wenn man eine logische Erklärung dafür hätte, warum auf dieser Reise nicht jeden Abend (wie ich sonst vom Dinner im Britannia-Restaurant kenne) zum Heißgetränk nach dem Dessert auch noch eine süße Kleinigkeit (meist Pralinen) angeboten wird.
– Zum Beispiel wenn man Suppen in einer Tasse auf einem Teller mit nicht passendem Tassenspiegel serviert oder man Tee – als Alternative zum Kaffee aus der großen Kanne – immer in kleinen Kännchen serviert, die mit jedem Abend von immer mehr „weiter hinten“ aus dem Geschirrdepot zu kommen scheinen.

4. Spätestens seit ich bei Virgin Voyages und Meln Schiff erlebt habe, wie gut es anders geht, wünsche ich mir bei allen meinen Kreuzfahrten einen Preis, der alle Kosten, auch die für das Personal, erkennbar beinhaltet und statt pauschalen Graduties in einer Höhe von 15 oder 18 $ pro Tag der Reise mit einem undurchsichtigen Verteilmechanismus die Möglichkeit, einzelnen Crewmitgliedern oder Bereichen eine direkte Anerkennung für besonders gute Leistungen zu geben.

Graduities kommen aus einer amerikanischen Tradition, die statt einem auskömmlichen Einkommen für Dienstleistungstätigkeiten durch den Arbeitgeber die Begleichung eines Teils der Kosten in der direkten Interaktion zwischen Kund:innen und Dienstleistungserbringer:innen erfolgen lässt. Interessant fand ich die Diskussion in einem Thread bei Emma Cruises über Graduities http://youtube.com/post/UgkxDSq5fTVKiRF670WCilq6ZeJTo6OtyqUi?si=tu1NuEZVDxQR_X-i und da waren eigentlich alle, die kommentiert haben, der Meinung der Virgin (oder auch Mein Schiff)-Weg – das gleich bei der Buchung mit einpreisen (und das Personal direkt auskömmlich zu bezahlen) – ist das, was sie sich wünschen. Interessant fand ich dass ich online auf meinem Bordkonto verfolgen konnte, dass erst die Graduities abgebucht und dann wieder gutgeschrieben wurden. Der Sinn dieser Aktion erschließt sich mir nicht und überzeugt mich nicht von der Notwendigkeit dieser Praktik. Am besten einfach abschaffen, in den Reisepreis die Löhne aller ordentlich integrieren und für besondere Leistungen die Möglichkeit des entsprechenden Trinkgeldes lassen.
5. Was ist so schwer daran zu verstehen, dass ich gerne alleine reise und deshalb noch lange nicht mit mir unbekannten Menschen unbedingt das Abendessen gemeinsam erleben möchte? Ich zahle für zwei und möchte gerne – wie vorher in der Buchung angegeben – einen kleinen Tisch für zwei. Mein erster Tisch war einer für 8 Personen – und erst nach sofortiger Intervention habe ich einen 2-er Tisch bekommen. Die stehen im Zweifel so eng beieinander, dass man auch mit dem Nachbarn – so beide mögen – ins Gespräch kommen kann. Die ursprüngliche Tischzuweisung ist umso verwunderlicher, als auf dieser Reise in meiner Tischzeit zahlreiche Zweier-Tische die gesamte Zeit über nicht besetzt waren. Die Male, bei denen Cunard mich an einen großen Tisch gesetzt hat, sind mir nicht als die besten Momente dieser Reisen in Erinnerung geblieben und ich habe gelernt, dass man das beim Maitre D‘ auch ändern kann. Und beim nächsten Mal mache ich das gleich nach dem An-Bord-Kommen, aber ich war dieses Mal ziemlich spät an Bord und deshalb hatte ich darauf verzichtet, gleich den zugewiesenen Tisch zu checken. Noch besser wäre, wenn Cunard das in seinem System hätte und in Zukunft einfach darauf verzichtet, mir ungefragte Tischgesellschaft anzubieten. Wenn ich Gesellschaft will, werde ich das kundtun. Das wäre ein netter Service für Alleinreisende, die schließlich pro Person deutlich mehr bezahlen als Paare.
6. Gerade auf einer Transatlanikroute mit seinen täglichen Zeitumstellungen ist es hilfreich, die tatsächliche Bordzeit am aktuellen Tag zu haben. Deshalb habe ich nicht nur einen ganz klassischen Reisewecker dabei, sondern hatte mich gefreut, dass in MyVoyage im Reisekalender die aktuelle Bordzeit angegeben wird. Dachte ich zumindest am ersten Bordtag – aber dort war bis morgens gegen 8.30 Uhr statt der Bordzeit (GMT +1) noch die GMT angegeben. Ein Blick auf die Uhr am Fahrstuhl zeigte: statt wie gedacht um 9.00 Uhr war ich so doch schon zu Beginn der Frühstückszeit um 8.00 Uhr im Britannia-Restaurant. Dort war es zur Frühstückszeit gewohnt effizient, die Warteschlange war schnell abgearbeitet und ich habe mein erstes Full English Breakfast an Bord sehr genossen. Und an den folgenden Tagen war der Blick auf den Kalender in MyVoyage die einfachste Möglichkeit, an Bord die aktuelle Bordzeit zu checken.
7. In den Facebookgruppen gibt es immer wieder heftige Diskussionen um den Dresscode bei Cunard, der gar nicht mehr so streng ist. Aber ich finde es doch etwas befremdlich, wenn man an einem Gala-Abend, wo sich alle Mühe geben und die meisten Männer sogar im Smoking erscheinen, einen Mann in einem karierten Hemd ohne Sakko zulässt. Wobei ich mich sowieso frage, warum Männer ab 40, die Kleiderordnungen gerne missachten, besonders gerne wenig ansehnliche karierte Hemden tragen.





Hinterlasse eine Antwort zu Christian Wiesenhütter Antwort abbrechen