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Krimis sind eine in der Kultur der schwarzen Rollkragenpullover oft nicht ernstgenommene, aber beim Publikum sehr beliebte Form der Unterhaltung. Zahlreiche Krimiserien im Fernsehen und ein umfangreiches Angebot an Büchern in vielfältigen Variationen treffen auf eine breite Nachfrage. Neben Klassikern des amerikanischen, französischen und britischen Kriminalromans – zu denen immer noch Agatha Christie als meistverkaufte Autorin zählt – sind skandinavische und deutsche Krimis in jeder Buchhandlung und Bibliothek zu finden. Zudem findet True Crime immer mehr Nachfrage und Rechtsmediziner, Anwälte, Polizisten und Journalisten veröffentlichen Bücher mit realen Fällen und ihrer – manchmal erst späten – Aufklärung. Mich begleiten einige Krimiautor:innen über viele Jahre, zum Beispiel Dorothy L. Sayers, deren Lord Peter Wimsey Romane ich immer wieder gerne lese, bei manchen Reihen, zum Beispiel „Es geschah in Berlin…“ bin ich neugierig, wie es mit den Nachfahren von Hermann Kappe im Berlin des jeweiligen Jahres weitergeht, und andere Autor:innen begleiten mich ein Stück meines Weges, um dann wieder durch andere ersetzt zu werden. Wenn  ich Autorinnen persönlich kennen – wie Beate Maxian bei einem Krimiabend im Wien-Haus in Brüssel – und schätzen lerne, zumal wir auch mit Seewalchen am Attersee einen gemeinsamen geografischen Bezugspunkt haben, dann freue ich mich auf neue Bücher von ihnen immer sehr und kaufe sie gleich bei Erscheinen, selbst wenn ich sie noch nicht sofort lese.

Da ich also gerne Krimis lese und genauso gern reise, finde ich die Kombination als Krimi-Kreuzfahrten natürlich interessant. So habe ich 2024 eine VIVA-Krimi-Kreuzfahrt in Kooperation mit dem Gmeiner Verlag gemacht:

Ein anderes Konzept verfolgt die nunmehr seit zehn Jahren stattfindende einwöchige  CrimeCruise die einmal jährlich Ende Oktober auf der Fähre von Hirthals in Dänemark über die Faroer Inseln nach Island und zurück stattfindet. Ich habe diese Reise 2022 gemacht (und damals noch nicht gebloggt).

Die Norönna
Mördersuchspiel
Faroer Inseln

Es ist ein Ansatz, der bekannte und weniger bekannte Autorinnen und Autoren gemeinsam mit Tatortermittlern zusammen im Programm hat, einen Schreibworkshop sowie ein über die Woche gehendes Mördersuchspiel anbietet und das alles auf einer im Linienverkehr fahrenden Fähre  im herbstlichen Nordatlantik mit der Chance auf erste Polarlichter und der Erkundung der Faroer Inseln und eines sonst wenig bekannten Teils Islands verbindet. Es gibt mittlerweile auch den Roman „Kein Isländer ist auch keine Lösung“, der  als Hintergrund der Liebesgeschichte eine ganz gute Beschreibung der Crimecruise von der Anreise mit dem Bus an hat. Seydisfjördur in Island und die Fähre Norönna kann man in der dreiteiligen isländischen Krimiminserie „Trapped in Island – Gefangen in Island“ https://www.morgenpost.de/kultur/tv-streaming/article402297921/trapped-gefangen-im-eis-morden-im-hohen-norden.html sehen, wo zumindest die ersten beiden Teile sehenswert sind. Es gibt eine aktive Facebookgruppe https://www.facebook.com/groups/498008867370136/?ref=share über die CrimeCruise und die rund 200 Mitreisenden setzen sich aus Autor:innen, Redner:innen und dem Team (oft in Begleitung), auf dem Weg zum ersten selbstveröffentlichten Krimi befindliche Autor:innen und einfach gerne Krimileser:innen zusammen. Es gibt Wiederholer:innen und Erstreisende, Alleinreisende, Gruppen von Freund:innen und Pärchen. Wie immer wenn es um Krimis geht, ist der Anteil der Frauen deutlich höher als der der Männer, die auch seltener als Frauen als Alleinreisende unterwegs sind. Man findet schnell Anschluss, wird aber auch in Ruhe gelassen, wenn man gerade nicht Bedarf nach neuen Kontakten hat. Man redet beim Essen, mit der zufällig nebenan sitzenden Person bei einer Lesung oder einem Ausflug – das kann sich später vertiefen oder auch nicht, ganz nach eigenem Gusto.

Die Norröna 2022 in Torshavn

Die Anreise zum Skandinavienkai in Travemünde ist eher auf LKW und Reisende mit eigenem PKW ausgelegt. Auch wenn Finnlines sich gut um die Fusspassagiere kümmert, scheinen die Verantwortlichen des ÖPNV in Lübeck-Travemünde leider  keinen großen Sinn in einer guten Nahverkehrsanbindung zu den Abfahrts-  und Ankunftszeiten der Fähre zu sehen. Gerade diese Fusspassagiere bleiben übrigens bei der Ankunft zurück in Travemünde aufgrund der Ankunftszeit vermutlich zu einem hohen Anteil zumindest eine Nacht in Lübeck – und bringen so etwas Geld in die Stadt.

Zum Glück gibt Finnlines eine gute Information, wie man mit Bus und Bahn zum Hafen Check-In kommt: mit dem RE bis Travemünde Skandinavien-Kai und dann gibt es eine Buslinie (36), die einmal pro Stunde von einer Haltestelle nahe dem Bahnhalt bis zum Hafenterminal fährt. Die Haltestelle hat immerhin eine Bank mit drei Plätzen, aber nicht mal eine Überdachung, falls das Wetter etwas feucht ist.

Die Bushaltestelle Travemünde Skandinavien-Kai

Für die Ankunft in Travemünde kann man vorher über Finnlines für 15 € einen Shuttle buchen, der direkt vom Schiff zum Hauptbahnhof in Lübeck fährt – ein guter Service, den ich gerne genutzt habe.

Die Fähre legt Richtung Helsinki erst um 2.00 Uhr nachts ab. Man kann zwischen 20.30 Uhr und 22.30 Uhr bei ausnehmend nettem Finnlines-Personal einchecken, bekommt die Kabinenkarte, die Mahlzeiten-Gutscheine (und so gebucht den Voucher für den Busshuttle bei Rückankunft) und kann in einem Wartebereich sitzen bis man mittels Shuttlebus auf die Fähre gebracht wird. Man geht dann auf die Kabine und kann schon schlafen, wenn die Fähre ablegt. Ich war jedenfalls um 23 Uhr auf dem Schiff und in der Kabine. Angeboten werden Aussen- und Innenkabinen mit zwei oder vier Betten.

Finnlines https://www.finnlines.com/routes/travemunde-helsinki/ schickt drei gleichgebaute Fähren auf die Strecke Travemünde – Helsinki. Die Fähre verkehrt so täglich zu den selben Zeiten. Schwerpunktmäßig werden LKW und Trailer – also Fracht transportiert. Darüber hinaus kann man mit Auto oder Wohnmobil – oder eben als Fusspassagier – mitfahren. Eine Strecke dauert rund 30 Stunden. Das Frühstück an Seetagen wird als Brunch von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr angeboten, bei der Ankunft in Helsinki gibt es zwischen 7.30 Uhr und 9.00 Uhr Frühstück. Am Abend gibt es zwischen 18.30 Uhr und 20.00 Uhr ein Abendbüffet, in der Variante Superior mit Bier und Tischwein neben Softdrinks, am Abend vor der Ankunft in Travemünde ohne Getränke. Das Büffet im Mare Baltikum als Teil des Mahlzeiten-Pakets bietet kalte und warme Speisen, in der Superiorvariante mit viel frischem Seafood, aber auch verschiedenen Braten. Es gibt eine kleine vegetarische Abteilung, aber als Gemüse gab es an allen drei Abenden nur Blumenkohl und Broccoli. Mittags gibt es kein Angebot im Mahlzeiten-Paket, man kann aber an der Bar neben verschiedenen Kuchen auch gut belegte Brötchen kaufen.

Die Bühne der Crime Cruise

Diese CrimeCruise mit dem Ziel Helsinki in Kooperation mit Finnlines fand zum ersten Mal statt – und Felix, das „Gesicht der CrimeCruise“ hat zusammen mit  Frauke von Finnlines alle 125 Teilnehmenden am Freitag um 10.30 Uhr im Restaurant begrüßt. Die Sonne strahlte, die Ostsee war glatt wie ein Teich (Spoiler: es gab auch ein paar rauere Streckenabschitte) und eine bunt gemischte Gruppe begann eine besondere  Reise. Die Auftaktlesung von Sabine Weiß https://wordpress.sabineweiss.com/ wurde gefolgt von einer von Meike Dannenberg https://www.meikedannenberg.de/, die auch eine Reportage über diese Reise für das Büchermagazin macht. Vor dem Abendessen gab es durch FF – Felix und Frauke – eine kleine Einführung in die Highlights von Helsinki mit anschließendem kleinen Quiz. Nach dem Abendessen gab es noch eine Lesung von Stephan Ludwig, der kurzfristig für den erkrankten Sven Stricker eingesprungen ist.

Sonnenuntergang auf der Finnlady

Am Sonnabend pünktlich um 9.00 Uhr war die Fähre in Helsinki freigegeben – und während die eine Hälfte der Gruppe mit einer vorher buchbaren Stadtrundfahrt knapp zwei Stunden einen ersten Eindruck von Helsinki durch die Fenster eines Busses bekam, hatte die andere Hälfte einen Shuttle zum Hafen am Riesenrad und knapp dreieinhalb Stunden Zeit zum Erkunden auf eigene Faust an einem echten Apriltag mit kleinem Schneesturm und Sonnenschein in kurzer Abfolge. Da Finnlines vorrangig Fracht transportiert, kommt die Fähre nicht wie andere Schiffe und Fähren mitten in der Stadt an, sondern im neuen Hafen etwas ausserhalb der Stadt – da braucht es den Shuttlebus.

https://www.raflaamo.fi/fi/ravintola/helsinki/kappeli

Gestärkt mit einem guten Kaffee und einen Quarkteilchen im Café Kappelli bin ich durch die Stadt zu meinem Lieblingsort in Helsinki gebummelt: der Bibliothek Oodi.

http://oodihelsinki.fi

Es ist immer schön in Skandinavien, die Kulturhäuser zu sehen, Tempel des Wissens, die ich lieber als Kirchen besuche und besichtige. Ansonsten kommt man auf dem Fußweg auch an vielen Geschäften mit skandinavischen Design und Kaufhäusern sowie vielen weiteren Cafes vorbei – es gibt viel zu sehen und viele Orte zum Verweilen.

Am Hafen
Hauptbahnhof Helsinki
Fähren im Hafen
Hafensauna

Um dreiviertel zwei ging es mit dem Shuttlebus zurück auf die Fähre, die dann kurz nach drei ablegte und Kurs zurück auf Travemünde nahm.

Finnlady im Hafen Helsinki

Um vier Uhr gab es musikalische Lesung mit Veikko Bartel https://www.veikko-bartel.de/. Nach dem Abendessen gab es dann noch ein Gespräch und eine Lesung mit Axel Petermann https://www.axelpetermann.de/ und der Abend klang mit Musik von Madame Manü http://www.madamemanueandmistercrazyhair.com/ aus.

Sonnenuntergang auf der Ostsee

Am Sonntag startete der Tag gemütlich mit dem Brunch-Büffet. Um 13.00 Uhr las Katrin Schumacher, die die anderen Lesungen zauberhaft  moderiert hat, selbst, dieses Mal moderiert von Meike Dannenberg. Um 15 Uhr las Eva Almstädt https://www.eva-almstaedt.de/ aus ihrem gerade erschienenen Krimi, der gleich die Spiegel-Bestsellerliste erobert hat. Zum Abschluss gab es die Open Stage, bei der weitere mitreisende Autor:innen die Gelegenheit nutzen, aus ihren Büchern zu lesen. Vor dem Abendessen gab es noch eine schöne Verabschiedung, Informationen zum Verlassen des Schiffes für die Fusspassagiere und dann das Abendessen.

Das Team der Lesenden

Das Schiff kam pünktlich um 21.00 Uhr Ortszeit in Travemünde an. Zunächst konnten die Trucker und die Gäste mit PKW zu ihren Fahrzeugen. Die Kabinen waren bis zum Verlassen des Schiffes verfügbar – auch wenn sich viele Fusspassagiere schon recht früh auf Deck 7 versammelt hatten, um unbequem zu warten, um zu den Shuttlebussen zu kommen. Die waren gegen 21.30 Uhr zugänglich und der Shuttle war kurz nach 22.00 Uhr am Lübecker Hauptbahnhof. Ich hatte es nicht weit zu meinem gebuchten Hotel – dem neuen the niu – Rig Lübeck direkt gegenüber dem Lübecker Hauptbahnhof.

The Niu Rig Lübeck
Für einige Zimmer muss man ein paar Stufen steigen

Neues Hotel, nettes Design, gute Lage und guter Preis für eine Nacht. Wer Barrierefreiheit braucht, der sollte das bei der Buchung angeben, denn es sind in diesem neuen Hotel in einem Altbau auch ein paar mehr Stufen als gewöhnlich. Die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet, es gibt Steckdosen am Bett, aber mir fehlt ein kleiner Nachttisch am Bett und ein großer Papierkorb im Zimmer. Das was als an der Wand befestigter Haartrockner vorhanden ist, produziert leider nur mässig warme Luft.

Und nach dem ordentlichen Frühstück, bei dem ich nur Saft vermisste,  habe ich dann am Montag früh den nächsten Zug nach Berlin – über Hamburg – genommen und am Nachmittag wieder gearbeitet.

Die Reise war gut organisiert aber auf eine sehr angenehme Art, freundlich und persönlich. Meine Kabine war sauber und gemütlich und das Bett bequem. Eine Fähre wie diese ist kein Kreuzfahrtschiff, aber man kann hier zweimal dreißig Stunden gut verbringen – und es ist eine sehr entspannte Atmosphäre.

Letzter Sonnenuntergang

Diese Form der Krimireise gibt die Gelegenheit, mehr von den Autorinnen und Autoren, von ihrem Arbeitsstil und ihren erschaffenen Plots und Figuren zu erfahren. Man hört Autor:innen lesen, deren Werke man schon kennt und entdeckt neue Krimis. Man kann interessante Gespräche mit ebenfalls an Krimis interessierten Mitreisenden führen und tauscht den einen oder anderen Tipp aus. Es war ein verlängertes Wochenende mit vielen Erlebnissen, die sehr kompakt waren ohne das Gefühl zu haben, durch die Zeit zu hecheln – es gab immer auch Pausen, um aufs Meer zu schauen und alles zu genießen.

Die CrimeCruise gibt es jetzt zweimal im Jahr – und doch ist jede anders. Man kann jederzeit einsteigen und auch mal die eine oder andere auslassen, und dann wieder mitzufahren.

Tipps

1. Die CrimeCruise nach Island findet in 2025 vom 2.-9.11.2025  statt. Nach der 2025 durchgeführten CrimeCruise Helsinki Edition Jungfernfahrt wird die nächste Reise vom 19.-22.März 2026 stattfinden. Die aktuellen Infos gibt es direkt auf der Website https://crime-cruise.de/

2. Wenn man mit Finnlines fährt, sollte man (ohne weitere Kosten) dem Starclub beitreten. Neben 5% Rabatt bei der Buchung gibt es an Bord ein paar (leicht) reduzierte Angebote in den Bars und im Shop.

3. Auch auf einer Fähre gilt: Handy in den Flugmodus, wenn man keinen Kontakt zum Land-Handynetz hat. Es werden durch Finnlines auch verschiedene Internetpakete angeboten, aber man kann sich auch für die Fahrt im Digital Detox üben. In Finnland ist man – Dank der EU – zu seinen normalen Handytarifen geroomt.

3 Antworten zu „#CrimeCruise #Travemünde #Helsinki #Lübeck #Krimi #Krimilesung #Autorenlesung #Finnlines #Autorinnen #Fähre  #Skandinavien #buchliebe #TheNiu #Hotel”.

  1. Avatar von Sabine Weiß
    Sabine Weiß

    Sehr schöner Bericht! Dankeschön!

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    1. Avatar von Margrit Zauner
      Margrit Zauner

      Danke für die Lesung und das Mitgestalten der Crime Cruise

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  2. Avatar von Xeniana
    Xeniana

    Diese Bibliothek ist ja Wahnsinn.

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